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„Everything is a Remix“ – endlich komplett

Die Gegner von veralteten Urheberrechtsvorstellungen und Hinterzimmerverträgen können dieser Tage zufrieden sein. Der umstrittene US-Gesetzentwurf Sopa ist vorübergehend gestoppt, gegen das internationale Handelsabkommen Acta wird aktuell europaweit demonstriert. Und doch: Patentkriege, Plagiate, Netzsperren, Abmahnwellen – die Diskussion um das sogenannte „geistige Eigentum“ ist aktueller denn je. Und damit auch die Diskussion darüber, was eigentlich genau dieses Eigentum ist, und ob man es überhaupt „stehlen“ kann, wie es die Rechteinhaber- und Verwalter so gerne behaupten.

Der New Yorker Filmemacher Kirby Ferguson versucht in seiner Webserie Everything is a Remix mit der Mär vom „Originalinhalt“ aufzuräumen. In den ersten drei Episoden zeigte er am Beispiel der Musik-, Film- und Computerbranche, dass der sogenannte „Remix“ kein neues Phänomen ist, sondern seit Jahrzehnten, wenn nicht gar Jahrhunderten, die treibende Kraft der Kulturindustrie ist: Erst wenn wir uns bestehenden Wissens angenommen haben, können wir etwas Eigenes schaffen. Etwas, das wiederum nicht neu ist, sondern vielmehr die Transformation einer Idee. Kreativität ergibt sich vor allem, so Ferguson, aus dem Verbinden von bestehenden Ideen, oder kurz: im Remix. Henry Ford hat das getan, als er zwei bestehende Ideen (das Auto und die Fließbandarbeit) kombinierte, und auch Apple hat sich während der Entwicklung des Macintosh großzügig bei der Konkurrenz bedient.

Fergusons Argumentation ist nicht neu. Aktivisten und Theoretiker wie Lawrence Lessig sprechen sich seit Jahren für eine freie Kultur aus, weil gerade das Internet die alten Konzepte von Eigentum und Urheberrecht auflöst. Und schon die poststrukturalistische Literaturtheorie um Roland Barthes sprach vom „Gewebe von Zitaten“, aus dem der Autor unwissend schöpft – eine Theorie, die sich problemlos auch auf andere kulturelle Sphären erweitern lässt. So genügt beispielsweise ein Blick auf die Kinoszene der letzten Jahre, in der vor allem Fortsetzungen und Adaptionen die größten Erfolge feierten.

Doch viele Rechteinhaber denken noch immer anders. Sie fordern einen Schutz des geistigen Eigentums, den es in dieser Form eigentlich nicht geben kann. Sie argumentieren, häufig unbewusst, gemäß dem Motto: „Kopieren, ja, aber nicht von mir!“.

Genau dieses Dilemma greift Ferguson im letzten und besten Teil von Everything is a Remix mit dem Titel System Failure auf. Auf sachliche und gut verständliche Weise erklärt er, wie Urheber- und Patentreche im vergangenen Jahrhundert auf die vermeintlich falsche Spur geraten sind. Statt, wie ursprünglich gedacht, Innovationen anzustoßen und zu fördern, hat sich die Kultur- und Kreativindustrie in eine Position gebracht, in der Geltungssucht, Profitgier und die Angst vor disruptiven Technologien überwiegt. Entwürfe wie Acta und Sopa sind dabei lediglich die aktuellsten Versuche, fehlgeleitete Annahmen durchzusetzen anstatt sich auf die ursprüngliche Idee der „soziokulturellen Evolution“ zu besinnen: dem Allgemeinwohl.

Abgesehen von dieser Feststellung bleibt Ferguson, der für dieses Jahr ein Projekt über den US-Wahlkampf plant, eine Lösung schuldig. Das ist nicht weiter schlimm und letztlich der Komplexität des Themas geschuldet. Aber auch so ist Everything is a Remix ein guter und wichtiger Beitrag, der deutlich macht, dass neue Überlegungen über unser „geistiges Eigentum“ überfällig sind.

Die ersten drei Episoden der Serie gibt es nach dem Klick.

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„A Story for Tomorrow“: Ein Reisebericht aus Chile

A Story for Tomorrow ist ein wunderbarer Reisefilm, den Dana Saint mit seiner Freundin vergangenes Jahr in Chile und Patagonien aufgenommen hat. Statt nur die beindruckenden Landschaftsaufnahmen und Timelapses aus der südamerikanischen Pampa, den Anden und der Atacama-Wüste zusammenzuschneiden, hat sich das Team entschieden, den Film mit einem Erzähler und einer eigens verfassten Meta-Geschichte auszustatten.

Damit setzt sich A Story for Tomorrow positiv von vielen anderen Urlaubsdokumentationen ab, die „nur“ mit schönen Bildern glänzen. Mehr als 100.000 Views in nicht einmal einer Woche scheinen das zu bestätigen. Unbedingt in HD ansehen!

 

Animation: Die Geschichte des Thomas Edison

Vergangene Woche wäre Thomas Alva Edison, unter anderem Erfinder des Phonographen und der Glühlampe, 165 Jahre alt geworden. Jeremiah Warren hat sich den Anlass zu Herzen genommen, um Edisons Biografie in einem kurzen Animationsclip zusammenzufassen:

Bereits letztes Jahr hat Warren übrigens ein ähnliches Video über Nikola Tesla produziert:

(via)

 

Misery Bear am Valentinstag

Schon länger habe ich mich gefragt, wie ich den Misery Bear der BBC hier noch einmal platzieren kann, obwohl er schon zu den gestandenen Persönlichkeiten im Netz zählt. Nehmen wir doch einfach den Valentinstag zum Anlass, um eine klassische Episode aus dem Leben des traurigen Teddybären vorzustellen. Denn er wäre ja nicht der Misery Bear, wenn er nicht traurig wäre, richtig? Und irgendwie kennen wir die Situation ja alle.

 

Johnny Barnes, der fröhlichste Mann Bermudas

Es ist Valentinstag und damit einmal mehr die Zeit von romantischen Abendessen, Blumen und Geschenken für die Liebsten. Aber wieso eigentlich nur für sie? Man könnte doch einfach allen Mitmenschen wenigstens einmal im Jahr sagen, dass man sie liebt oder zumindest schätzt.

Johnny Barnes beispielsweise tut dies. Er ist 88 Jahre alt, Bürger von Bermuda und der Protagonist von Mr. Happy Man, dem neuen Filmporträt des Regisseurs Matt Morris.

Jeden Morgen zwischen 4 und 10 Uhr steht Johnny Barnes, dem Regen und der Hitze trotzend, an der gleichen Straßenkreuzung auf Bermuda und grüßt vorbeikommende Passanten und Autofahrer. Der pensionierte Elektriker verteilt Handküsse, wünscht einen wundervollen Tag, redet mit Fußgängern und lässt sich bereitwillig von Touristen fotografieren – und das seit fast 30 Jahren. Obwohl sich Johnny selbst als religiösen Menschen bezeichnet, geht es ihm dabei nicht um Bekehrung. Er möchte, wie er selbst sagt, lediglich „den Menschen eine Freude machen“.

Und das tut er. Denn so ungewöhnlich, um nicht zu sagen verrückt, Johnnys Mission auch sein mag, sie färbt auf seine Mitmenschen ab. Der „fröhlichste Mann Bermudas“ ist längst eine Attraktion, hat einen eigenen Wikipedia-Eintrag und 1998 eine überlebensgroße Bronzestatue gewidmet bekommen. Johnny ist inzwischen so bekannt, dass sogar im Radio gemeldet wird, sollte er einmal nicht auf seiner Verkehrsinsel stehen.

Der Filmemacher Matt Morris ist dagegen eher zufällig auf Barnes gestoßen. Eines Tages fand er ein Touristenfoto des rüstigen Pensionärs auf Flickr und wusste sofort, dass er den Mann besuchen musste. „Ich bin fasziniert von Menschen, die ungewöhnlich leben“, sagt Morris, dessen ähnlich ungewöhnliches Herrensalon-Porträt Pickin‘ & Trimmin‘ im Jahr 2008 für einen Emmy nominiert war.

Und vielleicht ist es tatsächlich kein Zufall, dass Morris Mr. Happy Man ausgerechnet zum Valentinstag veröffentlicht: Es gibt wohl keinen besseren Zeitpunkt, um an Nächstenliebe zu erinnern – egal in welcher Form.

 

Wellen von unten: Das „Underwater Project“

Wie große Wellen aussehen und eindrucksvoll gefilmt werden können, hatten wir an anderer Stelle schon gezeigt. Aber wie sehen diese Wellen eigentlich von „unten“ aus? Der Fotograf Mark Tipple hat sich, inspiriert von einem Foto seines Kollegen Brian Bielmann, auf die Suche gemacht. Für sein Underwater Project begab er sich in wellenreiche Gewässer, in denen sich meist nur Profisurfer tummeln. Im folgenden Clip erklärt Tipple das Projekt und zeigt einige der Aufnahmen, die er in den letzten beiden Jahren gemacht hat.

(via)

 

Psycho Siri

Parodien von Apples Sprachsteuerung Siri gibt es einige. Der folgende Kurzfilm von Nathan und Andrew McMurry konzentriert sich weniger auf die tatsächlichen Antworten, sondern zeigt Siri als fiesen Smartphone-Bösewicht.

 

Barack Obama diskutiert auf Google+ mit Bürgern

Vergangene Woche rief das Weiße Haus die US-Bürger auf, über Google+ oder YouTube Fragen an Präsident Barack Obama zu senden. Aus mehr aus 130.000 Einsendungen wurde eine kleine Auswahl getroffen, die Obama gestern Abend in einem Livestream versuchte zu beantworten.

Nun ist es nicht neu, dass Politiker versuchen, über Formate wie YouTube oder soziale Netzwerke mit den Bürgern in Kontakt zu treten. Auch Bundeskanzlerin Angela Merkel hatte das im vergangenen November bereits versucht – mit mäßigem Erfolg. Denn außer einstudierten Floskeln kam der Meinung vieler Zuschauer nicht viel dabei herum.

Zumindest hier hat sich Obama besser geschlagen. Nicht zuletzt auch, weil das Format ein anderes war: Statt lediglich die Fragen zu beantworten und das Video mit den Antworten ins Netz zu stellen, konnten die Fragesteller mit den meisten Stimmen über die Handout-Funktion von Google+ direkt mit dem Präsidenten chatten. Die Vorteile dieser bi-direktionalen Kommunikation liegen auf der Hand: Sie bietet die Möglichkeit einer Diskussion. So konnten die Fragesteller jeweils bei den Antworten Obamas nachhaken – und ihm tatsächlich die ein oder andere interessante Aussage, zum Beispiel zum Einsatz von Dronen, entlocken.

Zu den weiteren Themen gehörten Visa-Bestimmungen, SOPA, die Occupy-Bewegung sowie die steigende Arbeitslosigkeit. Keine einfachen Themen, was viele Zuschauer durchaus lobten. Mike Masnick von Techdirt fasste die Aktion wie folgt zusammen: „Es war zwar kein Durchbruch, aber zumindest ein Beweis, dass auch ranghohe Politiker zunehmend neue Technologien zu nutzen wissen.“

Hier der komplette Mitschnitt: