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Netzfilm der Woche: „The Road From Karakol“

Welche Herausforderung sucht jemand, der schon die höchsten Berge der Welt erklommen hat? Der US-Amerikaner Kyle Dempster reiste nach Kirgisistan. Im Gepäck: ein Fahrrad, eine Kletterausrüstung, eine Kamera und zehn Worte Kirgisisch. Die Aufnahmen, die der Bergsteiger aus der unberührten Landschaft mitbrachte, beeindruckten den Filmemacher Fitz Cahall so sehr, dass er daraus einen Film machte.

The Road From Karakol ist ein 25-minütiges Reisetagebuch, das seinen Reiz nicht nur den Einblicken in ein weitgehend unbekanntes Land verdankt, sondern vor allem seinem Protagonisten. Schon die Einstiegsszene, in der Dempster (fast) nackt vor einem Fluss steht, zeigt, dass der Film einen ungeschliffeneren Ansatz verfolgt als viele andere Filme dieses Genres.

Nach den ersten Tagen in Gesellschaft trinkfreudiger Kirgisen zieht Dempster mit seinem Rad in die Wildnis. Straßen enden plötzlich, reißende Flüsse versperren den Weg und Militärposten verweigern die Durchreise. In einer besonders aufreibenden Szene filmt sich Dempster mit zitternder Stimme bei einer Überquerung eines Stroms. Natürlich geht alles gut aus und wir sehen Dempster in seinem wahren Element: vertikal an einer vereisten Bergwand baumelnd.

 

Kurzfilm: „Philanthrop“

Philanthrop, ein Kurzfilm von Konstantin Enste, der im vergangenen Wintersemester an der FH Mainz entstanden ist, beschäftigt sich auf eine subtile und ungewöhnliche Weise mit den Themen Tod und Einsamkeit, als ein notorischer Einzelgänger sich längst vergessenen Menschen und ihren Gräbern annimmt.

 

Die „GTA V“ Mythbusters

Das Videospiel GTA V ist auch einige Wochen nach der Veröffentlichung in aller Munde, sei es durch den zum Start noch etwas rumpeligen Onlinemodus oder den gleich siebenfachen Weltrekord. Doch ganz egal, ob man das Open-World-Spektakel nun bewundert, die Spielwelt auch jenseits der Missionen einfach nur bestaunt oder die Brutalität hinterfragt: In Sachen Gamedesign hat auch der fünfte Teil der Reihe neue Maßsstäbe gesetzt.

Das Spieleportal IGN etwa zeigt 41 kleine Details, die GTA so besonders machen und die den meisten Spielern vielleicht gar nicht auffallen. Eine andere Serie auf YouTube beschäftigt sich mit den Mythen: Explodiert ein Auto, wenn der Benzintank leer ist? Kann man sich vor der Polizei in Büschen verstecken? Die Grand Theft Auto Mythbusters wissen die Antwort.

 

PBS‘ „Off Book“ über Kreativität

Die neuste Folge von PBS‘ erfolgreicher Webserie Off Book beschäftigt sich mit Kreativität. Bis heute bleibt sie ein Mythos, über dessen Ursprung es zwar unzählige Theorien und Ratgeber gibt, aber keine hundertprozentige Erkenntnis. Ein Autor, ein Filmemacher, ein Informatiker und eine Psychologin erklären jedenfalls ihre eigenen Theorien vom Ursprung und dem Erwecken der Kreativität: Erlernbare Techniken, gemeinsames Arbeiten und bewusste Ablenkung gehören dazu. Das Geheimnis der Kreativität liegt womöglich irgendwo dazwischen.

 

„Alaska: The Nutrient Cycle“

Der Lebenszyklus der Lachse, von der Geburt im Süßwasser, der Reise ins offene Meer, wo sie einige Jahre leben, bevor sie zum Laichen an ihre Geburstätte zurückkehren und dort anschließend sterben, ist ein wichtiger Beitrag zum Ökosystem in Regionen wie Alaska. Von den sterblichen Überresten der einen ernähren sich die anderen. Es ist ein über Jahrtausende perfekt abgestimmter Zyklus. Der Filmemacher Paul Klaver hat diesen in seinem Film Alaska: The Nutrient Cycle in ungewohnt kunstvollen Bildern eingefangen. Herausgekommen ist ein Naturfilm der etwas anderen Art.

 

Tom Hanks: The Movie

Tom Hanks neuster Film Captain Phillips kommt im November in die deutschen Kinos. Aber wie kam die Hauptfigur auf das Boot? Die Antwort steckt in Hanks‘ vorherigen Filmen, wie der folgende Zusammenschnitt beweist. Ich würde einen Meta-Film aus Tom Hanks‘ verschiedenen Rollen ja glatt in Spielfilmlänge gucken.

 

Netzfilm der Woche: „The Shooting Star Salesman“

Manche Filme sind eng mit den Biografien ihrer Macher verbunden. So im Fall von Kico Velarde. Der Filmemacher aus Los Angeles war 36 alt, verheiratet, hatte zwei Kinder und hangelte sich seit drei Jahren von Job zu Job. Den Großteil seines erwachsenen Lebens hatte er dem Film gewidmet und dabei als Produzent sogar einen Emmy gewonnen. Doch nun stand er kurz davor, seine Leidenschaft notgedrungen aufzugeben. Bis ihm ein Drehbuch in die Hände fiel, das seiner Situation perfekt entsprach. Ein letztes Mal wollte es Velarde mit einem eigenen Film versuchen. Die nötige Unterstützung fand er im Netz: Über Kickstarter bekam er 10.000 US-Dollar zusammen und machte sich ans Werk.

Das Ergebnis ist The Shooting Star Salesman. Der Kurzfilm erzählt die Geschichte eines namenlosen Mannes, der Wünsche in Form von Sternschnuppen verkauft. Sein geheimnisvolles Gerät hat bessere Zeiten gesehen, doch es funktioniert – solange die Menschen daran glauben. Pech nur, dass die modernen Menschen an nicht mehr viel glauben. Schon gar nicht an Sternschnuppen, die plötzlich für sie am Firmament erscheinen und Wünsche erfüllen sollen. Vereinsamt und ganz offensichtlich aus der Zeit gefallen, entscheidet sich der Verkäufer, seinen Zylinder an den Nagel zu hängen. Bis der neugierige Nachbarsjunge (gespielt von Velardes Sohn) auf den Plan tritt.

Man erkennt leicht die Parallelen zwischen der Geschichte des Films und der eigenen des Regisseurs. Doch auch ohne diesen schönen Hintergrund ist The Shooting Star Salesman mit seiner Mischung aus subtiler Fantasy und Drama sehenswert. Nicht zuletzt dank der Darbietung der ungleichen Geschäftspartner wirken die zwanzig Minuten viel kürzer als sie sind. Am Ende bleibt eine Geschichte über Motivation und Hoffnung, die glücklicherweise nie Gefahr läuft, im Kitsch zu versinken.

Update: Der Film wurde von den Machern leider wieder depubliziert.

Update 2: Der Film ist wieder online. Juhu!

 

Netzfilm der Woche: „The Elaborate End of Robert Ebb“

Manchmal darf es auch ein B-Movie sein. Die wenig kostenden und billig anmutenden Streifen kommen zwar bei den Kritikern nie gut weg, erfreuen sich aber dennoch erstaunlich hoher Beliebtheit. Da kommt der Kurzfilm The Elaborate End of Robert Ebb von Clement Bolla, Fx Goby und Matthieu Landour genau richtig. So wunderbar trashig war lange kein Kurzfilm mehr.

Aber halt, das heißt natürlich, dass alles ganz ironisch gemeint ist. Oder sagen wir: nostalgisch. Tatsächlich ist The Elaborate End of Robert Ebb eine Hommage an die Horrorfilmklassiker der fünfziger und sechziger Jahre. Mit dem feinen Unterschied, dass es hier nicht ums Gruseln, sondern vor allem um die Lachmuskeln geht. Und um das Ableben des armen Wachbeamten Robert Ebb, dem ein harmloser Streich in einem Filmstudio zum Verhängnis wird, und der das ganze Dorf in Panik versetzt.

Der Kurzfilm begeistert zunächst mit seinem tollen Retro-Setdesign. Das klassische Fünfziger-Jahre-Diner, die Autos im typischen Autokino und die knalligen Klamotten – all das weckt sofort Erinnerungen an die Horrorfilmgeschichte. So auch das Monster, das natürlich nicht fehlen darf und tatsächlich aussieht, als sei es der hintersten Requisitenhölle entflohen. Ein 30 Kilo schweres Kostüm musste Schauspieler Paul Hassall dafür herumtragen. Es hat sich gelohnt: The Elaborate End of Robert Ebb ist ein frischer, unterhaltsamer und augenzwinkernder Film geworden.