Jedes Jahr präsentiert Nicholas Felton sein Leben. In Grafiken und Charts zeigt er allen, die es interessiert, womit er seine Zeit verbrachte, was er aß, wie er schlief, wo er sich herumtrieb.
Felton wurde mit seinen Jahresberichten über sich selbst zum Vorreiter einer ganzen Bewegung, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, das eigene Tun zu überwachen und zu vermessen: quantified self. Die Idee: Das Selbst mehr oder weniger genau in Daten auszudrücken, um mehr über sich zu erfahren. Und er ist einer der Architekten der Timeline von Facebook, in der den Nutzern Informationen von diversen Quellen präsentiert werden.
Gerade hat Felton zum neunten Mal seinen Bericht veröffentlicht. In diesem Jahr hat er darin vor allem sein Kommunikationsverhalten analysiert. Wie viele E-Mails, wie viele SMS; über welche Themen redete er mit wie vielen Menschen – all das, was Geheimdienste interessiert, wenn sie jemanden ausspähen, hat Felton über sich selbst gesammelt und in aufwendigen Grafiken visualisiert.
Er analysierte dazu die Metadaten und den Inhalt von 44.041 SMS, 31.769 E-Mails, 12.464 Gesprächen, 4.511 Facebook Messages und 1.719 physischen Briefen und Postkarten.
Was hat Felton über sich erfahren? Der Kommunikationsreport 2013 habe ihn zu der Einsicht gebracht, dass er zu viel Zeit mit Belanglosem verbringe. Dem Bits-Blog der New York Times sagte er: „I need to do a better job of engaging in more meaningful communication and spend less time with trivial email and social media.„
Wer sich selbst überwachen will, Felton hat inzwischen auch eine kostenpflichtige App entwickelt (nur für iOS), mit der jeder seine eigenen Daten sammeln kann. Übermittelt werden sie nicht. Der Nutzer entscheidet, was er anschließend damit anstellt und ob er sie irgendwann löscht oder zu einem Bericht seines Lebens baut, wie Felton es tut.
Felton tut das nicht zum Selbstzweck, sein Beruf ist es, Daten so aufzubereiten, dass andere sie verstehen können. Daten sind sein Leben. Und nicht nur seins. Unsere Daten seien Teil unserer Identität, sagt er in einem Video der New York Times. Daher sei es wichtig zu wissen, wer Zugriff auf unsere Daten habe und was er damit anstelle.