Nicht viele „Errungenschaften“ der DDR haben diese überdauert. Bis heute gehören dazu die im Osten zahlreicheren Kindergärten, der grüne Pfeil (fast nur im Osten) und – auch wenn sie heute nicht mehr so genannt wird – die Oder/Neiße-Friedensgrenze (ganz im Osten, natürlich).
Ein geradezu notorisches DDR-Symbol hat es jetzt sogar an eine Lichtzeichen-Anlage im schwäbischen Stadtbergen bei Augsburg geschafft. Wochenlang sorgte dort ein Ost-Ampelmännchen – mit Hut! – für Verwirrung. Eine Firma aus Thüringen hatte sich vertan, als sie die Ampeln an der Kreuzung Hagenmähderstraße und Bismarckstraße renovierte. Polizei, Landratsamt, der Bürgermeister der 15.000-Einwohner-Stadt und sogar Bayerns Innenministerium rätselten, ob das „Männle“ bleiben darf. Im Ministerium war man skeptisch. Ein Sprecher meinte, es gehe ja nicht jedes Ampelmännchen: „Nicht, dass wir bald eines mit Lederhose haben“.
Lange zweifelte auch die Augsburger Allgemeine, ob es dafür eine Rechtsgrundlage gibt. Doch sie fand sich, in keinem geringeren als dem deutsch-deutschen Einigungsvertrag. Der sicherte den Symbolen im Ost-Straßenverkehr ihren Bestand zu; und weil der Vertrag alternative Signale allgemein zuließ, dürfen sie heute auch im Westen gelten.
So konnte die Augsburger Allgemeine bald nach der Entdeckung der Geschichte fröhlich titeln: „Entscheidung gefallen: das Ost Ampelmännchen darf bleiben“. Die Straßenverkehrsbehörde im Landratsamt hatte sich ja auch redlich Mühe beim Auffinden der Rechtsgrundlage gegeben und Stadtbergens Bürgermeister Paulus Metz (CSU) „immer betont, dass ich das Männchen gerne behalten möchte.“ Ihm komme das etwas kräftigere Ost-Ampelmännlein figürlich näher, sagte er. Und damit es auch anderen bald so geht, soll es bald ein Ampelmann-Gummibärchen geben.
Taschen, Tassen und T-Shirts gibt es ja schon lange – sogar Nudeln. Schließlich war es auch ein Schwabe, der die Ampelmännchen des Ostens vor der endgültigen Abwicklung bewahrte, erzählt die Witwe des 2009 verstorbenen Ampelmann-Erfinders Karl Peglau. Ob allerdings auch die schwäbischen Kommunalpolitiker so begeistert gewesen wären, wenn sie gewusst hätten, warum der Ost-Ampelmann Hut trägt? Hildegard Peglau nannte ein Vorbild, das ihr Mann für seine „Straßenleitfigur“ 1961 hatte: Erich Honecker mit Strohut! Heilig’s Blechle!