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Kein Doha für die Dörfer

 

Ja, die großen Probleme – Klimaerwärmung und demografischer Wandel – kann niemand allein bewältigen. Lösungen laufen hier über Einsichten, Absprachen, Vernunft und Verzicht. Am besten überregional und weltweit. Aber natürlich auch national.

Vor wenigen Tagen gab es dazu eine deutsche Konferenz, eine Art Regionalaustausch vor dem globalen Treffen in Doha. Die Veranstaltung hatte dabei alles, was man sich wünscht: einen großen Veranstalter – das Bundesbauministerium- und einen starken Partner – den Deutschen Städtetag. Außerdem hatte sie einen englischen Titel, der nach Aufbruch klingt: Urban Energies. Nicht zu vergessen der Veranstaltungsort, wie geschaffen dafür: das Haus der Kulturen der Welt in Berlin.

Es gab die Begrüßung der mehr als 1000 Teilnehmer durch den Minister, Peter Ramsauer, und es gab zukunftsweisende Worte durch den EU-Kommissar für Energie, Günther Oettinger. Dann folgten Vorträge, Debatten, Reden, Auszeichnungen und sogar die Vorstellung eines Jugendprojekts. Das Programm war ambitioniert, die Berichtsresonanz in den deutschen Medien bescheiden.

Auch der Teilnehmerkreis war ähnlich wie der in Doha: Wissenschaftler mit ihren Expertisen, Politiker mit ihrer Entscheidungs- und Planungsbefugnis, offizielle Wirtschaftsvertreter und natürlich auch die Strippenzieher, die Lobbyisten und Bedenkenträger der Industrie, die für jede diskutierte Regelung den geldwerten Nachteil errechnen und die Verhinderungsmaschinerie anwerfen.

Was wurde diskutiert? – Es gab Runden über „Zukunftsaufgaben der Städte“, „Innovative Technologien“, „Globalisierung und Nachbarschaft“, „Intelligente Kommunikation“ und „Nachhaltigkeit“. Allerdings: „Einkaufen“, „Ortsfeste feiern“, „Sporttreiben“, „Schulunterricht“, „Handynetz haben“, „Arzt in der Nähe“ gehörten nicht zu den „Urban Energies“ der Konferenz. Es ging eher um das große Ganze.

Und kam auch jemand aus dem Osten? – Ja. Vor allem die Landesministerien, Großstädte und Unis schickten Vertreter, auch eine Handvoll Kleinstädte und ganz, ganz wenig Landkreise.

Aus Köthen kam Stadtplanerin Kerstin Jirsch. Die Architektin zeigte sich begeistert: „Weiterbildung war das, ganz einfach.“ Obwohl das aber so einfach und klar erscheint, sei es offenbar nicht wichtig in anderen Landkreisen und Gemeinden, denn Kollegen traf sie wenige, so Jirsch.

Köthen hatte vor einigen Jahren auf sich aufmerksam gemacht, als die Stadt innerhalb der IBA für sich warb als Stadt der Homöopathie und dabei Vorschläge und Anstöße zur Selbstheilung für schrumpfende Städte gab. Und heute? – „Die Akzeptanz ist schwierig“, lautet das vorsichtige Fazit von Stadtplanerin Jirsch.

Ist Köthen zu klein, dass man seine Nöte nicht hört? – Wahrscheinlich ist Köthen zu klein. Denn viel mehr als um Abwanderung und Entsiedlung der kleinen Städte und Landregionen geht es medial derzeit um teure Großstadtmieten, Überlandleitungen und neue Mautstrecken.