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Wir hängen an der Wasserflasche

Die Deutschen lieben Mineralwasser. Nicht nur, dass sie zu den größten Konsumenten weltweit gehören; der Durchschnittsdeutsche trinkt auch viel mehr abgefülltes Wasser als früher. Noch im Jahr 1970 lag der jährliche Verbrauch pro Kopf bei rund 13 Litern Mineral- und Heilwasser. Mittlerweile hat sich die Menge verzehnfacht. Hinzu kommt ein Pro-Kopf-Verbrauch von gut fünf Litern Quell- und Tafelwasser.

Womöglich ist der Verbrauch derart angestiegen, weil man sich mit steigendem Wohlstand lieber abgefülltes Mineralwasser gönnt, statt schnödes Trinkwasser aus der Leitung zu zapfen. Dabei ist dessen Qualität mindestens genauso gut, sagen Verbraucherschützer – und Leitungswasser kostet auch viel weniger. Zwischen den Bundesländern gibt es allerdings große Unterschiede, wie die Grafik zeigt. In Bayern, Hamburg, Niedersachsen und Schleswig-Holstein war Leitungswasser im Jahr 2010 besonders günstig, im Saarland, Sachsen und Thüringen besonders teuer.

Unter den abgefüllten Wässern ist Mineralwasser der absolute Favorit der Konsumenten. Das Gesetz definiert genau, wann ein Wasser als Mineralwasser verkauft werden darf. Es muss aus unterirdischen, vor Verunreinigung geschützten Wasservorkommen stammen und darf laut Gesetz fast gar nicht verändert werden. Die Abfüller dürfen es filtern, belüften, ihm Kohlensäure entziehen oder hinzufügen. Um als „Natürliches Mineralwasser“ gehandelt zu werden, braucht ein Wasser zudem eine amtliche Anerkennung.

Heil- und Quellwasser stammen ebenfalls aus unterirdischen Quellen. Doch während Heilwasser als Arzneimittel gilt, besonders mineralstoffreich sein muss und seine gesundheitsfördernde Wirkung sogar wissenschaftlich belegt sein muss, sind die Anforderungen an Quellwasser weniger streng. Tafelwasser ist im Gegensatz zu den anderen Wässern kein Naturprodukt, sondern kann auch vom Hersteller zusammengemischt werden, etwa aus Leitungswasser, Mineralwasser, Sole, Kochsalz oder Meersalz und weiteren Zusatzstoffen.

Besonders beliebt sind Mineralwässer mit wenig Kohlensäure und stille Wässer ohne und mit Geschmack. Ihr Absatz hat in den vergangenen Jahren stark zugenommen, während der Verkauf von Sprudelwasser hingegen leicht sank. Auch Erfrischungsgetränke auf Mineralwasserbasis verkaufen sich gut. Fassbrause sei der neue Trend, sagt der Mineralwasserverband, obwohl sie „eigentlich auf eine lange regionale Tradition zurückblicken“ könne.

Den Branchenvertretern zufolge gibt es in Deutschland über 500 verschiedene Mineralwässer aus regionalen Brunnen. Die Karte zeigt: Ein beträchtlicher Teil der Wässer wird auch regional vermarktet. Besonders hoch ist die Quote in Nord- und Ostdeutschland. Allerdings ist die Größe der vom Branchenverband ausgewiesenen Gebiete sehr unterschiedlich, und gerade der Norden und Osten fallen besonders groß aus. Gut möglich, dass unter den dort gehandelten und in der Statistik als „regional“ ausgewiesenen Mineralwässern auch solche sind, die über weite Strecken transportiert werden – beispielsweise von Südthüringen nach Berlin. Auffällig ist dennoch, dass ausgerechnet Bayern als relativ großes Flächenland den geringsten Absatzanteil an regionalen Wässern aufweist.

Nur wenige der deutschen Abfüller verkaufen ihr Wasser dem Verband zufolge international. Ebenso wird nur wenig des hier konsumierten Wassers aus dem Ausland eingeführt. Der Importanteil am Umsatz mit Mineral- und Heilwasser, gemessen in Litern, liegt seit Jahren relativ konstant zwischen acht und neun Prozent. Die Wässer, die wir einführen, kommen allerdings auch aus exotischen Gegenden. Aus den Einfuhrdaten des Bundesamtes für Statistik geht beispielsweise hervor, dass der Löwenanteil an importiertem Mineralwasser ohne Kohlensäure aus Frankreich kommt. Aber eine kleine Menge, vermutlich hochpreisiges Luxus-Wasser , stammt von den Fidschi-Inseln. Auch aus Norwegen, Russland, den USA, selbst aus den Vereinigten Arabischen Emiraten und Saudi-Arabien wird Mineralwasser ohne Kohlensäure nach Deutschland importiert. Ob das Wasser auch in der Wüste abgefüllt wurde, verrät die Statistik freilich nicht.

Importiertes kohlensäurehaltiges Mineralwasser kommt überwiegend aus Italien, das Tafelwasser aus den Niederlanden. Gezuckertes Import-Wasser, das nicht unbedingt Mineralwasser sein muss, aber sein kann, stammt vor allem aus Frankreich, Österreich, Dänemark und der Türkei. Und schließlich gibt es noch eine Kategorie von Importwasser, die Mineralwasser ausdrücklich ausschließt, aber Eis und Schnee mit einbezieht. Für solches Wasser sind die Niederlande unser größter Lieferant. Aber winzige Mengen kommen auch aus der Wüste der Vereinigten Arabischen Emirate, von den weit entfernten Salomonen – und sogar aus der Antarktis.

 

Weltbank stellt alle Studien unter CC-Lizenz ins Netz

Wie viel Prozent der Spanier nutzen das Internet? Wie hoch ist die Jugendarbeitslosigkeit in den USA? Nimmt der griechische Staat, gemessen an der Wirtschaftsleistung des Landes, wirklich weniger Steuern ein als der Deutsche? Wie groß ist die Fläche, die in Afghanistan durch Landminen verseucht ist? Hat Venezuela das Millenniumsziel schon erreicht, die Zahl der Armen zu halbieren? Wie gut ist die Ausbildung der Menschen in der arabischen Welt?

Antworten auf diese und viele andere Fragen finden sich in der Online-Datenbank der Weltbank. Schon seit längerer Zeit stellt die Weltbank der Öffentlichkeit viele ihrer Statistiken zur Verfügung. Zum Teil reichen die Daten Jahrzehnte zurück – eine echte Fundgrube. Nicht alle Statistiken sind bisher öffentlich, aber die wichtigsten lassen sich in der Online-Datenbank oder über eine Programmierschnittstelle (API) durchsuchen. Man kann sie auch herunterladen und dann mit Excel oder anderen gängigen Tabellenkalkulationsprogrammen weiterverarbeiten.

Jetzt will die Weltbank ihre Arbeit noch stärker in die Öffentlichkeit tragen. Ab dem 1. Juli sollen alle neuen Publikationen von Weltbank-Mitarbeitern im Netz frei verfügbar sein, ebenso neue Forschungsarbeiten, die von der Bank finanziert wurden. Damit sei jedermann „frei, die meisten Wissensprodukte und Forschungsergebnisse der Bank zu nutzen, wiederzuverwenden und weiterzuverbreiten, sei es zu kommerziellen oder nicht kommerziellen Zwecken“, teilt die Institution mit.

Einzige Bedingung: Die Weltbank muss als Urheber genannt werden (Creative-Commons-Lizenz CC BY). Um das gesammelte Wissen möglichst leicht zugänglich zu machen, will die Weltbank die Dublin-Core-Standards für Metadaten und das Open-Archives-Initiatives-Protokoll befolgen.

Was bringt das der Entwicklungspolitik? Darüber wollen zwei Weltbank-Leute am heutigen Montag mit Peter Suber, dem Direktor des Harvard Open Access Project, und Michael Carroll, Gründungsmitglied von Creative Commons diskutieren. Wer wollte, konnte vorab Fragen einschicken oder kann sich über Twitter (Hashtags: #wblive oder #openaccess) an der Debatte beteiligen.

 

Das Geschäft mit dem Ackerland

Landverkäufe weltweit / Screenshot ZEIT ONLINE / Quelle: http://landportal.info/landmatrix

Das Geschäft mit Land boomt – spätestens, seit die Nahrungspreise steigen, fruchtbares Land auch für den Anbau von Treibstoffpflanzen benötigt wird und Investoren mit Aktien und Anleihen nicht mehr so viel Geld verdienen können wie vor der Finanzkrise. „Land Grabbing„, die Aneignung von Flächen durch Investoren auf Kosten der lokalen Bevölkerung, ist zu einem großen Thema geworden.

Die Öffentlichkeit erfährt oft nichts über die Bedingungen der Landverkäufe. Auch gibt es noch keinen Überblick über Ausmaß, Ziel und Folgen der bisher abgeschlossenen Landgeschäfte. Eine neue Datenbank soll das jetzt ändern: die „Land Matrix“ veröffentlicht Informationen zu großen Landverkäufen oder -pachtgeschäften. Seit heute ist sie online, als Teil der umfassenderen Plattform „Land Portal“, die Informationen und Debatten rund um das Geschäft mit Land bündelt.

Den Betreibern zufolge versammelt die Datenbank Informationen über Landgeschäfte, die seit dem Jahr 2000 für land- oder forstwirtschaftliche Zwecke, für Rohstoffabbau, Tourismus oder Naturschutz abgeschlossen wurden. Insgesamt umfasse sie mehr als 2.200 Transaktionen. Öffentlich einsehbar ist bislang nur etwa die Hälfte. Der Rest müsse noch verifiziert werden und werde nach und nach hinzugefügt, heißt es auf der Seite. Gleiches gelte für neue Fälle, die jeder per E-Mail (report@landportal.info) melden kann.

Hinter der Matrix stecken große Organisationen der Entwicklungspolitik und Forschungsinstitute, unter ihnen die International Land Coalition, zu der die Weltbank ebenso gehört wie Nichtregierungsorganisationen, die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) und das German Institute for Global and Area Studies (GIGA). Gefördert wird das Projekt unter anderem durch Oxfam, das deutsche Entwicklungsministerium und die Europäische Kommission.

Als Quellen nutzen die Datensammler die Berichterstattung der Medien, Reports von Nichtregierungsorganisationen, die teils bereits im Netz verfügbar sind, oder Berichte aus empirischen Forschungsprojekten. Unternehmens-Webseiten und Regierungsakten werden ebenfalls ausgewertet, sofern sie öffentlich zugänglich sind. Zur Verifizierung werden die Daten miteinander verglichen und durch Partner in den betroffenen Ländern überprüft.

User können die bisher verifizierten Daten problemlos im .csv-Format herunterladen – also als Textdatei, die von gängigen Tabellenkalkulationsprogrammen wie Excel oder OpenOfficeCalc erkannt und verarbeitet werden kann. Die interaktiven Schaubilder der Seite veranschaulichen die Trends des Geschäfts. Sie lassen sich leider nicht anderswo einbinden. Nur ein Teil der Grafiken kann als PDF heruntergeladen werden. Sämtliche Informationen stehen unter der Creative-Commons-Lizenz BY-NC-SA 3.0.

Ob Weltbank, ihre Kritiker oder die beteiligten Forscher: Sie alle erhoffen sich von der Land Matrix Aufschluss darüber, wie hilfreich oder schädlich das globale Geschäft mit Land tatsächlich ist. Die Deals sind nicht zwangsläufig unsozial. Institutionen wie die Weltbank und die Welternährungsorganisation setzen sogar darauf, durch größere Investitionen die Erträge der Landwirtschaft in Entwicklungsländern zu erhöhen.

Entwicklungsorganisationen halten dagegen: Die Kämpfe ums Land würden brutaler, gewaltsame Vertreibungen seien an der Tagesordnung, das Menschenrecht auf Nahrung werde „tausendfach verletzt“. Zwar scheint es bislang nicht viele positive Beispiele zu geben, aber zumindest Einzelfälle zeigen: Würden die Rahmenbedingungen stimmen, könnten alle etwas vom Geschäft haben.

Eine erste Auswertung der Daten durch die beteiligten Forscher legen drei Schlüsse nahe: Landgeschäfte gehen häufig tatsächlich zu Lasten der lokalen Bevölkerung. Sie finden vor allem in Ostafrika und Südasien statt. Und: groß angelegte Land-Investitionen sind kein vorübergehendes Phänomen, sondern ein Trend, der erst einmal anhalten wird.

Eine detaillierte Auswertung der Ergebnisse erscheint in Kürze im Wirtschaftsressort von ZEIT ONLINE.