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Wo das Jobwunder stattfindet – und wo nicht

Die Arbeitslosigkeit ist in Deutschland so niedrig wie zuletzt vor rund 20 Jahren. Das deutsche Jobwunder ist in aller Munde. Die gute Entwicklung vollzieht sich allerdings nicht überall im Land, die regionalen Unterschiede sind groß. Unsere Visualisierung zeigt die Entwicklung der Arbeitslosenquoten in allen Landkreisen und kreisfreien Städten: erstmals nicht in Form einer eingefärbten Karte, sondern als Grafikteppich, in dem Sie selbst recherchieren können.

Jede Zeile zeigt die Entwicklung in einem Landkreis beziehungsweise einer kreisfreien Stadt. Dargestellt werden die monatlichen Arbeitslosenquoten seit Januar 2005. Die Farbintensität eines Kästchens steht für die jeweilige Quote: Je dunkler, desto höher ist der Anteil der Arbeitslosen in dieser Region. Auf diese Weise werden im zeitlichen Verlauf regionale Dynamiken am Arbeitsmarkt sichtbar.

Die Idee für diese Darstellung ist entstanden, als wir zunächst nur testweise sehen wollten, welche Muster in den Monatszahlen der Bundesagentur für Arbeit stecken. Jeder Betrachter entdeckte sofort auffällige Häufungen. Schnell war klar, dass diese Form der Visualisierung ganz neue Zugänge schafft, gerade auch, weil alle Regionen im optischen Kontext stehen.

Filter, Sortierungen und Sprungmarken helfen bei der Navigation in dieser opulenten Grafik. Die eigene Region ist am Schnellsten durch die Eingabe der Postleitzahl erreichbar. Zum Einstieg führt eine Tour durch die Visualisierung und stellt drei exemplarische Regionen mit spannenden Verläufen vor. Im Zuge von Gebietsreformen hat sich die räumliche Zusammensetzung von einigen Landkreisen verändert. Um die Grafik nicht noch komplexer zu machen, weisen wir die Zahlen vor der Reform nicht aus.

Hier geht es zur Visualisierung

Technische Umsetzung: Realisiert wurde die Grafik von Paul Blickle (Twitter: @colorfuldata).Die Grafik wurde mit Hilfe der Javascriptbibliothek D3 entwickelt. Die Tour wurde mit guiders.js realisiert.

 

Wir hängen an der Wasserflasche

Die Deutschen lieben Mineralwasser. Nicht nur, dass sie zu den größten Konsumenten weltweit gehören; der Durchschnittsdeutsche trinkt auch viel mehr abgefülltes Wasser als früher. Noch im Jahr 1970 lag der jährliche Verbrauch pro Kopf bei rund 13 Litern Mineral- und Heilwasser. Mittlerweile hat sich die Menge verzehnfacht. Hinzu kommt ein Pro-Kopf-Verbrauch von gut fünf Litern Quell- und Tafelwasser.

Womöglich ist der Verbrauch derart angestiegen, weil man sich mit steigendem Wohlstand lieber abgefülltes Mineralwasser gönnt, statt schnödes Trinkwasser aus der Leitung zu zapfen. Dabei ist dessen Qualität mindestens genauso gut, sagen Verbraucherschützer – und Leitungswasser kostet auch viel weniger. Zwischen den Bundesländern gibt es allerdings große Unterschiede, wie die Grafik zeigt. In Bayern, Hamburg, Niedersachsen und Schleswig-Holstein war Leitungswasser im Jahr 2010 besonders günstig, im Saarland, Sachsen und Thüringen besonders teuer.

Unter den abgefüllten Wässern ist Mineralwasser der absolute Favorit der Konsumenten. Das Gesetz definiert genau, wann ein Wasser als Mineralwasser verkauft werden darf. Es muss aus unterirdischen, vor Verunreinigung geschützten Wasservorkommen stammen und darf laut Gesetz fast gar nicht verändert werden. Die Abfüller dürfen es filtern, belüften, ihm Kohlensäure entziehen oder hinzufügen. Um als „Natürliches Mineralwasser“ gehandelt zu werden, braucht ein Wasser zudem eine amtliche Anerkennung.

Heil- und Quellwasser stammen ebenfalls aus unterirdischen Quellen. Doch während Heilwasser als Arzneimittel gilt, besonders mineralstoffreich sein muss und seine gesundheitsfördernde Wirkung sogar wissenschaftlich belegt sein muss, sind die Anforderungen an Quellwasser weniger streng. Tafelwasser ist im Gegensatz zu den anderen Wässern kein Naturprodukt, sondern kann auch vom Hersteller zusammengemischt werden, etwa aus Leitungswasser, Mineralwasser, Sole, Kochsalz oder Meersalz und weiteren Zusatzstoffen.

Besonders beliebt sind Mineralwässer mit wenig Kohlensäure und stille Wässer ohne und mit Geschmack. Ihr Absatz hat in den vergangenen Jahren stark zugenommen, während der Verkauf von Sprudelwasser hingegen leicht sank. Auch Erfrischungsgetränke auf Mineralwasserbasis verkaufen sich gut. Fassbrause sei der neue Trend, sagt der Mineralwasserverband, obwohl sie „eigentlich auf eine lange regionale Tradition zurückblicken“ könne.

Den Branchenvertretern zufolge gibt es in Deutschland über 500 verschiedene Mineralwässer aus regionalen Brunnen. Die Karte zeigt: Ein beträchtlicher Teil der Wässer wird auch regional vermarktet. Besonders hoch ist die Quote in Nord- und Ostdeutschland. Allerdings ist die Größe der vom Branchenverband ausgewiesenen Gebiete sehr unterschiedlich, und gerade der Norden und Osten fallen besonders groß aus. Gut möglich, dass unter den dort gehandelten und in der Statistik als „regional“ ausgewiesenen Mineralwässern auch solche sind, die über weite Strecken transportiert werden – beispielsweise von Südthüringen nach Berlin. Auffällig ist dennoch, dass ausgerechnet Bayern als relativ großes Flächenland den geringsten Absatzanteil an regionalen Wässern aufweist.

Nur wenige der deutschen Abfüller verkaufen ihr Wasser dem Verband zufolge international. Ebenso wird nur wenig des hier konsumierten Wassers aus dem Ausland eingeführt. Der Importanteil am Umsatz mit Mineral- und Heilwasser, gemessen in Litern, liegt seit Jahren relativ konstant zwischen acht und neun Prozent. Die Wässer, die wir einführen, kommen allerdings auch aus exotischen Gegenden. Aus den Einfuhrdaten des Bundesamtes für Statistik geht beispielsweise hervor, dass der Löwenanteil an importiertem Mineralwasser ohne Kohlensäure aus Frankreich kommt. Aber eine kleine Menge, vermutlich hochpreisiges Luxus-Wasser , stammt von den Fidschi-Inseln. Auch aus Norwegen, Russland, den USA, selbst aus den Vereinigten Arabischen Emiraten und Saudi-Arabien wird Mineralwasser ohne Kohlensäure nach Deutschland importiert. Ob das Wasser auch in der Wüste abgefüllt wurde, verrät die Statistik freilich nicht.

Importiertes kohlensäurehaltiges Mineralwasser kommt überwiegend aus Italien, das Tafelwasser aus den Niederlanden. Gezuckertes Import-Wasser, das nicht unbedingt Mineralwasser sein muss, aber sein kann, stammt vor allem aus Frankreich, Österreich, Dänemark und der Türkei. Und schließlich gibt es noch eine Kategorie von Importwasser, die Mineralwasser ausdrücklich ausschließt, aber Eis und Schnee mit einbezieht. Für solches Wasser sind die Niederlande unser größter Lieferant. Aber winzige Mengen kommen auch aus der Wüste der Vereinigten Arabischen Emirate, von den weit entfernten Salomonen – und sogar aus der Antarktis.

 

Der arbeitslose Kontinent

Rund 18 Millionen Menschen waren im August im Euro-Raum arbeitslos – eine gewaltige Zahl. Wie weit Europa in seiner Entwicklung zurückgeworfen wird, zeigt ein Blick in die Geschichte. Wir haben Langzeitdaten für die verschiedenen Wirtschaftsräume besorgt und gegenübergestellt.

Ein Ergebnis: Die Arbeitslosigkeit im Euro-Raum ist so hoch wie zuletzt Mitte der neunziger Jahre – wenngleich sie noch nicht so hoch liegt wie Anfang des gleichen Jahrzehnts. Damals waren die Arbeitsmärkte in vielen Ländern – darunter Spanien oder Portugal – in schlechter Verfassung. In Spanien betrug die Arbeitslosenrate in einigen Jahren mehr als 20 Prozent. Auch in Deutschland lag die Quote nach der Wiedervereinigung zeitweise bei zehn Prozent und damit deutlich höher als heute. Anschließend reformierten viele Euro-Staaten ihre Arbeitsmärkte – die Arbeitslosigkeit sank.

Interessant auch die Entwicklung der USA: Noch in den neunziger Jahren und im ersten Jahrzehnt des neues Jahrhunderts lagen die Arbeitslosenquoten deutlich niedriger als im heutigen Euro-Raum. Erst mit der großen Krise nach der Lehman-Pleite sprang die Quote auf europäisches Niveau. Mittlerweile liegt sie wieder etwas darunter und beträgt rund acht Prozent.

Die Entwicklung im Euro-Raum ist durchaus unterschiedlich. Während in Deutschland die Arbeitslosigkeit in der Krise sogar gesunken ist und derzeit 5,5 Prozent beträgt, steigt sie in anderen Ländern an. Außergewöhnlich ist dabei die Situation in Spanien, wo mittlerweile fast jeder Vierte ohne Arbeit ist. Das zieht auch den Schnitt im Euro-Raum nach oben.

Datenauswertung und Visualisierung: Martina Schories
Daten als Google Spreadsheet

 

Bahn droht Open-Data-Aktivist mit Klage

Die Bahn ist nicht amüsiert. Der Programmierer Michael Kreil hatte sämtliche Fahrplandaten der Bahn von einer CD-ROM extrahiert und im September veröffentlicht, damit andere daraus eigene Anwendungen basteln können. Die Initiative heißt openPlanB, Untertitel „innovation without permission“ – Innovation ohne Erlaubnis. Nun stellt die Bahn klar: Das war illegal. Und im Wiederholungsfall behalte sich die Bahn vor, ihn zu verklagen. Immerhin, erst im Wiederholungsfall. Das Unternehmen wählt dafür die Form des offenen Briefs, also auch eine Art von Open Data.

Die Bahn befürchtet nach eigener Aussage Qualitätseinbußen, wenn jemand auf Basis dieser Daten eigene Anwendungen entwickelt und der Allgemeinheit zur Verfügung stellt. „Fahrplandaten verändern sich spätestens mit jedem Fahrplanwechsel. Drittapplikationen, die mithilfe der von Ihnen rechtswidrig verbreiteten Daten entwickelt werden, veralten schnell und werden daher … jede Erwartung der Menschen … früher oder später enttäuschen“, heißt es im heute veröffentlichten Brief der Bahn.

Vor eineinhalb Wochen hatte das Unternehmen eine Kooperation mit Google vorgestellt. Der US-Konzern erhält exklusiven Zugriff auf die Fahrplandaten und integriert sie in seine Dienste Google Transit und Google Maps.

Da die Bahn ihren Fahrplan in der Regel jeweils im Dezember ändert, dürften die Daten von Kreil auch tatsächlich bald veraltet sein. Programmiert bis dahin aber jemand eine nützliche Anwendung mithilfe dieser Daten, wäre sein Projekt – neben PR in eigener Sache – vor allem eine Art proof of concept, ein Machbarkeitsnachweis. Es würde der Bahn zeigen, wie sinnvoll es wäre, ihre Fahrplandaten in einem offenen Datenformat und mit einer offenen Lizenz anzubieten.

Ob es aber jemand wagt, aus den offensichtlich unrechtmäßig erworbenen Daten eine App zu basteln, ist fraglich. Zwar hat Kreil die Daten unter einer Open Database License (ODbL) veröffentlicht. Aber die Bahn schreibt unmissverständlich: „Indem Sie jetzt die Fahrplandaten unter die ODbL gestellt haben, maßen Sie sich die Position des Rechteinhabers an, der Sie nicht sind.“ Und weiter: „Ihr Vorgehen versetzt zudem Drittentwickler in den falschen Glauben, sie dürften die Daten weiterverwerten: ‚Lizenznehmer‘, die über die Herkunft der Daten keine Kenntnis haben, verlassen sich auf die Erteilung einer angeblich wirksamen Lizenz gemäß Ziffer 3 der ODbL auch zur kommerziellen Verwertung, begehen aber tatsächlich selbst Rechtsverletzungen in erheblichem Ausmaß, wenn sie mit der Datenbank und dem Datenbankwerk arbeiten.“

Der Brief endet mit dem Satz: „Sie werden sicherlich Verständnis dafür haben, dass die Deutsche Bahn nach Ihrer illegalen Aktion im Rahmen von möglichen Open-Data-Initiativen auf Ihre Mitarbeit verzichten wird. Wir werden das Gespräch mit anderen Open-Data-Förderern suchen.“ Den letzten Satz kann man ja auch positiv sehen: Vielleicht werden die Bahndaten ja doch noch irgendwann für alle offen zugänglich.

 

Was macht unser Leben teurer?

In keinem Land ist die Angst vor Inflation so ausgeprägt wie in Deutschland. Mit großer Sorge wird reagiert, wenn wie im August die Verbraucherpreise weiter ansteigen. Die Jahresinflationsrate erhöhte sich von 1,7 Prozent im Juli auf 2,1 Prozent und liegt damit wieder über der Marke von zwei Prozent, bis zu der die Europäische Zentralbank von stabilen Preisen spricht. Haben wir eine grundsätzlich drastische Verteuerung von Gütern oder gibt es besondere Preistreiber?

Grundlage für die Berechnung des Verbraucherpreisindex ist ein Warenkorb, bestehend aus rund 700 Gütern. Für jedes Element – also zum Beispiel für Nahrungsmittel, Zugfahrten oder für Benzin – wird die Preisentwicklung erfasst. Die Statistiker errechnen daraus einen gewichteten Mittelwert. Die verwendeten Gewichte gelten als repräsentativ für einen durchschnittlichen Haushalt.

Wir haben einzelne Preisentwicklungen ausgehend vom Jahr 2005 ausgewählt und die Daten des Statistischen Bundesamtes im Kurvenverlauf bis August 2012 dargestellt.


Es wird deutlich, dass in diesem Achtjahreszeitraum vor allem Nahrungsmittel (+19,3 Prozent), Verkehr (+24,8 Prozent) und Wohnen (+17,9 Prozent) teurer geworden sind. Die Preise für Wohnraum und Verkehr wurden maßgeblich von den steigenden Energiekosten in die Höhe getrieben. Hinter der Lebensmittelinflation stecken mehrere Faktoren – die Energie ist einer davon.


Splittet man die wichtigsten Posten rund ums Wohnen auf, wird noch einmal die Rasanz der Verteuerung im Energiebereich deutlich. Hier machen sich stark steigende Heizölpreise und ganz besonders der Strompreisanstieg (45,2 Prozent) bemerkbar. Der Anteil steigender Mieten fällt eher moderat aus (ein Plus von neun Prozent seit 2005 entspricht einem jährlichen Anstieg von rund 1,1 Prozent).


Im Bereich Mobilität haben die Preise für Flugreisen um satte 53,1 Prozent zugelegt. Auch Bahnfahren ist in Zeiten steigender Energiepreise teurer geworden. Preise für Bahntickets legten um 25,1 Prozent zu. Die Kosten für die Anschaffung von Neuwagen haben sich hingegen in den letzten Jahren kaum erhöht. So blieb das Preisniveau bei Neuwagen seit der letzten Erhöhung des Mehrwertsteuersatzes ab Januar 2007 konstant. Zu Zeiten der sogenannten Abwrackprämie gaben die Preise für Gebrauchtwagen Anfang 2010 merklich nach, pendelten sich danach aber wieder auf das vorherige Niveau ein.

Um alle Lebensumstände zu erfassen, wird im statistischen Warenkorb auch die Entwicklung für Dienstleitungen wie „Essen auf Rädern“ beobachtet. In der Entwicklungskurve zeigt sich, dass die Kostensteigerungen für Nahrungsmittel und Benzinpreise (plus 49,6 Prozent seit 2005) moderat an die Kunden weitergereicht wurden. Die Belieferung der Senioren zu Hause gehörte zu traditionellen Tätigkeiten junger Zivildienstleistender. Mit der Aussetzung der Wehrpflicht und somit auch des Zivildienstes zum Juli 2011 fiel diese günstige Beschäftigungsmöglichkeit weg. Zwischen Januar und August 2011 wurden die dadurch gestiegenen Personalkosten mit einem Anstieg von vier Prozent an die Kunden weitergegeben.


Für Entlastung im Geldbeutel haben unter anderem sinkende Preise für Festnetztelefonie und Mobilfunk gesorgt (-15,2 Prozent).

Im Warenkorb finden sich zudem einzelne Grundnahrungsmittel. Interessant ist der Blick auf zwischenzeitlich stark unterschiedliche Preisentwicklungen bei Frischmilch und Butter. Während die Erzeuger mit dem Einzelhandel für Frischmilch häufig an langfristige Verträge gebunden sind, lassen sich bei anderen Milchprodukten kurzfristige Preisanhebungen durchsetzen.

Die von Martina Schories visualisierten Daten haben wir in einem GoogleDoc zusammengefasst. Den kompletten Datensatz mit allen Einträgen des Warenkorbs gibt es kostenlos es in der GENESIS-Datenbank des Statistischen Bundesamtes.

 

Anspruch und Wirklichkeit − deutsche Medaillenerfolge nach Sportarten

Die deutsche Olympiamannschaft kehrt mit einer durchwachsenen Bilanz aus London zurück. Auch wenn die Zahl der gewonnenen Medaillen (44) die der Spiele in Peking um drei übertrifft, enttäuschten einige erfolgsverwöhnte Sportarten. Wir haben die deutschen Medaillengewinne der Sommerspiele von 1952 bis 2012 für die einzelnen Sportarten ausgewertet. Dabei weisen wir die von DDR-Sportlern errungenen Erfolge gesondert aus.

Zum Abschluss der Spiele in London sorgten die Medaillenziele, die zwischen dem Deutschen Olympischen Sportbund und den Fachverbänden ausgehandelt wurden, für Aufsehen. Die Veröffentlichung wurde durch juristischen Druck erzwungen. Die für London 2012 genannten Leistungsziele wirken im historischen aber auch aktuellen Kontext sehr unrealistisch. Die 86 anvisierten Medaillen wurden noch nicht einmal 1992 bei den Spielen in Barcelona erreicht. Damals profitierte die gesamtdeutsche Mannschaft bei 82 gewonnen Medaillen neben der Wiedervereinigungseuphorie auch noch vom frischen Erbe der Kaderschmieden des DDR-Sports.

Die Sportarten sind in der Reihenfolge der seit 1952 gewonnen Medaillen visualisiert.

Grundlage für die historischen Daten ist die Wikipedialiste mit allen bisherigen deutschen Medaillengewinnern sowie die Datenbank des Internationalen Olympischen Komitees. Da beide Quellen jeweils einzelne Athleten aufführen, mussten die Daten der Teamdisziplinen medaillenspiegel-konform normalisiert werden (z.B. der erfolgreiche Ruderachter umfasst neun Sportlernamen, die dann zu einer gewonnen Medaille zusammengefasst wurden). Die 2012er Ergebnisse wurden der offiziellen Website der Spiele in London entnommen.

Die verwendeten Daten haben wir hier in diesem GoogleDoc zusammengefasst.

 

Was mit den gespendeten Daten geschieht

ZEIT ONLINE hat ab sofort einen anonymen digitalen Briefkasten. Damit ist es Ihnen möglich, uns Dokumente zu schicken, wenn Sie der Meinung sind, dass Medien und Öffentlichkeit von ihrem Inhalt erfahren sollten. Wir haben unser Bestes getan, um technisch sicherzustellen, dass dabei niemand mitlesen und niemand Sie beobachten kann. Was genau mit den hochgeladenen Informationen passiert, erfahren Sie hier:

Wenn Sie ein oder mehrere Dokumente absenden, werden diese über eine verschlüsselte Verbindung an den Briefkastenserver geschickt. Dazu wird die in allen Internet-Browsern eingebaute verschlüsselte Webverbindung benutzt, die auf dem Standard SSL basiert, zu erkennen daran, dass die Adresse mit https:// beginnt.

Fingerprint vergleichen

Es gibt Wege, solche SSL-Zertifikate zu fälschen, da jeder sie beantragen kann, im Zweifel auch unter fremdem Namen. Um sicher zu gehen, dass die verschlüsselte Verbindung wirklich von ZEIT und ZEIT ONLINE aufgebaut wurde, können sie den sogenannten SSL-Fingerprint vergleichen.

Der Fingerprint kann vom Browser angezeigt werden, sie finden die Information in den Einstellungen. Dort werden sämtliche Zertifikate aufgelistet, die ihr Browser kennt – ebenso der Fingerprint dazu (SHA1 oder MD5). Unseren Fingerprint veröffentlichen wir regelmäßig in der gedruckten Ausgabe der ZEIT. Die Prüfzahl aus Ihrem Browser sollte mit der von uns veröffentlichten übereinstimmen.

Sind die Daten auf dem Briefkastenserver angekommen, geschehen zwei Dinge. Zuerst werden sie in einem temporären Verzeichnis abgelegt und auf Viren überprüft. Anschließend werden eventuell vorhandene Metadaten gelöscht.

Metadaten löschen

Viele Datenformate wie JPEG oder PDF enthalten Zusatzinformationen. So kann ein Foto beispielsweise den Kameratyp verraten, mit dem es aufgenommen wurde, und sogar die GPS-Koordinaten, an denen das Bild entstanden ist, also den Ort. In Word-Dokumenten ist die Bearbeitungshistorie enthalten, aber auch Datei-Pfade, die unter Umständen Benutzernamen offenlegen können. Im schlimmsten Fall können solche Metainformationen zur Enttarnung des Datenspenders oder Verfassers eines Dokumentes führen. Daher säubern wir die Daten gleich bei der Ankunft.

Anschließend werden die Daten per E-Mail an die für den Briefkasten verantwortlichen Redakteure geschickt. Die E-Mails sind mit dem Standard PGP verschlüsselt. Gleichzeitig bekommen die Redakteure in der E-Mail einen Quittungscode übermittelt. Einen solchen Quittungscode erhält auch der Datenspender nach dem Hochladen der Dokumente.

Kontakt aufnehmen

Dieser Code ist ein Weg, über den die Redaktion Ihnen, dem Datenspender, eine Nachricht zukommen lassen kann. Im Prinzip ist es ein anonymes Postfach. Nur Sie können die Nachrichten, etwa über den Fortgang unserer Recherchen, einsehen.

Sind die Daten letztlich per verschlüsselter E-Mail verschickt, werden die temporären Dateien, die zur Bearbeitung auf dem Server angelegt worden waren, gelöscht – einzig das Postfach für Rückfragen verbleibt auf dem Server.

Sämtliche verwendeten Werkzeuge und Programme sind quelloffen. Wir haben sie, genau wie die Architektur des Briefkastens, bei Github veröffentlicht, damit der Weg, wie wir mit den Dokumenten umgehen, von jedem nachvollzogen werden kann.

 

Was Sie beim Datenspenden beachten sollten

Auf unserer Briefkasten-Seite können Sie uns anonym Informationen, Daten oder Nachrichten zukommen lassen. Interne Dokumente, geheime Verträge, vertrauliche Datenbankauszüge – wenn Sie finden, dass die Öffentlichkeit davon erfahren sollte, können Sie sie hier spenden.
 
Wir haben unser Bestes getan, um technisch sicherzustellen, dass Sie dabei nicht beobachtet werden, und dass niemand die übertragenen Daten mitlesen kann. Mehr zur Technik finden Sie hier
 
Wenn Sie sich außerdem an ein paar Regeln halten, die wir Ihnen hier erklären, ist die Chance hoch, dass Sie unerkannt bleiben. 
 
Uns gegenüber bleiben Sie dabei immer anonym, wenn Sie das wünschen. Sie müssen uns keinen Namen und keine Kontaktmöglichkeit nennen und können, wenn Sie es wollen, anonym mit uns Kontakt aufnehmen. Dazu erzeugt der Datenbriefkasten nach dem Absenden einen Quittungscode mit einem Link. Dieser führt zu einer Nachrichtenbox, die nur derjenige sehen kann, der den Link kennt. Halten Sie den Link daher geheim und speichern Sie ihn auch nicht auf Ihrem Rechner oder in Ihrem Browser.
 
In dieser Nachrichtenbox können wir Nachrichten für Sie hinterlegen. Das können Mitteilungen über Fortschritte bei der Recherche Ihrer Geschichte sein, oder auch Nachfragen zu einzelnen Punkten. Ob und wie Sie anschließend auf diese Botschaften reagieren, bleibt Ihnen überlassen.
 
Was diese Seite nicht ist:
 
Wir sind nicht WikiLeaks oder eine andere Leaks-Plattform. Das bedeutet, es gibt keine Garantie dafür, dass Informationen, die Sie uns hier spenden, auch veröffentlicht werden. 
 
Wir publizieren im Zweifel auch nicht alle Informationen oder Dokumente, die uns erreichen; entweder, um den oder die Spender zu schützen, oder weil wir finden, dass nicht alle Einzelheiten an die Öffentlichkeit gehören.
 
Wir bearbeiten die Inhalte journalistisch. Es ist also durchaus möglich, dass Ihre Datenspende der Beginn einer längeren Recherche ist und letztlich nur ein Puzzleteil in dem dann veröffentlichten Mosaik darstellt.

Zu Ihrer eigenen Sicherheit sollten Sie einige Punkte beachten: 
 
– Senden Sie keine Informationen direkt von Ihrem Firmenrechner und nehmen Sie auch von diesem aus keinen Kontakt zu uns auf. Auch Ihren privaten Rechner zu Hause sollten Sie nicht verwenden, denn anhand seiner IP-Adresse können Sie im Zweifel identifiziert werden. Auch wenn wir beim Briefkasten keine Server-Logs speichern, können Sie so das Risiko weiter verringern, dass die Datenspende auf Sie zurückgeführt werden kann. Nutzen Sie lieber Geräte, die mit Ihnen nicht in Beziehung stehen, also beispielsweise in einem Internetcafé oder einer Bibliothek.  

– Ziehen Sie Daten aus einem internen Netzwerk nicht auf Ihren eigenen Rechner. Nutzen Sie externe Speicher wie DVDs oder USB-Sticks. Wenn diese zu auffällig sind, verwenden Sie beispielsweise einen MP3-Player. Diese Geräte können jedes Dateiformat speichern, sehen aber harmloser aus als eine blanke DVD. In manchen Systemen wird das Speichern bestimmter Informationen protokolliert.

– Es kann sinnvoller sein, Daten auf Papier weiterzugeben. Doch auch Druckvorgänge werden intern oft protokolliert. Außerdem enthalten Ausdrucke versteckte Signaturen, die ein Zurückverfolgen möglich machen. Daher kann es besser sein, nur den Bildschirm abzufotografieren, jedoch möglichst nicht mit einem Gerät, das dem Unternehmen gehört. Außerdem sollten Funktionen, die beim Fotografieren die Geoposition im Bild speichern, abgeschaltet sein.

– Denn viele Dateiformate enthalten sogenannte Metadaten, also Zusatzinformationen, die im Zweifel auf Sie weisen können. Unser Briefkasten löscht solche Metadaten. Doch können auch Sie solche Informationen einschränken. Beispielsweise, in dem Sie den oberen Rand eines Faxes – auf dem die Nummer des Faxgerätes steht – abschneiden oder beim Kopieren abdecken. Ähnlich funktioniert das auch mit digitalen Formaten. So gibt es Programme, die aus JPG-Dateien alle sogenannten EXIF-Daten löschen.
 
– Der Kreis derjenigen, die Zugang zu einer internen Information haben, sollte nicht zu klein sein, um einen eventuellen Verdacht nicht auf Sie zu lenken. Beschränkt er sich auf wenige Personen, nehmen Sie lieber Abstand von einer Datenspende oder sorgen Sie zuvor dafür, dass der Kreis größer ist.
 
– Wenn Sie mit uns telefonieren wollen, kaufen Sie sich eine anonyme Prepaid-Karte und ein gebrauchtes Handy. Nutzen Sie nicht Ihr eigenes Gerät.

– Wenn Sie uns mailen wollen, nutzen Sie niemals eine auf Sie registrierte Mailadresse oder eine Adresse, mit der Sie auch sonst kommunizieren. Verwenden Sie anonyme Einmal-Adressen oder besorgen Sie sich einen Account unter falschem Namen bei einem Freemail-Anbieter. Benutzen Sie diese Mailadressen nicht von Firmenrechnern oder Ihrem Rechner zu Hause und verwenden Sie sie auch nicht für andere Zwecke als den gedachten. Verwenden Sie Verschlüsselungstechniken wie PGP. Die entsprechenden Programme sind kostenlos im Internet verfügbar.

– Sie können versuchen, Ihre heimische IP-Adresse und damit ihre Identität im Netz mit Diensten wie TOR zu verschleiern. Aber anonyme Mailadressen und Internetcafés bieten Ihnen im Zweifel mehr Sicherheit.

– Haben Sie Geduld und planen Sie Ihre Datenspende. Übereiltes oder unüberlegtes Handeln könnte Sie gefährden.

 

Unschuldige müssen zahlen, um ihren Ruf zu retten

Screenshot vom mugshots.com – gepixelt von ZEIT ONLINE
Screenshot vom mugshots.com – gepixelt von ZEIT ONLINE

Offen zugängliche Datenbanken können Probleme mit sich bringen. Zum Beispiel, wenn sie Namen und Polizeifotos von Festgenommenen, die sogenannten mugshots enthalten.

In den USA sind solche Informationen häufig öffentlich zugänglich, das Bundesgesetz Freedom of Information Act oder gesetzliche Regelungen in den einzelnen Bundesstaaten machen dies möglich. Auf ihrer Grundlage werden die Aufnahmen von den Strafverfolgungsbehörden ins Netz gestellt. Genutzt werden die Namen und Bilder dann zum Beispiel von Apps wie Offender Locator, die verurteilte Sexualstraftäter anzeigen, die sich in der Nachbarschaft befinden.

Einige Websites haben sich sogar darauf spezialisiert, die von den Behörden herausgegebenen Namen und Fotos automatisiert und gesammelt noch einmal zu veröffentlichen. Mugshots.com ist so eine Seite. Solche Angebote führen aber mitunter zu ernsthaften Problemen – für unschuldig festgesetzte Menschen.

So haben etwa die Open-Government-Gesetze von Florida zur Folge, dass prinzipiell alle mugshots veröffentlicht und dadurch von Anbietern wie mugshots.com gesammelt und archiviert werden können. Das passiert sehr schnell nach der Verhaftung und gilt auch für Fotos von Menschen, die sich später als unschuldig herausstellen. Mugshots.com sammelt die Bilder ein, noch bevor jemand vor Gericht gestellt wird.

Zwar verweist die Seite auf den Grundsatz, dass jeder solange als unschuldig gilt, bis seine Schuld bewiesen ist. Aber die mugshots werden nicht von der Seite gelöscht, wenn das Urteil gefallen ist. In der Datenbank befinden sich also Fotos von nachweislich Unschuldigen. Die Betreiber weisen einfach nur darauf hin, dass alle Daten von den Behörden kommen und nicht verändert oder ergänzt werden.

Wie das Unternehmen SafeShepherd nun festgestellt hat, muss ein Unschuldiger viel Geld bezahlen, wenn er sein Foto von der Seite entfernen lassen will. Dazu muss er einen Drittanbieter beauftragen, der die Löschung dann veranlasst.

SafeShepherd ist eine noch junge Firma, die sich auf diese Art von reputation management („Ruf-Reparatur“) spezialisiert hat. Im Auftrag ihrer Kunden recherchiert sie, welche Informationen über ihre Auftraggeber im Netz zu finden sind und kontaktiert gegebenenfalls die Seitenbetreiber, damit Informationen gelöscht werden, die dem Ruf des Kunden schaden könnten.

Im Fall von Mugshots.com fand Noah Sidman-Gale von SafeShepherd heraus, dass nur zwei Drittanbieter namens Unpublishmugshots.com und Unpublisharrest.com dafür sorgen, dass Namen und Fotos von mugshots.com entfernt werden. Diese Drittanbieter machen daraus ein Geschäft: Das Entfernen eines Datensatzes aus der Datenbank kostet stolze 399 US-Dollar.

Natürlich drängt sich der Eindruck auf, dass hinter Mugshots.com und den beiden anderen Firmen dieselben Macher stecken, die ein Geschäftsmodell entdeckt zu haben glauben. Auf Mugshots.com heißt es allerdings, die beiden Unternehmen seien „independently owned and operated vendors„, hätten also unabhängige Besitzer und Betreiber. Keine der Websites hält allerdings Informationen über ihre Betreiber bereit. ZEIT ONLINE hat Mugshots.com und Unpublishmugshots.com per Webformular kontaktiert und um ein Statement gebeten, eine Antwort steht noch aus. Unpublishmugshots.com hat inzwischen geantwortet und teilt mit, es gebe keine Verbindung zwischen den beiden Firmen, außer dass Unpublishmugshots.com ein anerkannter Anbieter zur Löschung von Daten auf mugshots.com und 47 ähnlichen Seiten sei. Man stelle außerdem das In-House-Call-Center für Anfragen zur Löschung von Daten bei Mugshots.com.

Mugshots.com ist nicht die einzige Seite ihrer Art. Eine Initiative, die eine Sammelklage gegen solche Anbieter auf den Weg bringen will, listet mehr als zwei Dutzend Mugshot-Seiten auf. In vielen Fällen, so heißt es bei der Initiative, betrage die Gebühr zum Entfernen eines Fotos zwischen 100 und 400 Dollar.

Ein erster Kongressabgeordneter namens Roger Bruce hat das Problem mittlerweile erkannt und fordert eine gesetzliche Regelung, mit denen die dauerhafte Veröffentlichung von Fotos unschuldiger Menschen gestoppt wird.

Ein Gutes aber hat der Service von Unpublishmugshots.com und Unpublisharrest.com: Wer zwei oder mehr Fotos von der Seite entfernen lassen will, bekommt Mengenrabatt.