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„House of Cards“ in Wien

Vergangenes Wochenende habe ich an dieser Stelle über Timelapses geschrieben, und über meine Meinung, dass sie immer eine Story haben sollten, um interessant und nicht bloß hübsch zu sein. Die beiden Filmemacher Thomas Pöcksteiner und Piotr Jablonowski aus Österreich hatten sich das wohl auch gedacht – und den Vorspann der Netflix-Serie House of Cards mal eben in Wien nachgedreht. Das Ergebnis ist ziemlich klasse, wie man in dem direkten Vergleich sehen kann. In einem Blogeintrag erklären sie, wie sie auf die Idee kamen und an welcher Stelle sie etwas schummeln mussten. Nun, es sei ihnen verziehen.

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Investiert Twitter weiter in Online-Video?

© Leon Neal/Getty Images
© Leon Neal/Getty Images

Twitter und Video, Moment, war da nicht schon was? Richtig, mit Vine ist Twitter seit Beginn des vergangenen Jahres im Besitz einer durchaus erfolgreichen Mikrovideoplattform. Erst vor wenigen Tagen katapultiere sich der 15-jährige Shawn Mendes als der erste Vine-Star innerhalb von 37 Minuten an die Spitze der iTunes-Charts. Früher gab es YouTube-Stars wie Justin Bieber, inzwischen reichen auch sechs Sekunden zum Erfolg.

Doch Twitter möchte offenbar auch weiter in traditionelle Videos investieren. Twitters Finanzchef Anthony Noto erklärte bei der Vorstellung der – übrigens sehr erfolgreichen Quartalsbilanz – dass das Unternehmen im August die Beta-Version einer neuen Funktion vorstellen werde, die Videos in die Timeline seiner Nutzer bringt. Erste Versuche gab es bereits mit Sportvideos und dem „Amplify“-Programm für Werbekunden.

Der Vorteil wäre, dass Videos somit auch auf Twitter deutlich sichtbarer werden und Produzenten und vor allem Marken dazu bewegen könnte, ihre Inhalte nicht nur YouTube, sondern eben auch Twitter zu laden. Zwar können auch jetzt, je nach Client, bereits YouTube-Links in der Timeline angezeigt werden, doch Twitter dürfte mehr Interesse daran haben, eigene Videos zu pushen. Erst im März hatte das Unternehmen den früheren YouTube-Mitarbeiter Baljeet Singh angestellt, um die Videosparte zu verstärken.

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Plastik im Pazifik: „It’s a Plastic World“

Es war im Jahr 1988, als die Meeresforscher erstmals die Existenz des Great Pacific Garbage Patch vermeldeten. Dieser durch den Pazifik zirkulierende Wirbel aus kaum sichtbaren Kunststoffteilchen ist seitdem nicht kleiner geworden. Im Gegenteil: Inzwischen bedroht er nicht nur die Meerestiere, die mit ihre Nahrung das Plastik aufnehmen, sondern, und das ist die Ironie des Schicksals, auch wieder uns Menschen: Über die Fische und das Wasser landet es zum Teil wieder in unserer Nahrungskette. Das Projekt It’s a Plastic World möchte mit dem folgenden Erklärfilm noch einmal auf das Plastik-Problem hinweisen.

 

Die ARD arbeitet an einem Streaming-Portal

© Dominique Faget/Getty Images
© Dominique Faget/Getty Images

Germany’s Gold, das war nicht etwa der Vorgänger von Deutschlands Beste!, sondern ein geplanter Streaming-Dienst der ARD und des ZDF. Die Nutzer, so war der Plan, konnten in der Videothek Inhalte aus den Programmen anschließend online angucken – gegen eine Gebühr. Anders als in den jetzigen Online-Mediatheken sollten die Inhalte dort zeitlich unbegrenzt verfügbar sein, und das Angebot zudem ein bis zu 60 Jahre altes Archiv aus Filmen, Serien und Dokumentationen enthalten.

Das Projekt scheiterte im Winter 2013, als das Kartellamt den Start untersagte. Durch die Kooperation zwischen ARD und ZDF könnten die Preise und die Auswahl abgesprochen werden, hieß es vonseiten des Kartellamts. Bereits im Jahr 2012 scheiterte ein ähnliches Projekt der Privatsender RTL und Pro7.

Obwohl Germany’s Gold inzwischen Geschichte ist, arbeiten die Öffentlich-Rechtlichen Sendeanstalten offenbar an einem Nachfolger. Das geht aus dem Jahresabschluss der WDR Mediagroup im Bundesanzeiger hervor. Dort steht: „Zudem steht in 2014 der Aufbau eines Alternativprojekts zu Germany’s Gold an. Hierzu werden Gespräche im Produzentenkreis und im Kreis der ARD-Verwertungstöchter geführt. Ziel ist es, eine umsetzbare (sowohl juristisch als auch wirtschaftliche) Alternative für Germany’s Gold in den Markt zu bringen.“

Gespräche mit Partnern und Verlagen

Tatsächlich sieht der Markt anders aus als noch vor einem Jahr: Netflix startet im September in Deutschland, um Watchever gab es unlängst Gerüchte eines Verkaufs, und auch Pro7/Sat.1 investieren abseits des Streaming-Portals Maxdome heftig in Online-Angebote. Da ist es nicht verwunderlich, dass auch die Öffentlich-Rechtlichen den Anschluss nicht verpassen möchten.

Michael Loeb, Geschäftsführer der WDR Mediagroup, sagte der Funkkorrespondenz: „Wir sprechen mit verschiedenen potenziellen Partnern sowohl von Sendern als auch aus Produzentenkreisen sowie Verlagen.“ Auch nach dem Ende von Germany’s Gold wolle man alternative Verwertungsquellen sondieren.

Bislang ist lediglich von den ARD-Verwertungstöchtern die Rede, nicht aber vom ZDF. Es ist also denkbar, dass die ARD schon bald einen alleinigen Vorstoß in den Online-Strreaming-Markt wagt. Interessant dürfte sein, ob ein solche Angebot nur Inhalte aus der ARD-Familie enthält, oder auch Inhalte aus dem Ausland lizenziert, um somit eine Alternative zu Angeboten wie Netflix zu schaffen. Man hoffe, noch in diesem Jahr konkrete Informationen liefern zu können, sagt Michael Loeb.

 

Kurzfilm: „The Collector’s Gift“

In diesen weltpolitisch düsteren Zeiten darf es gerne auch mal wieder etwas märchenhaft werden. In Ryan Kravetz animiertem Kurzfilm The Collector’s Gift geht es deshalb um nichts geringeres, als der Weg von einer düsteren Dystopie hin zu einer sonnigen, schönen Welt. All das versteckt in einer mysteriösen Kiste und mit der Pointe versehen, dass sich lebenslange Neugier eben doch auszahlt. Entstanden ist der Film als Master-Arbeit an der Universität von Südkalifornien (USC).

 

Amazon entdeckt das Teleshopping neu

Screenshot  von Amazons Video Shorts
Screenshot von Amazons Video Shorts

Natürlich waren die Vergleiche mit YouTube sofort da: „Amazon startet YouTube-mäßige Videosektion“, schrieb etwa das Technikblog Techcrunch, und auch in vielen anderen Artikeln zum Thema fanden ähnliche Vergleiche statt. Der Anlass heißt Amazon Video Shorts und hat so ziemlich nichts mit YouTube zu tun, außer dass die Sparte kurze Videos zum Streaming anbietet – und zwar als eine Weiterführung des Teleshoppings.

Die Video Shorts enthalten bislang Interviews mit Schauspielern und Musikern, Filmtrailer und Produkttests. Auf den ersten Blick sieht es tatsächlich wie eine gewöhnliche Videoplattform aus: Sehr aufgeräumt, mit den entsprechenden Videoinformationen und der Möglichkeit, die Inhalte zu kommentieren und zu bewerten.

Der Clou: Die Videos stammen nicht wie etwa bei YouTube von Privatpersonen, sondern ausschließlich von Produktionsfirmen, von Herstellern und Plattenlabeln. Wer etwa nach dem neuen Album eines bestimmten Künstlers sucht, bekommt künftig auf Amazons Seite einen Link zum aktuellen Musikvideo angezeigt. Wer nach der neusten Gartenkralle sucht, bekommt einen PR-Clip über die Funktionsweise mitgeliefert. Und wer Games mag, findet dort ab sofort auch ausgewählte Videos der Website Polygon.

Wie Mashable schreibt, möchte Amazon damit ganz offensichtlich keine Konkurrenz zu YouTube aufbauen (mit seinem Instant-Video-Dienst hat es der Konzern ohnehin eher auf Netflix abgesehen), sondern sein E-Commerce-Geschäft ausbauen. Video Shorts ist die Weiterführung der kleinen Produktvideos, die Amazon schon länger für diverse Produkte anbietet. Da ist es auch nicht überraschend, dass sich die Videos nicht auf andere Seiten einbetten lassen – dort könnte man dann ja nicht gleich auf die verwandten Produkte verlinken.

 

Die „Simpsons“ treffen „Family Guy“

Im Herbst wird es eine einstündige Sonderepisode der Simpsons und Family Guy geben, in der beide Comicfamilien aufeinandertreffen. In der mittlerweile 25-jährigen Geschichte der Simpsons ist das erst die zweite Crossover-Episode überhaupt. Im November soll zudem noch eine Folge mit dem Futurama-Ensemble erscheinen, was nur logisch ist, da der Simpsons-Erfinder Matt Groening auch für Futurama verantwortlich war.

An Family Guy dagegen ließen die Fans der Simpsons dagegen lange Zeit kein gutes Haar aus; sie warfen der Serie vor, die Simpsons nur kopiert zu haben. Worüber sich prächtig streiten lässt. Auf der Comic Con Messe wurde jetzt jedenfalls ein erster Trailer des gemeinsamen Projekts präsentiert.

 

Netzfilm der Woche: „Barcelona GO!“

© Rob Whitworth
© Rob Whitworth

Unter reisenden Filmemachern sind Timelapse-Videos die Postkarten des 21. Jahrhunderts. Seit einigen Jahren gibt es kaum einen Ort der Welt, von dem es auf Vimeo oder YouTube keine Zeitraffer-Aufnahme gibt. Beliebt sind vor allem große Städte, große Landschaften und der Nachthimmel, gerne mit Hyperlapse, in der die Kamera zwischen den Aufnahmen bewegt wird oder mit Tilt-Shift-Effekt, der die Menschen in kleine Modellfiguren verwandelt. Ganz wichtig ist auch, die Videos mit möglichst opulenter Musik zu untermalen. Das resultiert dann meist in netten Bildern, aber es sind eben Postkartenfilme: Man hat sie irgendwie alle schon hundertmal gesehen.

Bis auf einige Ausnahmen. Eine beeindruckende Arbeit ist etwa Michael Shainblums Mirror City, das die Aufnahmen zu Kaleidoskopen spiegelt. Namibian Nights von Squiver, der die Namib-Wüste zum Leben erweckt, oder die beeindruckenden Aufnahmen von der ISS.

Auch Zeitraffer brauchen eine Story

Timelapse-Aufnahmen sind immer dann interessant, wenn sie mehr sind als die Summe Tausender zusammengeschnittener Bilder. Das hat auch der britische Fotograf Rob Whitworth erkannt und sich in seiner neusten Arbeit selbst übertroffen: Für Barcelona GO! hat er 363 Stunden Arbeit in eine nahtlose Flow-Motion gesteckt.

Jede Stadt, die er vorstellt, bricht Whithorth auf fünf verschiedene Kategorien herunter, die im Film vorkommen sollen. In Barcelona GO! fliegt seine Kamera durch die Stadt: Von Panoramaaufnahmen geht es hinein in enge Gassen, in die Sagrada Familia, in die Oper, aus der Dachluke wieder hinaus und mit der Seilbahn vom Hafen auf den Montjuïc.

Statt bombastischer Hintergrundmusik nimmt der Film die Menschen, Geräusche und Musik der Stadt in den Soundtrack auf. Das macht den Zuschauer nicht nur zum Beobachter, sondern auch zum Teil der Szene – und Barcelona GO! zu einem der besten Timelapse-Filme des Jahres.