Wohin geht das Geld? Diese Frage können Daten-Visualisierungen meist schnell beantworten – denn das ist ihre Stärke: einen Überblick über komplexe Zusammenhänge geben. Die Open Knowledge Foundation hat sich genau deswegen der Ausgaben der deutschen Entwicklungshilfe angenommen und diese in einer interaktiven Grafik aufgeschlüsselt.
Demnach hat Deutschland in den vergangenen zehn Jahren die Länder Irak, China, Nigeria, Kamerun und Indien am stärksten gefördert, in dieser Reihenfolge. Das Geld geht also vor allem an Schwellenländer. Der größte Teil der deutschen Entwicklungshilfe weltweit wird außerdem für den Schuldenerlass aufgewendet – also nicht überwiesen, um konkrete Projekte zu fördern, sondern nur auf dem Papier gestrichen.
Beide Ergebnisse lassen sich sofort erfassen, betrachtet man die Grafiken, die die Open Knowledge Foundation Deutschland am Montag veröffentlicht hat.
Wer zahlt wo was?
Erstellt hat die Seite Christian Kreutz. Er ist im Vorstand der Open Knowledge Foundation und arbeitet in der Entwicklungshilfe. „Man weiß in diesem Bereich oft gar nicht, wer schon wo was gefördert hat“, sagt er. Es gebe keinen internationalen Überblick und nicht einmal einen nationalen. Seine Grafik könnte helfen, hofft er.
Denn die zeigt nicht nur bunt eingefärbte Länder. Sie schlüsselt auch genau auf, in welchem Bereich für welches Vorhaben wie viele Dollar ausgegeben wurden. „Wir wollen, dass man sich schnell durch die Daten bewegen kann“, sagt Kreutz. Die offiziellen Berichte, die solche Aufstellungen in Form langer Listen veröffentlichen, seien zu unübersichtlich.
Die Daten dafür stammen von der OECD. Sie sind inflationsbereinigt, allerdings in einigen Fällen nicht vollständig. So würden Informationen von Ländern, die nicht mehr als Entwicklungsland zählen, in der Datenbank der OECD rückwirkend entfernt.
Die OECD hat eine eigene Datenbankseite, auf der die Informationen eingesehen werden können. Allerdings ist Aidflows.org nicht sonderlich übersichtlich. Das größte Problem beim Erstellen von offene Entwicklungshilfe sei denn auch gewesen, die OECD-Daten zu verstehen, sagt Kreutz.
Bitte nachahmen!
Ein nicht zu unterschätzender Effekt solcher Projekte ist der Druck auf die Urheber der Daten. Seit ziemlich genau zwei Jahren gibt es die Seite offener Haushalt, auf der die Open Knowledge Foundation den Bundeshaushalt transparent macht und übersichtlich aufschlüsselt. Inzwischen sah sich das Finanzministerium anscheinend genötigt, nachzuziehen. Seit August dieses Jahres gibt es die Haushaltszahlen in einem Format heraus, das digital weiterverarbeitet werden kann. Auch eine Visualisierung hat das Ministerium eingeführt.
Das Ministerium habe sich dabei offensichtlich von der Seite offener Haushalt inspirieren lassen, wie der Datenjournalist Lorenz Matzat bei Netzpolitik schrieb. Vielleicht lässt sich das Entwicklungshilfeministerium ja von dem neuen Projekt inspirieren.
Update: Wahrgenommen hat das Ministerium das Projekt.
RT @openaidgermany „In welche Länder und Sektoren flossen dt EZ Gelder seit 2000? offene-entwicklungshilfe.de zeigt es!”
— BMZ Bund (@BMZ_Bund) Oktober 1, 2012