Die Berliner können keinen Flughafen bauen. Das wollen wir angesichts der jüngsten Botschaften aus der Bundeshauptstadt an dieser Stelle mal festhalten. Man hört und liest ja die abstrusesten Geschichten. Neulich war die Rede davon, dass 1.000 Bäume an die falschen Stellen gepflanzt worden seien, die nun wieder herausgerissen werden müssten. Okay, Berliner-Flughafen-Planer-und-Bauer-Bashing ist gerade angesagt, und das ist mein Beitrag dazu.
Wir haben gelernt, dass die größte Variable des Berliner Hauptstadtflughafen-Projekts der Fertigstellungstermin ist. Das ist aber eigentlich gar nicht so schlimm, denn es gibt Alternativen. In Ostdeutschland wimmelt es von Flughäfen und -plätzen, die gegenüber dem BER zwei Vorteile haben: 1. Sie sind fertig. 2. Sie haben freie Kapazitäten.
Da wäre zum Beispiel der Flughafen Leipzig/Halle. Der ist in den vergangenen Jahren mit erklecklichen Milliönchen ausgebaut worden und hat mittlerweile dank DHL und NATO als Drehscheibe für Fracht- und Militärtransporte aller Art einige Bedeutung erlangt. Ein paar mehr Flugangebote für zivile Passagiere hätte er allerdings dringend nötig.
Das gilt noch viel mehr für den Flughafen in Erfurt. Hier werden zweisitzige Privatflugzeuge schon mal von einem „Follow-me“-Fahrzeug in Empfang genommen und zur Parkposition geleitet, das fast genauso groß ist wie das Flugzeug. Wer’s nicht glaubt: Ich kenne Leute, die das erlebt haben. In Erfurt landen und starten zwar auch größere Maschinen, die z.B. Pauschalreisende in ferne Länder bringen, doch das Bodenpersonal würde sich über mehr Beschäftigung bestimmt nicht ärgern. Denn leider hat auch die vor einiger Zeit erfolgte Umbenennung des Airports in Flughafen Erfurt-Weimar das offenbar erhoffte Potenzial an Weimar-Touristen nicht erschlossen (was insofern tragisch ist, weil man ja mit dem ICE nicht in die Klassiker- und Kulturstadt fahren kann).
Ein paar Kilometer nordöstlich liegt der Flugplatz Altenburg. Der war mal ’ne Zeitlang der einzige Thüringer Airport mit internationalen Verbindungen, weil Ryanair von hier aus täglich nach London geflogen ist, während von Erfurt aus nur ein vom Land hoch subventioniertes Flugzeugchen nach München gedüst ist. Doch das ist mittlerweile Geschichte, und in Altenburg warten eine Landebahn und ein Tower auf mehr Inanspruchnahme.
In Cochstedt im nördlichen Sachsen-Anhalt gibt es auch so ein Flugfeld. Auch da ist in den vergangenen Jahren ordentlich investiert worden, in der Hoffnung, alle Welt warte nur darauf, von diesem Dörfchen in der Pampa aus ferne Kontinente zu entdecken. Immerhin landen und starten hier gelegentlich ein paar Flugzeuge der oben bereits erwähnten, sogenannten Billigairline. Aber auch hier würden die Fluglotsen bestimmt gern öfter die Kaffeetasse beiseite stellen und Piloten aus der weiten Welt den Weg auf die Betonpiste weisen.
Ein nettes kleines Airportchen gibt es auch nördlich von Berlin in Mecklenburg-Vorpommern, in Rostock-Laage. Hier stiegen einst schnittige MIG-29-Jets der NVA in die Lüfte. Heute ist hier mit einem bis drei Starts respektive Landungen pro Tag noch richtig was los, jedenfalls im Vergleich zu Altenburg und BER. Freie Slots hätte man den Airlines, die in BER nicht abheben können, aber sicher auch noch zu bieten.
Wozu also den Hauptstadt-Flughafen noch weiterbauen? Ihr Lufthansas und Air Berlins – kommt nach Cochstedt, Altenburg und Leipzig. Da gibt’s Platz und schöne Pisten, und der Brandschutz ist auch gewährleistet. Und dass die Berliner für nicht genutzte Flughäfen auch andere Verwendung finden können, zeigen sie ja in Tempelhof. Da grillt man auf dem Rollfeld und fährt Fahrrad auf der Landebahn. Ooch schön.