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Die SPD-Spitze, die Schwaben im Osten und die Schrippe

 

Jetzt auch noch Thierse, Wolfgang Thierse. Er hat seine friedliche Phase beendet und fängt an zu motzen: In dem von ihm mitgentrifizierten Schmocki-Viertel, dem Berliner Prenzlauer Berg, hat er den Feind ausgemacht und das sind Bewohner, die noch mehr Geld haben als er: die Schwaben. Thierse findet Schwaben doof.

In einer Westberliner Zeitung trug er vor wenigen Tagen folgende Beschwerde vor: „Ich ärgere mich, wenn ich beim Bäcker erfahre, dass es keine Schrippen gibt, sondern Wecken.“ Doch Thierse ist bei diesem Interview offenbar die Kontrolle entglitten, denn er lacht nicht etwa oder winkt ab oder freut sich über die Mitnahmeeffekte der Berliner Geschäfte. Nein, er gibt opamäßige Ratschläge: „In Berlin sagt man Schrippen – daran könnten sich selbst Schwaben gewöhnen.“ – Mein Opa hat damals in seiner Hausherrenattitüde immer gesagt: „Inne Stube wern Hausschuhe anjezohren!“ Und vorsorglich hat er dann auch noch mit Backpfeifen gearbeitet.

Thierse, wir haben Angst. (Und die Schwaben erst!)

Überholt wurde Thierse nur noch von seinem Parteifreund, dem Peer. Der nun wiederum kommt mit seiner aktuellen Meckerei von der anderen Seite. Weil Steinbrück (wahrscheinlich) in Berlin so gerne Schrippen isst und dabei die Teile übrigens auch ortsüblich bezeichnen kann, die Dinger aber immer teuer werden, will er nur noch unter einer Bedingung Kanzler werden: Wenn der Rubel dann auch so richtig rollt.

Wer verzichten muss, damit es beim Peer so richtig in der Tasche klingelt, wird ihm dann sein Außenminister Thierse verraten: die Weckenesser natürlich.

Die Schwaben konnten diesen Verzicht schon mal üben, als die Sozialdemokraten im September verkündeten, dass der Peer gegen die Angela antreten wird. Mit viel Brimborium hatten sich die schwäbischen Genossen schon auf den Besuch Steinbrücks beim Kommunalpolitikertag in Augsburg gefreut. Doch dann musste Steinbrück im fernen Berlin an diesem Tag seine bundespolitischen Ziele erklären. Linus Förster, bayerischer Landtagsabgeordneter, sprach zum Trost über den verpassen Besuch des frisch ausgerufenen Spitzen-Sozialdemokraten-Kandidaten: „Steinbrücks finanzmarktpolitisches Konzept kommt zum richtigen Zeitpunkt.“ So viel Lob von einem Schwaben in dieser Frage – die SPD weiß zu überzeugen, in Ostberlin und ganz im Süden.