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Kapitalismus am Wohnzimmertisch oder: Warum „Monopoly“ in der DDR beliebt war

In den 1980er Jahren lernte ich bei Freunden meiner Eltern das Spiel Monopoly kennen. Während eines Besuches stand eine selbst gebaute Version des in Westdeutschland beliebten Strategiespiels auf dem Tisch, und Gäste wie Gastgeber waren bald darin vertieft, Straßen zu kaufen und sich gegenseitig abzujagen, Häuser zu bauen und Miete zu kassieren und die Mitspieler in den Ruin zu treiben.
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Wer denkt auf dem Weihnachtsmarkt an Jesus?

Die Stadtoberen von Potsdam, Rostock und Halberstadt haben sich dieser Tage den Unmut der Kirchen zugezogen. Sie haben nämlich ihre Weihnachtsmärkte schon drei Tage vor dem Totensonntag eröffnet.

Damit brachen die Stadtväter und –mütter eine alte Regel, nach der man zunächst der Toten gedenken und das Ende des Kirchenjahres abwarten soll, ehe man fröhlich Advent und Weihnachten feiert. Von Entwertung der Adventszeit war da bei den Kirchen die Rede und vom Sieg des schnöden Mammons über Jesus und die Pietät. Weiter„Wer denkt auf dem Weihnachtsmarkt an Jesus?“

 

„Osterweiterung“ oder: Ein Mannheimer Pfarrer und seine Leipziger Erfahrungen

Vor einigen Jahren veröffentlichte Gabriela Mendling das Buch NeuLand. Darin beschrieb sie Erlebnisse und Erfahrungen, die sie und ihre Familie in ihrer ostdeutschen Wahlheimat Frankfurt (Oder) als zugezogene Wessis gemacht hatten. Mendlings Ehemann hatte eine Chefarzt-Stelle an einem Krankenhaus in der brandenburgischen Stadt bekommen und Ehefrau und Kinder in den tiefen Osten mitgenommen. Das Buch kam gar nicht gut an, in Frankfurt an der Oder nicht und auch in weiten Teilen Ostdeutschlands nicht. „Überhebliche Wessitante zieht über Ostdeutsche her“, lautete der Tenor der öffentlichen Empörung.

Wer als gebürtiger Westdeutscher seine Erfahrungen in und mit den neuen Bundesländern in Buchform veröffentlicht, begibt sich also durchaus auf schwieriges Terrain. Christian Wolff, Pfarrer an der Thomaskirche in Leipzig, hat es getan und kürzlich ein Werk mit dem Titel Osterweiterung – Leben im neuen Deutschland vorgelegt. Weiter„„Osterweiterung“ oder: Ein Mannheimer Pfarrer und seine Leipziger Erfahrungen“

 

Arm und krank und doch zufrieden: Was „Studien“ über Ostdeutsche aussagen

„In den neuen Bundesländern verfügen 54 Prozent aller 18- bis 65-Jährigen über eigene Erfahrungen mit Arbeitslosigkeit.“ Dieser Satz steht im Sozialreport 2012, den die Volkssolidarität vor kurzem vorgestellt hat. Die etwas kryptische Formulierung soll wohl bedeuten, dass jeder zweite Ostdeutsche schon mal arbeitslos war. Oder dass zumindest jemand in seiner Familie schon mal arbeitslos war. Oder dass er schon mal von Arbeitslosigkeit gehört hat.

Erkenntnisse über die Menschen in Ostdeutschland gibt es zuhauf. Nahezu im Wochentakt wird eine Studie oder Untersuchung oder Statistik veröffentlicht, die ein bisschen mehr vom Wesen dieses Menschenschlags enthüllt. Weiter„Arm und krank und doch zufrieden: Was „Studien“ über Ostdeutsche aussagen“

 

Ost-Produkte verlieren den DDR-Bonus

Einer meiner Freunde in Baden-Württemberg mag die „Schlager-Süßtafel“ eines sachsen-anhaltinischen Süßwaren-Herstellers. Kennengelernt hat er das Schokoladen-Rechteck bei einem seiner Besuche in Ostdeutschland. Denn in Baden-Württemberg gibt es diese Schokolade nicht. Oder besser: Er hat bislang noch kein Geschäft gefunden, wo es sie zu kaufen gibt.

Damit teilt die Süßtafel das Schicksal vieler sogenannter Ost-Produkte. Im Westen kennt sie kaum jemand. Weiter„Ost-Produkte verlieren den DDR-Bonus“

 

Hafenkapitän in Bitterfeld

„Und sehen wir uns nicht in dieser Welt, dann seh’n wir uns Bitterfeld“. Diesen Satz sagt der Hauptdarsteller im Film Go Trabi Go beim Aufbruch der Familie aus Bitterfeld mit dem Trabi in Richtung Süden, nach Italien, ans Meer. Der Spruch hat seinen Ursprung in der DDR, wo er den Zustand der Chemie-Stadt Bitterfeld versinnbildlichte, die mit ihren Chemiewerken, Schmutz, tropfenden Leitungen und verpesteter Luft so etwas wie die Hölle auf Erden war.

Diese schmutzige Bild von Bitterfeld stimmt nun schon eine ganze Weile nicht mehr. Weiter„Hafenkapitän in Bitterfeld“

 

„Dieser Zug hält nicht in Weimar“

Erfurt und Jena, die beiden größten Städte Thüringens, pflegen ein seltsames Verhältnis zueinander. Man könnte es als demonstrative Geringschätzung beschreiben. Die drückt sich unter anderem darin aus, dass der Jenaer – es gibt hier eine feine Unterscheidung zwischen Jenaer und Jenenser, die irgendwie mit Umständen der Geburt zusammenhängt, auf deren Details ich aber an dieser Stelle nicht eingehen will – die etwa 40 Kilometer entfernte Landeshauptstadt in aller Regel Vieselbach nennt. Das ist ein Dorf am Rand von Erfurt. In Erfurt wiederum spricht man mit spitzen Lippen von Stadtroda, wenn man Jena meint. Weiter„„Dieser Zug hält nicht in Weimar““

 

Protest auf Papiervlies

von Tilman Steffen

Papier ist bekanntermaßen geduldig. Drucken darf heute jeder, solange die Botschaft verfassungskonform ist, sogar Lügen ist erlaubt. Vor der schrillfarbigen Flut von Werbeprospekten schützen wir uns durch Aufkleber am Briefkasten.

Diktatoren fürchten die auf Papier verbreitete Botschaft, könnte sie doch die Massen mobilisieren. Auch in der letzten deutschen Diktatur bedurfte daher jede Druckproduktion einer Genehmigung. Für seinen Mut, diese Schranke trickreich zu umgehen, hat der damalige sächsische Landesjugendpfarrer Harald Bretschneider jetzt von Joachim Gauck den Bundesverdienstorden erhalten. Weiter„Protest auf Papiervlies“