„Baden-Württemberg: Unbekannte werfen scharfe Handgranate auf Flüchtlingsheim“, titelt Spiegel Online.
„Unbekannte werfen Handgranate auf Flüchtlingsunterkunft“, lautet die Headline bei den Kollegen von ZEIT ONLINE.
Ich finde, die Zeile müsste eher lauten: „Versuchter Terroranschlag in Baden-Württemberg“. Denn wer eine Handgranate entsichert und auf das Gelände eines Gebäudes wirft, in dem 170 Menschen leben, handelt wie ein Terrorist. Das gilt meines Erachtens auch, wenn sich herausstellen sollte, dass die Handgranate zwar Sprengstoff enthielt (was sicher zu sein scheint), aber keinen Zünder (was noch unklar ist). Man muss sich nur mal vorstellen, selbst in dem Gebäude zu leben. Terrorismus leitet sich von dem lateinischen Wort für Schrecken ab, nicht von dem Wort für Morden oder Mordversuch.
So viel kann man also sagen. Und dann ist auch schon Schluss. Allein die letzten Tage und Wochen halten genug Beispiele dafür bereit, wie sehr es geboten ist, voreilige Schlüsse zu vermeiden.
Das war der erfrorene Syrer am Berliner LaGeSo, den es nicht gab. Da war die Geschichte der angeblichen Vergewaltigung einer 13-Jährigen durch Flüchtlinge, die so nicht stattgefunden hat. Und da geistern dutzende weitere Horrorgeschichten, urban legends und Gerüchte durchs Netz und durch die Köpfe.
Natürlich kann es sein, dass der Handgranatenwerfer ein Asylbewerberhassender Neonazi war. Aber es kann auch jemand gewesen sein, der geistig verwirrt war. Und das sind noch längst nicht alle Möglichkeiten.
Warten wir ab; hoffen wir, dass die Polizei den oder die Täter schnell ermittelt.