Nach einem Hurrikan liegt überall Schutt, vieles ist zerstört, es herrscht vor allem Verwirrung. Ein Journalist, der durch eine solche Gegend irrt, hat kaum eine Chance, sich ein Bild von der Lage zu machen und wird sich schwer tun, die Orte und Menschen zu identifizieren, die ihm bei der Recherche helfen. Er muss sich auf sein Glück verlassen.
In einem solchen Szenario könnten Drohnen helfen. Denn der Blick aus fünfzig oder hundert Metern Höhe offenbart das umfassendere Bild, er zeigt Muster und im Zweifel auch den Weg zur nächsten Sammelstelle, an der sich Menschen finden, die etwas über die Katastrophe erzählen können.
Seit Drohnen auf dem Weg sind, eine alltägliche Technik zu werden, denken auch Journalisten darüber nach, wie diese ihnen bei der Arbeit helfen können. Das iPad-Magazin The Daily beispielsweise flog 2011 mit einem Quadrocopter den überfluteten Mississippi ab und stellte die Videos ins Netz.
Auch der amerikanische Sender ABC News testete solche Gefährte. Bislang sind das alles nur Experimente. Unsinnig aber sind sie nicht. Matt Waite baut gerade das Drone Journalism Lab an der Universität Nebraska auf, um genau solche Anwendungen zu erforschen. Er sieht noch viel mehr Szenarien, wie er im Interview mit ZEIT ONLINE erzählt.
Beispiel Fukushima: Drohnen könnten ohne Risiko für einen Piloten nicht nur Fotos und Videos liefern, sondern auch billige Sensoren rund um ein havariertes Atomkraftwerk abwerfen, sagt er, die dann Daten senden. Die mit den ferngesteuerten oder autonomen Fluggeräten gemachten Bilder könnten verwendet werden, um schnell Karten von Zerstörungen zu entwerfen und zu veröffentlichen.
Mit den Spielzeugen, die es derzeit für ein paar hundert Euro gibt und die sich mit einem iPad oder einem iPhone steuern lassen, geht das nicht. Die taugen vor allem, um die Möglichkeiten zu erahnen. The Daily zu Beispiel nutzte ein Gerät namens md4-1000 von Microdrones, das auch bei der Polizei und der Feuerwehr eingesetzt wird. Ein Spielzeug ist das nicht mehr, der Copter kann länger als anderthalb Stunden in der Luft bleiben, vorher programmierte Wegpunkte abfliegen, diverse Sensoren tragen und kostet „ab 40.000 Euro“.
Noch überwiegen beim Thema Drohnen die Befürchtungen. Vor allem die davor, dass es mit ihnen nun noch mehr Möglichkeiten gibt, unbemerkt in die Privatsphäre anderer einzudringen. Die sind sicher nicht unbegründet, allerdings gibt es längst Gesetze, die das verbieten.
Wichtiger scheint, wenn es um Sicherheit geht, ein anderer Aspekt: Die Köpfe von Unbeteiligten. Professionelle Drohnen hätten so kräftige Luftschrauben, das sie fliegenden Rasenmähern ähnelten, sagt Waite. Auch sei die Technik noch nicht ausgereift und Abstürze gar nicht so selten. Über Menschen hinweg zu fliegen, sei daher keine gute Idee.
Unter anderem deswegen beschäftigt sich auch die amerikanische Luftfahrtaufsicht FAA mit den Drohnenflügen des Magazins The Daily.