Vergangenen Mittwoch sind in den USA die Gewinner der Knight News Challenge bekanntgegeben worden. Der Wettbewerb der amerikanischen Knight Foundation fand zum fünften und letzten Mal statt. Unter den Preisträgern sind einige Datenprojekte, die sowohl unter dem Aspekt Open Data als auch unter dem des Datenjournalismus vielversprechend sind. Ein Überblick über fünf der insgeamt 16 Gewinner, auf die sich 4,7 Millionen Dollar Fördergelder aufteilen.
DocumentCloud, das bereits 2009 die Knight News Challenge gewann, erhält ein weiteres Mal Geld. Zahlreiche amerikanische Zeitungen nutzen das System bereits, das einerseits Dokumente automatisch nach bereits im Netz vorhanden Informationen durchsucht. Und andererseits das Organisieren von Dokumenten innerhalb einer Redaktion ermöglicht und deren Veröffentlichung erlaubt (hier z.B. das Geburtszertifikat von Barack Obama). Mit der zweiten Förderung in Höhe von 320.000 Dollar will das Projekt aus dem Umfeld der New York Times ermöglichen, dass Leser einer Zeitung an Dokumenten mitarbeiten können. Das System also als Plattform für Crowdsourcing dienen kann.
Overview wurde von der Nachrichtenagentur Associated Press (AP) eingereicht. 475.000 Dollar können nun für die Entwicklung einer Software ausgeben werden, die Journalisten helfen soll, Geschichten in großen Datensätzen zu finden: Während der Recherche wird Overview Beziehungen zwischen Themen, Personen, Zeitpunkten und Orten aufzeigen. Ein erster Prototyp wird in diesem Video vorgestellt; eine Grafik zeigt einen möglichen Anwendungsfall am Beispiel der „Iraq Warlogs“ von Wikileaks.
Panda Project nennt sich das Vorhaben der Tageszeitung Chicago Tribune. Das dortige Team für Nachrichtenanwendungen will eine Reihe von Werkzeugen entwickeln, die es auch personell schlecht ausgestatteten Medien erlauben, Daten zu analysieren und zu nutzen. Vor allem geht es um öffentliche Datensätze auf lokaler Ebene, die oft unübersichtlicher wären, als beispielsweise auf Bundesebene. 150.000 Dollar gibt es dafür von der Knight Foundation.
ScraperWiki mausert sich immer mehr zum Star in der Datenjournalismus-Szene. Das britische Projekt erlaubt, so genannte Scraper zu erstellen, die Informationen aus Webseiten auslesen und in strukturierter Form, beispielsweise als Tabelle, ausgeben. Mit 280.000 Dollar soll nun eine „Data on demand“-Funktion umgesetzt werden: Journalisten können Datensätze abonnieren und werden über Änderungen an ihnen, die möglicherweise nachrichtenwürdig sind, automatisch informiert.
Spending Stories ist eine Idee der Open Knowledge Foundation. Es fußt auf dem eben offiziell gestartetenOpenSpending-Projekt. Die deutsche Version davon firmiert als OffenerHaushalt.de. Mit den 250.000 Dollar der Knight Foundation soll in den nächsten drei Jahren die Berichterstattung über Regierungseinnahmen und -ausgaben vereinfacht werden. Dies soll einerseits durch eine automatisierte Analyse möglich werden. Anderseits durch Funktionen, mit der sich Nutzer, die sich mit öffentlichen Ausgaben beschäftigten, an der Auswertung beteiligen können.
Mit diesem Jahr geht das fünfjährige Programm „Knight News Challenge“ erst einmal zu Ende. Insgesamt 27 Millionen Dollar wurden auf fast 80 Projekte verteilt. In diesem Jahr hatte Google noch eine Million dazugelegt. Das Programm hat in den Zeiten des Medienwandels eine Reihe wichtiger Vorhaben mit vorangetrieben, die bereits produktiv in Redaktionen und anderweitig genutzt werden. Dank des Statuts des Wettbewerbs müssen die Projekte, soweit sie Software hervorbrachten, ihre Ergebnisse als Open Source bereitstellen: Jeder darf sie weiterverwenden. Deutsche Medienunternehmen könnten sich hier also bedienen und beispielsweise an der Übersetzung der Nutzeroberflächen ins Deutsche arbeiten.
Die Arbeit der Knight Foundation selbst ist selbstverständlich nicht zu Ende. Seit die Stiftung 1950 von den beiden Brüdern John S. und James L. Knight – damals Inhaber einer Zeitung in Ohio – eingerichtet wurde, hat sie 400 Millionen Dollar in die Weiterentwicklung des Journalismus‘ investiert.
Für mehr Hintergrund zu den einzelnen Gewinnern und der Knight News Challenge selbst hier noch ein Hinweis auf die Berichterstattung auf der englischsprachigen Website des Nieman Journalism Lab. Diese Einrichtung an der Harvard Universität wird übrigens auch durch die Knight Foundation finanziert.