Der Informatiker Christian Kohlschütter hat vor kurzem das Angebot bundestube.de gestartet. Jetzt ist er gespannt, ob alles so klappt wie er es sich vorstellt. Wenn kommende Woche der Bundestag wieder tagt, sollen die neuen Reden und vorläufigen Protokolle direkt nach Veröffentlichung in dem System angezeigt werden. Die Feuerprobe steht aber noch aus, sagt Kohlschütter.
Bundestube zeigt die Videos aller Parlamentsdebatten mit den dazugehörigen Redetexten. Vor allem aber macht der Service die Protokolle nach Personen oder Themen durchsuchbar. Dabei werden auch Suchvorschläge angeboten und die Inhalte nach statistischen Häufigkeiten gewichtet.
Das Videosystem des Bundestags selbst sei recht kompliziert zu bedienen, sagt Kohlschütter. Und es biete nur ellenlange Links zu den Videos an, die nach einer gewissen Zeit auch noch ungültig werden könnten. Sein Angebot dagegen mache es einfach, auf interessante Debattenbeiträge zu verweisen. So ließen sich Diskussionen in einen anderen Kontext einbinden. Noch ein Vorteil: Da die Protokolle gleichzeitig in Schriftform gezeigt, sind beispielsweise auch Zwischenrufe zu verstehen. Erste Politiker hätten bereits damit begonnen, auf ihre eigenen Reden zu verweisen, sagt Kohlschütter.
Er sieht seine Website als Beitrag zum transparenten Regieren; unverfälscht auf politische Informationen zugreifen zu können sei für ihn Bestandteil von Open Government, sagt der Programmierer. Im Laufe der Zeit sollen mehr Funktionen dazu kommen und auch andere Bereiche wie Ausschusssitzungen dokumentiert werden.
Kohlschütter promoviert gerade zu mathematischen Modellen über menschliches Verhalten. Die Bundestube geht zurück auf seine Arbeiten an einem automatisierten Nachrichtensystem, das auch in einer spezialisierten Version als NewsClub im Bundestag vorliegt.
Die Bundestube ist offensichtlich ist ein gelunger Service. Er ermöglicht, komfortabel Vorgänge im Parlament zu beobachten. Einen Schritt in die Richtung ging im vergangen Jahr der Versuch des Bundestagger, Plenarprotokolle durchsuchbar zu machen. Und seit Monaten schon ist das Projekt OpenBundestag angekündigt, aber bislang nicht gestartet.
Zu guter Letzt sei noch auf die vom Bundestag selbst im Dezember veröffentlichte neue Ausgabe des „Datenhandbuchs zur Geschichte des Deutschen Bundestages 1990 bis 2010“ hingewiesen. Online lassen sich dort Informationen im Umfang von etwa 2000 Druckseiten rund um Fraktionen und Gesetzesänderungen durchstöbern.