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Pioniergeist gefragt

 

Studieren im Osten – geht das? „Grundsätzlich ja, aber …“ lautet die aktuelle Antwort von Jugendlichen aus den zehn alten Bundesländern in einer aktuellen Umfrage der Hochschulinitiative Neue Bundesländer (Berlin kann nicht mehr so richtig getrennt erhoben werden, deswegen lassen wir das mal außen vor). Warum entscheiden sich Schulabgänger für welche Uni? Die Argumente sind vielfältig: „Endlich weg von zu Hause!“, „Bloß nicht so weit weg von zu Hause!“, „Mal was Neues kennenlernen“, „Die stärksten Professoren, fachlich meine ich, sind da und da …“.

Alle Faktoren zusammengezählt, extrapoliert, Ausreißer rausgerechnet sowie Pillenknick und Kondomkrise bedacht, kommt heraus: Der Osten fetzt nicht. Der Studie zufolge wollen nur 13 Prozent der 16- bis 24-Jährigen in Westdeutschland an eine ostdeutsche Hochschule gehen. Noch genauer ist die Aussage des folgenden ermittelten Wertes: Ein gutes Viertel der Befragten kann sich den Osten als Studienort überhaupt nicht vorstellen. Die anderen sagen: „Weiß nicht.“

Die „Bloß-nicht-in-den-Osten-Sager“ hegen nach dieser Studie Zweifel an einer guten Ausbildung oder haben Angst vor verschlechterten Karrierechancen mit diesem Ost-Ausrutscher in ihrer Biografie. Das Gute an dieser Befragung: 2009 gab es schon einmal so eine Studie, und da wollten nur fünf Prozent in den Osten. Der Osten holt langsam auf, könnte man also angesichts der etwas größeren Zahl der Aufgeschlossenen sagen.

Was kann man tun, damit der Osten als Studienort attraktiver wird? Natürlich argumentieren! Hier ein Versuch: Das Bier ist billiger. Das WG-Zimmer auch (außer in Jena), und das bekommt man sogar relativ schnell (außer in Jena) und ohne Auswahlgesprächsrunde, in der man einen Bankauszug des elterlichen Kontos mitbringen muss. Die meisten Professoren sind jünger als 62. Man findet immer einen freien Stuhl im Seminar. Keine Studiengebühren. Und kein Stau auf den ersten 100 Kilometern Autobahn bei der Heimfahrt in Richtung Westen.