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Aus dem Leben einer Escort-Dame: „Farrah GFE“

Seit Steven Soderberghs Film The Girlfriend Experience vor einigen Jahren, ist der gleichnamige Begriff auch im Mainstream angekommen. Die sogenannte GFE ist letztlich ein Euphemismus, geht es doch im Kern auch hier nur um käuflichen Sex. Allerdings mit dem Anschein, dass es sich um eine persönlichere Beziehung zwischen den Kunden und den Damen handelt.

Was es natürlich nicht tut. Im kurzen Film Farrah GFE spricht eine 22-jährige High-Class-Escort-Dame aus New York erstaunlich offen über ihre Arbeit: Wieso sie diese Tätigkeit ausübt (sie ist zu faul und es gibt eine Menge Geld in kurzer Zeit), wer ihre Kunden sind (größtenteils weiß, leicht übergewichtig und verheiratet) und an was sie während des Akts denkt (ihre Fingernägel).

 

Mit Demenz auf Mallorca: „Eine Reise ans Licht“

Vor einigen Tagen erschien im Süddeutsche Zeitung Magazin ein sehr lesenswerter Text über ein Pflegeheim aus Berlin, das einmal im Jahr mit einer Gruppe Pflegebedürftiger nach Mallorca in den Urlaub fährt – mitsamt Pflegern, Medikamenten, Rollstühlen und der Gewissheit, dass die meisten der Demenzkranken sich ohnehin nicht daran erinnern werden können. Die Geschichte ist ziemlich großartig, und der Fotograf Armin Smailovic hat einige seiner Aufnahmen nun auch nochmal als kleines Video veröffentlicht: Eine Reise ans Licht.

 

Netzfilm der Woche: „Lovely Wolf“

Eine Werwölfin zu sein ist für Lauri schon schwer genug. Immer wieder wacht sie nackt im Wald auf. Als sie sich in Tom verliebt, gehen die Probleme richtig los. Wie erklärt sie dem überzeugten Vegetarier das viele Fleisch im Kühlschrank? Wie zur Hölle soll er sie bloß seiner Familie vorstellen? Und wo ist eigentlich der Postbote abgeblieben? Probleme, Probleme. Aber von dem bisschen Vollmond lässt sich das frisch verliebte Paar nicht aufhalten. Man tut, was man eben tun muss: Man organisiert sich.

Eine „romantische Gruselkomödie“ nennen die Macher von Lovely Wolf – Regisseur und Drehbuchautor Benjamin Bechtold und Fearling Entertainment – ihren Kurzfilm. Das klingt zunächst nach einer ganz schön, nun ja, gruseligen Mischung. Doch Lovely Wolf ist trotz einiger ungelenker Momente charmant genug, um nicht albern zu sein, und ironisch genug, um sich nicht zu ernst zu nehmen.

Entstanden ist Lovely Wolf an zehn Drehtagen im hessischen Langgöns. Das Budget lag bei gerade einmal 3.000 Euro. Nach einigen Preisen bei kleineren Festivals wie den Shorts at Moonlight war der Film gerade als Bester Kurzfilm für den Hessischen Film- und Kinopreis nominiert. Für einen Sieg reichte es zwar nicht, aber für neue Motivation bei den Machern. Das nächste Projekt ist bereits geplant: Ein Thriller „über eine Frau, die von einem Psychopathen als Hund abgerichtet wird.“

 

YouTube-Kommentare: Jetzt mit mehr Google+

Seltener Anblick: Ein witziger YouTube-Kommentar.
Seltener Anblick: Ein witziger YouTube-Kommentar.

Vor einigen Wochen kam die Ankündigung, nun wurde das neue Kommentarsystem auf YouTube weltweit eingeführt. Damit kommen einige Änderungen auf die Nutzer zu, vor allem die starke Integration von Google+.

Bislang tauchten unter Videos die Kommentare immer chronologisch auf. Dazu gab es die Top-Kommentare, eben jene, die am häufigsten positiv bewertet wurden. Spam oder feindselige Kommentare dagegen konnten mit genügen Bewertungen als eben solche gekennzeichnet und in der Diskussion ausgeblendet werden.

All das half nicht viel. Die YouTube-Kommentarspalten gelten bis heute als legendär – legendär schlecht. Angetrieben von der Anonymität, die YouTube gewährt, sind YouTube-Kommentare nicht selten eine Mischung aus sexistischen, rassistischen und pöbelnden Bemerkungen. Das ist kein schöner Anblick für die Zuschauer und schon gar nicht für die Macher. Einige große YouTuber kommentieren deshalb lieber auf Facebook oder Twitter als unter den tatsächlichen Videos. Das ist natürlich nicht in YouTubes Sinn, möchte das Unternehmen doch möglichst viele Interaktionen auf der eigenen Plattform erreichen.

Mit dem neuen System hofft YouTube, nun etwas mehr Engagement und Zivilisation in die Kommentarspalten zu bekommen. Dazu gibt es die folgenden neuen Funktionen:

  • Top-Kommentare: Kommentare aus der „Filterbubble“ stehen immer zuerst: Das betrifft Kommentare der Macher, von bekannten Persönlichkeiten (also bekannte YouTuber), besonders gut bewertete Diskussionen und Kommentare von Nutzern, die in den persönlichen Google+-Kreisen sind. Das bedeutet auch, dass nicht jeder Nutzer zwangsweise die gleichen Kommentare als erstes angezeigt bekommt. Sie sind, wie auch Google-Suchen, personalisiert.

  • Integration von Google+: Sie ermöglicht, dass unter den Videos wahlweise private oder öffentliche Gespräche stattfinden können: Aus dem Kommentarfeld heraus lassen sich Freunde auf Google+ in das Gespräch „einladen“. Die Kommentare erscheinen dann entweder für alle sichtbar oder nur für die entsprechenden Freunde. Auch andersrum ist es möglich: Wird ein Video auf Google+ kommentiert, kann dieser Kommentar nach Wunsch auch auf der YouTube-Seite erscheinen.

  • Formatierung: Kommentare können nun Fettgedrucktes, Kursiva, Links und #Hashtags enthalten. Dadurch können neue Verknüpfungen zwischen Kommentaren und anderen Videos entstehen.

  • Moderation und Community: YouTube bietet ab sofort weitere Optionen zum Editieren der Kommentare für Kanalbetreiber, unter anderem das Definieren von „verbotenen“ Wörtern oder das automatische Freischalten der Kommentare bestimmter und befreundeter Nutzer. Desweiteren können sich Kanalbetreiber mit über 5.000 Abonennten ihre aktivsten Fans anzeigen lassen – und sie sogleich auf Google+ hinzufügen. Das soll den Austausch zwischen YouTubern und ihren Fans fördern.

 

Neue Kommentarspalte mit Google+-Integration.
Neue Kommentarspalte mit Google+-Integration.

Vor allem die stärkere Bindung von Google+ ist der entscheidende Punkt. Kommentieren kann auf YouTube künftig nur noch, wer auch ein Google+-Profil besitzt. Nicht ganz zu Unrecht fühlen sich einige Nutzer, die bis dato kein Google+ benutzen, dadurch gegängelt und mehr oder weniger gezwungen, ein Social-Media-Profil aufzusetzen.

Für YouTube hat die Entscheidung zwei Vorteile. Zum einen, weil der Mutterkonzern Google damit sein im Vergleich zu Facebook noch immer zweitrangiges Netzwerk weiter pusht. Das Cross-Posting zwischen Google+ und YouTube soll die persönliche Konversation zwischen den Nutzern ankurbeln. Damit verknüpft Google seine Dienste noch etwas stärker, was natürlich vor allem eine einfachere Verarbeitung der dabei gesammelten Daten bedeutet.

Pseudonyme weiter möglich

Zum anderen erhofft sich Google, dass künftig mehr Nutzer mit dem Klarnamen ihres Google+-Profils kommentieren – und dadurch eine bessere Kommentarkultur entsteht. Denn wer pöbelt schon gerne mit seinem echten Namen.

Weicht YouTube also von der Anonymität ab, wie es Sascha Pallenberg von Mobilegeeks erhofft?

Nicht ganz. Es ist trotz allem auch weiterhin möglich, mit einem Pseudonym zu kommentieren. YouTube ermöglicht, neben dem persönlichen Google+-Profil noch eine zweite Google+-Page zu erstellen. Die muss keine persönlichen Daten enthalten und ist somit auch kein vollständiges Google+-Profil. Damit bleibt der Kommentator zwar weitestgehend anonym – aber eben nur vor anderen Nutzern. Google weiß natürlich, welches Google+-Profil mit welchem Pseudonym verknüpft ist. Um wirklich anonym zu sein, hilft es deshalb nur, einen kompletten, neuen Fake-Account auf Google zu erstellen. Und das ist zumindest mühsam.

Die nächsten Wochen werden zeigen, wie die YouTube-Community das neue System annimmt und ob es tatsächlich für ein besseres Klima sorgt. Für die Kanalbetreiber jedenfalls könnte sich der Schritt lohnen und für mehr Interaktion zwischen Machern, Fans, und Freunden sorgen. Die größtenteils negativen Bewertungen unter dem Einführungsvideo lassen allerdings schon den Unmut der Nutzer erahnen, der natürlich mit jeder Veränderung einhergeht. Es ist gut vorstellbar, dass die Kommentare unter Videos zahlenmäßig zurückgehen. Ob sie auch besser werden, liegt an den Nutzern.

 

Fast Forward Science: Die Gewinner

Die Initiative Wissenschaft im Dialog hat mit Fast Forward Science in diesem Jahr einen Wettbewerb für Wissenschaftswebvideos ausgerufen. Der Wettbewerb ist mit 20.000€ dotiert. Den ganzen Sommer über konnten Videos zu aktuellen wissenschaftlichen Themen eingereicht werden, über die Gewinner entschieden anschließend sowohl die Beliebtheit auf YouTube, als auch drei weitere Kriterien, die von einer Jury bewertet wurden. Jetzt stehen die drei Gewinner fest, aber natürlich sind sich auch die weiteren Finalisten einen Klick wert.

In der Kategorie „Next“ gewann als Nachwuchswissenschaftler der Doktorand Pablo Rosado vom Max-Planck-Institut für Gravitationsphysik mit einem Video über Gravitationswellen.

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Kanadische Animationskunst: „Get Animated!“

Am 28. Oktober war der International Animation Day, den ich mir ab sofort im Kalender rot anstreiche. Das National Film Board of Canada (NFB) hat zum Anlass eine einmonatiges Projekt gestartet: Noch bis zum 28. November gibt es auf der Get Animated! Miniseite ein gutes Dutzend Animationsfilme kanadischer Filmemacher zu bestaunen, darunter eine Menge exklusiver Arbeiten, sowie etwas größere Werkschauen des Oscar-Preisträgers Chris Landreth und des gebürtigen Bulgaren Theodore Ushev.

Mein Favorit ist bis jetzt das traurig-dystopische Edmond was a Donkey.

Klicken, um zum Film zu gelangen.
Klicken, um zum Film zu gelangen.

(via)

 

Sci-Fi-Kurzfilm: „Azarkant“

Dass ambitionierte Science-Fiction-Filme längst kein riesiges Team oder Millionen von Dollar benötigen, hat Anfang des Jahres unter anderem der Berliner Student Kaleb Lechowski mit R’ha bewiesen. Auch Andrey Klimovs Kurzfilm Azarkant muss sich nicht vor der mutmaßlich professionellen Konkurrenz verstecken. Mit Ausnahme der Musik gänzlich in Eigenregie am heimischen Desktop-Rechner entstanden, ist Azarkant vor allem unter den technischen Gesichtspunkten beeindruckend. Die Story, vom weit entfernten Weltraumreisenden, der auf ein verlassenes Raumschiff mit nicht-so-ganz-netten Besitzern stößt, betritt natürlich kein Neuland. Muss es aber auch nicht: Azarkant sei letztlich vor allem eine Ode an seine liebsten Regisseure, sagt Klimov.

(via)

 

Die ersten fünf Minuten von 10.000 Filmen

Schöne YouTube/Renderspielerei von Non SequiturMedia: Das folgende fünfminütige Video zeigt die ersten fünf Minuten von nicht weniger als 10.000 Filmen, per Klick lässt sich das auf 10×10 Videos heranzoomen. Der Videobeschreibung nach zu urteilen, hat das Rendern des Videos einen ganzen Monat gedauert. Eine Liste der Filme gibt es ebenfalls.