Seit der Wende kämpfen viele Ost-Orte um ihren Namen. Korrekt ausgedrückt kämpfen sie um EINEN Namen, denn IHR Name steht eigentlich nicht zur Debatte; den kann ihnen eigentlich niemand nehmen.
Doch sie kämpfen, weil sie mehr in ihrem Namen wollen. Jedenfalls einige der gewählten und oder eingesetzten Verwaltungsvorsteher. Meistens haben die Bürgermeister zusammen mit den offiziell wohlmeinenden und großzügigen Autohaus-Geldgebern die schicken Ideen. Und da die „Verantwortlichen“ sich meistens beim Bier treffen und beim dritten Schnaps einigen (natürlich immer auf die Prima-Idee des Auto-Haus-Mäzens), sind die dabei ausgewählten Ortnamen-Zusätze genauso gut wie der Haarschnitt eines Zwölfjährigen, den ihm gerade die Eltern verpasst haben: Nur die Mutti findet’s schön.
Im Osten, so dachte man, müsste eigentlich die Sehnsucht nach solchen Auszeichnungszusätzen gestillt und gekillt sein (Wilhelm-Pieck-Stadt-Guben; Karl-Marx-Stadt; Marxwalde; Berlin, Stadt den Friedens; Berlin, Hauptstadt der DDR usw.). Aber nee, der Zauber findet seine Fortsetzung. „Jetzt“ will Beelitz angeblich Spargelstadt sein. Teltow will Rübchenstadt werden, Halle bewirbt sich als Händelstadt, in Schönefeld wurde im Herbst darüber diskutiert, die Besucher an den Ortseingangsschildern mit der Aufschrift „Flughafengemeinde“ zu empfangen (das ging klar schief) und Neustrelitz will sich künftig “Residenzstadt“ nennen (und das nicht etwa in Anlehnung an den hohen Altersdurchschnitt).
Die einzigen, die in Sachen Namenzusatz noch ostiger sind als die Ostler sind, genau, die Rheinländer. – Kostprobe? Bitte: Schloss-Stadt Hückeswagen, Widukindstadt Enger, Sennegemeinde Hövelhof, NRW-Klimakommune Saerbeck.
Das muss man verhindern. Ins Grundgesetz gehört der Zusatz: Hände weg vom Ortsschild – Verbot bei Höchststrafe insbesondere für den Bürgermeister und seine hinweisgebenden mittelständischen Klempnermeisterbetriebschefs…
…empfiehlt Stefan Ruwoldt aus Lotte-Ulbricht-Stadt-Pankow