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Was macht unser Leben teurer?

 

In keinem Land ist die Angst vor Inflation so ausgeprägt wie in Deutschland. Mit großer Sorge wird reagiert, wenn wie im August die Verbraucherpreise weiter ansteigen. Die Jahresinflationsrate erhöhte sich von 1,7 Prozent im Juli auf 2,1 Prozent und liegt damit wieder über der Marke von zwei Prozent, bis zu der die Europäische Zentralbank von stabilen Preisen spricht. Haben wir eine grundsätzlich drastische Verteuerung von Gütern oder gibt es besondere Preistreiber?

Grundlage für die Berechnung des Verbraucherpreisindex ist ein Warenkorb, bestehend aus rund 700 Gütern. Für jedes Element – also zum Beispiel für Nahrungsmittel, Zugfahrten oder für Benzin – wird die Preisentwicklung erfasst. Die Statistiker errechnen daraus einen gewichteten Mittelwert. Die verwendeten Gewichte gelten als repräsentativ für einen durchschnittlichen Haushalt.

Wir haben einzelne Preisentwicklungen ausgehend vom Jahr 2005 ausgewählt und die Daten des Statistischen Bundesamtes im Kurvenverlauf bis August 2012 dargestellt.


Es wird deutlich, dass in diesem Achtjahreszeitraum vor allem Nahrungsmittel (+19,3 Prozent), Verkehr (+24,8 Prozent) und Wohnen (+17,9 Prozent) teurer geworden sind. Die Preise für Wohnraum und Verkehr wurden maßgeblich von den steigenden Energiekosten in die Höhe getrieben. Hinter der Lebensmittelinflation stecken mehrere Faktoren – die Energie ist einer davon.


Splittet man die wichtigsten Posten rund ums Wohnen auf, wird noch einmal die Rasanz der Verteuerung im Energiebereich deutlich. Hier machen sich stark steigende Heizölpreise und ganz besonders der Strompreisanstieg (45,2 Prozent) bemerkbar. Der Anteil steigender Mieten fällt eher moderat aus (ein Plus von neun Prozent seit 2005 entspricht einem jährlichen Anstieg von rund 1,1 Prozent).


Im Bereich Mobilität haben die Preise für Flugreisen um satte 53,1 Prozent zugelegt. Auch Bahnfahren ist in Zeiten steigender Energiepreise teurer geworden. Preise für Bahntickets legten um 25,1 Prozent zu. Die Kosten für die Anschaffung von Neuwagen haben sich hingegen in den letzten Jahren kaum erhöht. So blieb das Preisniveau bei Neuwagen seit der letzten Erhöhung des Mehrwertsteuersatzes ab Januar 2007 konstant. Zu Zeiten der sogenannten Abwrackprämie gaben die Preise für Gebrauchtwagen Anfang 2010 merklich nach, pendelten sich danach aber wieder auf das vorherige Niveau ein.

Um alle Lebensumstände zu erfassen, wird im statistischen Warenkorb auch die Entwicklung für Dienstleitungen wie „Essen auf Rädern“ beobachtet. In der Entwicklungskurve zeigt sich, dass die Kostensteigerungen für Nahrungsmittel und Benzinpreise (plus 49,6 Prozent seit 2005) moderat an die Kunden weitergereicht wurden. Die Belieferung der Senioren zu Hause gehörte zu traditionellen Tätigkeiten junger Zivildienstleistender. Mit der Aussetzung der Wehrpflicht und somit auch des Zivildienstes zum Juli 2011 fiel diese günstige Beschäftigungsmöglichkeit weg. Zwischen Januar und August 2011 wurden die dadurch gestiegenen Personalkosten mit einem Anstieg von vier Prozent an die Kunden weitergegeben.


Für Entlastung im Geldbeutel haben unter anderem sinkende Preise für Festnetztelefonie und Mobilfunk gesorgt (-15,2 Prozent).

Im Warenkorb finden sich zudem einzelne Grundnahrungsmittel. Interessant ist der Blick auf zwischenzeitlich stark unterschiedliche Preisentwicklungen bei Frischmilch und Butter. Während die Erzeuger mit dem Einzelhandel für Frischmilch häufig an langfristige Verträge gebunden sind, lassen sich bei anderen Milchprodukten kurzfristige Preisanhebungen durchsetzen.

Die von Martina Schories visualisierten Daten haben wir in einem GoogleDoc zusammengefasst. Den kompletten Datensatz mit allen Einträgen des Warenkorbs gibt es kostenlos es in der GENESIS-Datenbank des Statistischen Bundesamtes.