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Kreativität trifft Teamarbeit: Der Animation Workshop

Der Animation Workshop im dänischen Viborg ist eine der wichtigsten Animationsschulen Europas. Zusätzlich zu Fortbildungskursen bietet die Schule sowohl in Charakteranimation als auch in Computergrafik jeweils dreijährige Bachelor-Studiengänge an. Wir zeigen in den nächsten Wochen eine Auswahl aktueller Abschlussfilme, beginnend mit Load.

Zum Auftakt sprachen wir mit der Koordinatorin Anja Perl über die Ausbildung an der Schule, die Anforderungen und die Rolle von Videoplattformen.

ZEIT ONLINE: Frau Perl, glauben Sie, dass Animationsfilme populärer denn je sind?

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Anja Perl: Animationsfilme waren schon immer populär. Es fehlten aber die entsprechenden Kanäle. Animierte Kurzfilme beispielsweise waren früher meist nur auf Festivals zu sehen, weil es im Fernsehen abseits von Kinderprogrammen nur wenige Sendeplätze gibt. Aber wenn man überlegt, in welchen Bereichen heutzutage Animation vorkommt – in der Werbung, im Unterricht, in der Wissenschaft und Forschung – sieht man, dass Animation ein einfaches und beliebtes Tool für Visualisierung ist. Was sich geändert hat, ist die Verbreitung. Hier hat das Internet einiges bewegt, viele Macher stellen ihre Sachen online, die es vorher nicht taten. Deswegen fühlt es sich wahrscheinlich nach „mehr“ an.

ZEIT ONLINE: Wächst die Zahl der Interessenten für Ihre Kurse?

Perl: Ja, das auf jeden Fall. Das liegt aber auch an der allgemeinen Entwicklung der Kreativ- und Filmindustrie. Diese Branche ist viel größer und gefragter als früher. Kaum ein großer Spielfilm kommt heute ohne Computeranimation aus. Immer mehr Menschen wissen diese Arbeit und Animationsfilme an sich zu schätzen. Die Stellen sind da und sie werden gut bezahlt. Das macht die Ausbildung für junge Leute attraktiv, die damit aufgewachsen sind.

ZEIT ONLINE: Welche Vorkenntnisse müssen Ihre Studenten mitbringen?

Perl: Einige Studenten haben schon vorher studiert oder eine Ausbildung gemacht. Andere fangen bei Null an und bringen nichts mit außer ihrem künstlerischen Talent. Wichtig ist, dass sie kreativ sind. Wir versuchen auch eine gute Mischung von Teilnehmern zu bekommen, sodass sich die Teilnehmer gegenseitig ergänzen und inspirieren können.

ZEIT ONLINE: Die Ausbildung dauert 3,5 Jahre. Wie viel Zeit benötigen die Studenten für ihr Abschlussprojekt?

Perl: Das gesamte dritte Jahr des Studiums, also rund zehn Monate. Sehr viel Zeit fließt dabei zunächst in die Story oder den Inhalt des Projekts, auch in die Frage, wie man die Geschichte in dem gewählten Medium am besten transportiert. Dann geht es daran, Storyboards zu erstellen. Es folgt ein 2-D-Animatic, das 3-D-Layout und die Charaktere und Umgebungen müssen kreiert und natürlich animiert werden. Am Ende stehen die Texturierung, das Licht und das Rendering bis zum finalen Film.

ZEIT ONLINE: Und das übernehmen die Studenten alles selbst?

Perl: Wir arbeiten lediglich mit einigen Sounddesignern, Komponisten und professionellen Sprechern von außerhalb zusammen. Je nachdem, in welcher Produktionsphase sich die Studenten gerade befinden, laden wir noch Lehrer und Berater ein, die mit der Story und dem Schnitt, aber auch mit der Technik helfen. Auch in dieser Phase soll das Lernen nicht zu kurz kommen. Der Prozess der Bachelor-Filme ist bewusst an die Arbeit in der Industrie angelehnt. Jeder in der Gruppe hat zum Beispiel eine Rolle: einer ist Regisseur, einer Art Director, einer Technical Director und ein anderer Produktionsmanager.

ZEIT ONLINE: Wie finden diese Teams zusammen?

Perl: Pro Abschlussjahrgang haben wir circa 40 bis 50 Studenten aus den beiden Bereichen Charakteranimation und Computergrafik. Jeder Student hat die Gelegenheit, seine Idee vor der Klasse und einem professionellen Panel vorzustellen. Gemeinsam suchen wir die Ideen aus, deren Story und Umsetzung besonders sind. In diesem Prozess finden sich dann Studenten zusammen, die ihre Ideen und Stärken miteinander verbinden. Erfolgreiches Filmemachen basiert auf funktionierender Teamarbeit. Diese Erkenntnis zu vermitteln ist uns in der Ausbildung sehr wichtig.

ZEIT ONLINE: Gibt es bei den Abschlussfilmen Trends zu beobachten? Vielleicht weil irgendeine Technik gerade „in“ ist?

Perl: Letztes Jahr drehten sich zwar fast alle Filme um den Tod, ich würde das aber nicht als Trend bezeichnen, sondern eher als Zufall. Vielleicht lag es einfach an den Nachrichten. Dieses Jahr konnten wir nichts dergleichen feststellen. Das ist auch gut so: Wir wünschen uns Vielfalt und achten darauf, dass sich die einzelnen Projekte  unterscheiden.

ZEIT ONLINE: Die fertigen Arbeiten werden nicht nur auf der Website der Schule gezeigt, sondern auch auf Vimeo und YouTube. Wie wichtig sind diese Plattformen inzwischen?

Perl: Richtig wichtig. Sie erschließen ein viel größeres Publikum als Festivals. Wir haben letztes Jahr damit angefangen, Vimeo zu nutzen, und vernetzen inzwischen unsere eigenen Kanäle mit den Accounts und Facebook-Profilen der Studenten. So entsteht ein großes Netzwerk, nicht nur von Freunden und Bekannten, sondern auch von potenziellen Arbeitgebern.

ZEIT ONLINE: Wenn ein Film auf Vimeo oft gesehen wird, ist das also auch eine Art der Qualifikation?

Perl: Das hilft sicherlich, aber es ist natürlich nicht alles. Wir arbeiten mit vielen Lehrkräften zusammen, die weltweit in der Industrie tätig sind. So haben wir alle direkten Kontakt zu den großen und kleinen Studios. Wenn die Filme online gehen, verbreitet sich das wie ein Lauffeuer. Letztens schrieb mir ein Lehrer, der gerade bei Disney arbeitet, dass sich die komplette 3D-Abteilung in Space Stallions verliebt habe. Einen besseren Türöffner kann es für die Studenten nicht geben.

Anja Perl ist selbst Animationsfilmerin und seit 2007 Coordinator und Production Supervisor beim Animation Workshop. Momentan betreut sie die Studenten im dritten Jahr bei ihren Abschlussprojekten.

 

„Load“

„Kafkaesk“ ist ein Wort, dass einem zu Beginn von Load in den Sinn kommt. Da wäre zum einen die Umgebung des Film, eine düster-beklemmende Industrieatmosphäre, geprägt von engen, hohen, labyrinthischen Gängen und strikten Hierarchien. Zum anderen begegnet uns der Protagonist als ein namenloses Wesen, das unter einem Berg Notizzettel nahezu unkenntlich ist. Unter der Last der Verantwortung scheint er fast zusammenzubrechen.

Aber nur fast. Denn das Projekt von David R. Christensen und seinen Kommilitonen bleibt – im Gegensatz zu den meisten Werken Kafkas – nicht aussichtlos: Als der Held offenbar ausgemustert wird, findet er einen, wenn auch zunächst unfreiwilligen Weg, sich seiner Last zu entlegen. In gewisser Weise ist Load damit auch eine Analogie der modernen Arbeitswelt, die kritische Frage danach, wie viel wir uns selbst aufbürden – und aufbürden lassen.

„Load“ ist Teil unserer Serie über Abschlussfilme des dänischen Animation Workshop. Alle Filme wurden von Studenten produziert. Ein Interview über den Animation Workshop finden Sie hier.

 

Warum riechen alte Bücher?

Ich hatte mir ja schon so etwas gedacht, aber nun weiß ich Bescheid: Wieso riechen alte Bücher eigentlich so, wie sie nunmal riechen? Es liegt nicht nur am Papier und dessen Herkunft, sondern vor allem an den Chemikalien, die während der Weiterverarbeitung und dem Druck hinzugegeben werden. „A hint of vanilla under an underlying mustiness“. Ah ja.

Interessant auch: Einige hunderte Jahre alte Bücher halten sich besser als viele neuere, weil das verwendete Papier damals hochwertiger und reiner war. Was sagt das nun über unser modernes Verhältnis zu Büchern aus?

(via)

 

Der Stil von „The Wire“

Interessanter Videoessay von Erlend Lavik, der sich der amerikanischen Erfolgsserie The Wire annimmt. In 35 Minuten analysiert Lavik einige der technischen und erzählerischen Besonderheiten der Serie von David Simon, angefangen von Kameratechniken über Schnitt bis hin zu wiederkehrenden Symbolen und Einstellungen. Denn wie bei allen guten Serien bedingen sich auch bei The Wire Inhalt und Umsetzung gegenseitig.

 

Indische Farbduschen: „Holi“

Diese Farben! Beindruckende Aufnahmen vom sogenannten „Fest der Farben“, dem Holi in Indien, das traditionell im Frühling stattfindet. Produziert von Variable.

 

In der Self-Made-Spielhalle: „Caine’s Arcade“

Caine Monroy aus Los Angeles ist neun Jahre alt. Wenn er nicht gerade in der Schule ist, betreibt er seinen eigene Spielhalle in der Garage seines Vaters – Caine’s Arcade. Wer spielen möchte, muss auch hier bezahlen, einen Dollar für eine Runde oder zwei Dollar für die Dauerkarte. Allerdings: Flipper, Airhockey, Videospiele und einarmige Banditen wird man hier nicht finden. Denn Caine hat alle seine angebotenen Spiele selbst gebaut, aus Papierkartons, Autoteilen und seinen eigenen Spielsachen.

Der Filmemacher Nirvan Mullick war Caine’s erster zahlender Gast (er hat sich gleich einen „Funpass“ gesichert) und sogleich fasziniert von der Fantasie des Jungen. Dessen Geschäft allerdings leidet unter der schlechten Lage und entsprechend seltenem Laufpublikum. Also hat sich Mullick entschieden, den jungen Unternehmer nicht nur in einem Film zu porträtieren, sondern ihm auch etwas Kundschaft zu besorgen.

Nachtrag: Wie die Macher schreiben, hat der Film über die Website bereits 75.000 US-Dollar für die spätere Schulausbildung Caines eingebracht.

 

„Making Art“, eine Serie über Kunst und Kreativität

Making Art ist eine sechsteilige Serie von Jesse Brass, die sich dem menschlichen Verlangen nach Kreativität am Beispiel mehrerer (mir allesamt unbekannter) Künstler annimmt. Ohne Meta-Analysen und Erklärungen, sondern einfach nur anhand der Worte der Beteiligten.

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Die Snowboard-Hersteller vom Bauernhof

Die Münchner Filmemacher Paul Jax und Niclas Löffler von We Make Them Wonder schrieben mir kürzlich, dass sie mit ihrem Porträt der beiden Longboard-Pioniere Martin und Jogi von Pogo Boards für den Deutschen Webvideopreis nominiert seien. Der Film über die beiden Herren mittleren Alters, die seit fast 30 Jahren auf einem Bauernhof handgefertigte Long- und Snowboards herstellen, erschien in der Reihe Handmade Portraits des Online-Marktplatzes Etsy.

Für einen Preis in Düsseldorf hat es am Ende zwar nicht ganz gereicht, aber das Ergebnis zeigen wir hier gerne noch einmal.