Zugegeben: Wir Deutschen sind noch nicht so weit wie die Skandinavier. In Norwegen und Schweden ist es durchaus üblich, selbst in Klubs und Kneipen jedes einzelne Bier am Tresen mit Karte zu bezahlen. Aber auch in Deutschland ist das bargeldlose Zahlen längst salonfähig geworden. Einige Banken denken bereits über eine Zukunft nach, in der Münzen und Scheine abgeschafft wurden und jeder Zahlungsverkehr digital abläuft.
Längst schickt niemand mehr seinem Vermieter monatlich Bargeld, um die Miete zu zahlen. Auch die Rechnungen für Strom, Telefon und Handy werden selbstverständlich bargeldlos beglichen. Kleinere Beträge aber, etwa für eine Schachtel Zigaretten am Kiosk um die Ecke, werden in aller Regel weiter mit Münzen und Scheinen bezahlt.
Unsere Daten zeigen, wie lange Bezahlkarten in Deutschland schon verbreitet sind. Bereits vor mehr als zehn Jahren gab es mehr solcher Karten als Einwohner: Im Jahr 2001 lag die Quote bei 1,35, bis Ende 2011 stieg sie auf 1,6. Das heißt, jeder Deutsche – selbst Kleinkinder eingerechnet – besitzt im Schnitt 1,6 Bezahlkarten. Das sind in aller Regel die Girocard – die frühere EC-Karte – und Kreditkarten. Insgesamt steckten Ende 2011 rund 130,6 Millionen solcher Karten in deutschen Geldbeuteln.
Zwar sind die Daten aus dem Jahr 2007 mit anderen Jahresdaten nur eingeschränkt vergleichbar. In jenem Jahr wurde die Zahlungsverkehrsstatistik innerhalb der Europäischen Währungsunion harmonisiert, die Erhebungsmethode ist seither eine andere. Der Trend aber ist offensichtlich. Während die Kartenzahl zwischen 2007 und 2011 um rund 6,2 Prozent anstieg, nahmen im selben Zeitraum die Transaktionen mit Bezahlkarten an sogenannten Point-of-Sale-Terminals erheblich stärker zu. Im Jahr 2011 wurde rund 2,72 Milliarden Mal an solchen Terminals mit einer Karte bezahlt. Insgesamt 34 Prozent häufiger als noch vier Jahre zuvor.
Für all diese Transaktionen standen 711.000 digitale Bezahlstationen zur Verfügung. Das ist im internationalen Vergleich relativ wenig: Frankreich und Großbritannien haben, bei niedrigerer Einwohnerzahl, rund doppelt so viele Terminals.
Meistens sind es jedoch keine großen Beträge, die auf diese Weise den Besitzer wechseln. Jede der 2,72 Milliarden Transaktionen des Jahres 2011 hatte im Durchschnitt einen Wert von etwa 65 Euro. Das ist sogar etwas weniger als die durchschnittliche Kartenzahlung im Jahr 2001 (knapp 73 Euro).
Doch auch wenn die Verwendung von Bezahlkarten in den vergangenen zehn Jahren kräftig zugenommen hat: Von einer bargeldlosen Zukunft, wie sie in Banken diskutiert wird, sind wir weit entfernt. Das zeigt die Entwicklung der im Umlauf befindlichen Bargeldmenge in der Euro-Zone. Seitdem die Euroscheine und -münzen 2002 eingeführt wurden, hat sich die Bargeldmenge pro Kopf auch inflationsbereinigt deutlich ausgeweitet.
Das Bargeld ist also nicht weniger geworden, selbst wenn es jetzt mehr Bezahlkarten gibt. Was das heißt? Womöglich ist die Vision einer bargeldlosen Zukunft ähnlich unrealistisch wie das papierlose Büro.