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Open Data kommt nur langsam voran

 

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Bislang 81 Datenkataloge weltweit verzeichnet diese Karte.

Rund um den Erdball verbreitet sich die Open-Data-Idee. Mehr als 80 offizielle und von Initiativen betriebene Kataloge mit frei zu nutzenden Datensätzen verzeichnet diese Karte hier. In Deutschland dagegen kommt Open Data nicht richtig voran. „Bisher Fehlanzeige“, schreibt der Wissenschaftler Sönke E. Schulz in dem Blog government2020.de zur Frage, ob der Gesetzgeber hierzulande bereits entsprechend handele.

Zwar gibt es seit dem vergangenen Sommer ein Regierungsprogramm Transparente und vernetzte Verwaltung. Dort heißt es, bis 2013 solle eine Open-Government-Strategie des Bundes fertig sein. Und auch der Start eines Pilotprojekts war angekündigt – für Ende 2010 (S. 70). Bislang scheint es das jedoch nicht zu geben. Aus dem Bundesinnenministerium hieß es auf Nachfrage, die Bundesregierung sei gegenwärtig dabei, einzelne Initiativen zur Umsetzung von Open Government „vorzubereiten und abzustimmen“. Es sei damit begonnen worden, Open-Government -Aspekte beim Aufbau der Geodateninfrastruktur Deutschland (GDI-DE) zu berücksichtigen.

Ob das gute oder schlechte Nachrichten sind, ist schwer zu beurteilen.

Die Aussage des Innenministeriums, man wolle Kosten- und Lizenzmodelle erproben, lässt eher letzteres befürchten. Denn sobald Gebühren für Datensätze verlangt werden und sie keine freie Lizenzen nutzen, kann von offenem Regierungshandeln kaum die Rede sein.

Auch hapert es schon am ersten Schritt hin zu einem „Open Government“: das transparent machen von Arbeitsprozessen, etwa durch aktuelle Informationen auf einer Website oder gar in einem Blog. Zu befürchten ist, dass am Ende unausgegorene Regelungen herauskommen, wie jüngst in Kanada.

Dort startete in der vergangenen Woche der offizielle Datenkatalog der Regierung: data.gc.ca. Bei den kanadischen Open-Data-Aktivisten wurde die Freude darüber allerdings durch zwei Lizenzregelungen getrübt. Zum einen wird verlangt, dass die Nutzung der Daten nicht die „Reputation von Kanada in Misskredit“ bringen dürfe. Ein weicher Paragraf, mit dem sich vieles untersagen lässt. Zum anderen dürfen die Daten nicht dafür verwendet werden, einen Zusammenhang zu Organisationen oder Firmen herzustellen.

Beide Bedingungen führen dazu, dass der Katalog beispielsweise für Journalisten nutzlos ist. Sollten sie in den Daten Hinweise für einen kritischen Bericht entdecken, könnten sie die Quelle nicht als Beleg nutzen. Auch werden Webdienstleister, die mit den Datensätzen arbeiten, gehemmt. So stellt etwa der kanadische Dienst emitter.ca die Luftverschmutzung rund um einen spezifischen Ort dar. Damit aber ist ein Zusammenhang zu Fabriken und damit Firmen hergestellt, was nach den jetzigen Lizenzbedingungen des kanadischen Open-Data-Katalogs nicht gestattet ist.

Laut des kanadischen Open-Data-Aktivisten David Eaves hat der zuständige Minister angekündigt, die Lizenzbedingungen zu überprüfen. Das Portal sei eine Beta-Version und noch verbesserungswürdig.

In dem Zusammenhang sei noch auf einen gestern veröffentlichten Vergleich der Open-Data-Strategien der fünf Länder Australien, Dänemark, Großbritannien, Spanien, und USA verwiesen. Der lesenswerte englischsprachige Report Open data: an international comparison of strategies“ (pdf, 13 S.) stellt fest: „Eine entscheidende Barriere für die Einführung einer Open-Data-Strategie ist die Kultur der Verschlossenheit in Regierungen.“ Diese sei durch die allgemeine Befürchtung bedingt, dass Fehler nach außen dringen könnten.

Der Report empfiehlt eine offene Debatte über die Vor- und Nachteile des „Open-Data-Phänomens“, um Widerstände innerhalb der Regierungen abzubauen.