Entwicklungshilfe ist umstritten. Die einen sehen darin ein Geldverbrennungsprogramm mit minimalem Nutzen; die anderen verweisen auf diverse Indikatoren, die die Erfolge von Entwicklungsbemühungen belegen.
Open Data kann in diesem Bereich durch Transparenz Vertrauen schaffen. So lautet zumindest der Ansatz der Weltbank. Vor einem Jahr begann sie damit, ihre Datensätze zu öffnen und sie im Angebot data.worldbank.org zu präsentieren. Inzwischen lassen sich darüber für nahezu alle Länder der Erde 7.000 Entwicklungsindikatoren abfragen: Etwa zu Bildung, Energie, Arbeitsmarkt oder Wirtschaftstätigkeit. Die Daten können dann in maschinenlesbaren Formaten heruntergeladen werden, was erlaubt, aus ihnen Karten und Diagramme zu bauen.
Was also geschieht nun mit den Milliarden, die Industriestaaten an die sogenannte Dritte Welt überweisen? 2005 erarbeitete die OECD (Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung) die Pariser Erklärung zur Effizienz von Entwicklungshilfe. Aus diesem ging dann 2008 die „International Aid Transparency Initiative“ IATI hervor. Sie ist ein freiwilliger Zusammenschluss von Staaten, Nichtregierungsorganisationen und Stiftungen mit derzeit 19 Partnerländern. Dank einheitlicher Kriterien wollen diese Entwicklungsvorhaben besser aufeinander abstimmen und besser evaluieren.
IATI selbst will keine Datenbank aufbauen. Dafür aber hat die Organisation in diesem Frühjahr einen Standard für Daten zu Entwicklungsvorhaben veröffentlicht. Er legt fest dass in einem maschinenlesbarem Format (XML) fünf grundlegende Informationen gespeichert werden: Wer ist beteiligt? Worum geht es? Was soll bis wann erreicht werden? Wie lassen sich die Vorhaben einordnen und was sind die finanziellen Details?
Entsprechend ausgezeichnete Daten werden in dem IATI-Register verzeichnet. Das ist noch recht leer, aber es existiert auch erst seit Februar 2011. Bald sollen sich dort 140 Vorhaben der Weltbank finden. Zwei weitere große Organisationen haben sich außerdem bereit erklärt, ihre Projekte IATI-konform zu dokumentieren, die Gates Stiftung sowie die Hewlett Foundation.
Die Bundesregierung beziehungsweise das zuständige Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit (BMZ) hält die Ziele von IATI für zu ambitioniert. Zwar wolle man bis zum Ende des Jahres international vereinbarte Transparenzziele angehen, heißt es dort. Die Umsetzung des IATI-Standards aber müsse solange zurückgestellt werden, „bis entsprechende Ressourcen frei werden“.
Bislang dokumentiert das BMZ seine Hilfsgelder in Höhe von sechs Milliarden Euro nicht sehr zugänglich. Ein wenig lässt sich über sie im Portal offenerhaushalt.de erfahren. Befriedigend jedoch ist das nicht, vor allem im angesichts von Beispielen wie openaid.se. Auf dieser Seite beschreibt die schwedische Regierung mit Hilfe von Visualisierungen ausführlich ihre Arbeit im Entwicklungsbereich.
Kann die transparente Darstellung von Entwicklungsgeldern die Entwicklungszusammenarbeit überhaupt besser machen? Mit dieser Frage beschäftigt sich Claudia Schwegmann im Artikel Why did transparency on farm subsidies fail?. Anhand der EU-Agrarsubventionen stellt die Autorin Überlegungen an, warum trotz offensichtlichen Missbrauchs des Geldes sich die Vergabepraxis nicht geändert hat. Ihre Bilanz des Agrarbereichs ist ernüchternd. Doch kommt sie zu dem Schluss, dass Transparenz die zugrunde liegenden Faktoren ändern kann: „Wenn Akteure der Zivilgesellschaft mit Zugriff auf Informationen, Mittel und schlagkräftigen Netzwerken an Verhandlungen teilnehmen, ändert sich das System.“