Seit April sitzt der Leipziger Imam Abu Adam in Spanien wegen Terrorverdachts in U-Haft. Was ist an den Vorwürfen dran? In Folge 6 unseres Ermittlungsblogs geht es um Abu Adams Finanzen.
Von Yassin Musharbash
Ist es für eine Stiftung, die international tätig ist und nach eigenen Angaben Projekte in der arabischen Welt, in Asien, in Europa, in Afrika und in Australien betreibt, nicht merkwürdig, wenn die angegebene E-Mail-Adresse nicht funktioniert und auch nach fünf Versuchen in fünf Wochen niemand ans Telefon geht?
Ich finde schon.
So aber verhält es sich mit der Al Maktoum Foundation mit Sitz in Dubai. Zuletzt habe ich der Stiftung am Montag meine Fragen über ein Anfrageformular zugestellt. Bis jetzt gab es auch hierauf keine Antwort.
Die Stiftung interessiert mich, weil der Leipziger Imam Hesham Shashaa in einer Vernehmung durch spanische Ermittler gesagt hat, etwa 90 Prozent seines Einkommens stammten von der Maktoum Foundation. Shashaa, besser bekannt als Abu Adam, sitzt seit April in Spanien in Untersuchungshaft. Er wird verdächtigt, insgeheim nicht etwa die Deradikalisierung islamistischer Jugendlicher zu betreiben, wie er behauptet, sondern im Gegenteil ihre Anstachelung voranzutreiben. In fünf Folgen habe ich die zentralen Vorwürfe dargestellt und sie wo möglich eingeordnet und geprüft. In dieser Folge geht es um die Spur des Geldes. Und was Abu Adam damit gemacht hat.
Die spanischen Ermittler behaupten, Abu Adam habe die Zuwendungen der Stiftung und seiner privaten Sponsoren unter anderem dazu genutzt, in spanischen Moscheen Einfluss zu erkaufen. Das bestreitet übrigens niemand. Mit Blick auf den Zweck dieser Einflussnahme gibt es allerdings einen gewichtigen Unterschied: Abu Adams Ehefrau sagt, sie habe oft Gespräche mitangehört, aus denen ganz klar hervorgegangen sei, was das Ziel ihres Mannes gewesen sei: Moscheen unter seine Kontrolle zu bringen, um die Radikalen dort herauszuhalten, nicht um sie hereinzuholen. Mehr als einmal habe er das auch – zum Teil mithilfe der spanischen Polizei – durchgesetzt. Beweise gebe es dafür auch. Aber weil die spanischen Ermittler alles, was sie bei der Festnahme Abu Adams an Datenträgern und Dokumenten finden konnten, beschlagnahmt hätten, könne sie diese Belege derzeit noch nicht teilen. Das ist ein nachvollziehbares Problem. Und sollten solche entlastenden Beweise auftauchen, werden sie hier selbstverständlich nachgereicht.
Trotzdem sollten wir einen Blick auf die Al Maktoum Foundation werfen.
Klar ist, dass Abu Adam im Laufe der letzten Jahre erhebliche Mittel von der Stiftung erhalten hat. Laut den spanischen Ermittlern sogar über eine Million Euro, wobei nicht vollständig klar ist, wie diese Summe zusammenkommt. (Abu Adam bestätigt im Verhör die ihm vorgehaltene Summe von 1.173.902 Euro, die er von der Stiftung erhalten habe, und sagt, er habe „Rechnungen über alles“.) Ich habe jenseits der spanischen Akten Einblick in die Auszüge jenes Kontos gehabt, auf dem zumindest ein Großteil des Geldes der Stiftung angekommen sein dürfte. Daraus ergibt sich eine Summe von rund 500.000 Euro für den Zeitraum zwischen Oktober 2014 und August 2016.
„Zur Förderung friedlichen Zusammenlebens“
In seiner Vernehmung hat Abu Adam außerdem erklärt, dass er monatlich 4.500 Euro von der Stiftung erhalte, und zwar „im Rahmen einer Förderung von Familien und deren Integration und für die Arbeit im Kampf gegen den Terrorismus“. Dafür gibt es sogar eine Art Beleg, nämlich ein Dokument der Stiftung, das in Spanisch, Arabisch und Deutsch abgefasst ist, mit Briefkopf und Stempel, unterschrieben vom Generalsekretär der Stiftung. Ich habe es eingesehen, und darin heißt es, die 4.500 Euro monatlich seien für „Förderung der Integration, für soziale Projekte, zur Bekämpfung von Terrorismus und Radikalismus und zur Förderung friedlichen Zusammenlebens zwischen Muslimen und Nichtmuslimen in Europa allgemein und insbesondere in Deutschland und Spanien“. Leider ist das Dokument nicht datiert.
Ein zweites Dokument dieser Art bescheinigt, dass die Stiftung 69.300,94 Euro an Abu Adam gezahlt hat „als Stipendium für die Schulgebühren seiner Kinder … für deren charakterliche Ausbildung in Bezug auf Integration und Toleranz, sowie für deren höhere Bildung (…), um der Gesellschaft zukünftig optimal zu dienen und die Terrorprävention zu unterstützen“.
Ein drittes Dokument bestätigt zudem die Überweisung von 500.000 Euro „als Stipendium und zur Förderung der Integration, für soziale Projekte, zur Bekämpfung von Terrorismus und Radikalismus und zur Förderung friedlichen Zusammenlebens zwischen Muslimen und Nichtmuslimen in Europa allgemein und insbesondere in Deutschland und Spanien“.
Bei den Überweisungen der Stiftung auf das Konto, in das ich Einblick hatte, ist nur in einem Fall ein Überweisungszweck angegeben: 135.519,68 Euro für „Islamic Center Foundation“. (Die Frage, was dieses „islamische Zentrum“ ist, wird weiter unten aufgegriffen.) Weitere Überweisungen über ca. 425.000 Euro lassen sich nicht eindeutig zuordnen – es ist nicht klar, ob es sich um das Geld handelt, das laut der zitierten Dokumente geflossen ist, oder um zusätzliche Gelder. Die Stiftung scheint zudem 500.000 Euro in Form eines Darlehens an Abu Adam gegeben zu haben, welches nach Angaben seiner Familie aber bereits zurückgezahlt worden ist. Mit diesem Geld habe Abu Adam das Haus in Spanien gekauft, in dem Teile seiner Familie wohnen.
Festhalten lässt sich also: Die Stiftung hat Abu Adam reichhaltig ausgestattet und großzügig unterstützt. Mir drängt sich der Eindruck auf, dass es dabei auch in dem Sinne großzügig zuging, als dass die Geldgeber offenbar ein gewisses Vertrauen in Abu Adam setzten, mit dem Geld schon etwas anzufangen, was in ihrem Sinne ist. In den spanischen Akten ist zwar ein abgehörtes Telefonat wiedergegeben, aus dem sich herauslesen lässt, dass die Geldgeber gerne genauer gewusst hätten, wie das Geld ausgegeben wurde. Aber im Großen und Ganzen scheint die Beziehung auf Vertrauen beruht zu haben – und wohl auch darauf, dass der Generalsekretär der Stiftung und Abu Adam sich seit Jahren persönlich kennen.
Und was ist der Zweck der Stiftung? Hat sie eine Agenda?
Die Homepage allein ist ein Anfang. Da ist viel von Projekten für Waisenkinder die Rede, von Moscheebauten und Brunnenbohrungen, Katastrophenhilfe, humanitärer Hilfe und Stipendien aller Art. In Dublin gibt es ein islamisches Kulturzentrum, das die Stiftung finanziert, in Rotterdam ebenso.
Keiner will gespendet haben
Gräbt man etwas tiefer, landet man indes relativ schnell beim European Council for Fatwa and Research, einem in Dublin residierenden Gelehrtengremium, das es sich zur Aufgabe gemacht hat, die in Europa lebenden Muslime mit adäquaten Handlungsrichtlinien für ihr Leben in der Diaspora auszustatten. Dieses Gremium ist islamistisch ausgerichtet, darin gibt es nichts zu deuteln. Ein Teil der wichtigen Figuren sind Muslimbrüder, ein anderer Teil eher saudisch-geprägte Wahhabiten oder Salafisten. Moderate und liberale Muslime finden sich dort nicht.
Viele rechtliche Empfehlungen des ECFR wirken moderat, immer wieder aber bricht die eher radikale Ausrichtung einiger bestimmender Figuren durch, zum Beispiel als der Vorsitzende des Gremiums 2003 Selbstmordattentate (gegen Israel) verteidigte. Lange Zeit hat die Al Maktoum Foundation das ECFR finanziell unterstützt. In letzter Zeit soll diese Unterstützung heruntergefahren oder gar gekappt worden sein. Trotzdem darf man unterstellen, dass die Stiftung eher nicht progressiver Ausrichtung ist. Dafür ist das Engagement beim ECFR meiner Meinung nach zu aussagekräftig.*
Ob Abu Adam und die Stiftung trotz oder wegen dieser Ausrichtung zueinandergefunden haben, ist natürlich schwer zu sagen. Dass Abu Adam nicht versteht, wo die Stiftung ideologisch zu verorten ist, bezweifle ich allerdings.
Die zweite größere Einnahmequelle Abu Adams scheinen Spenden von Individuen zu sein. Die meisten leben offenbar in den Golfstaaten. In den Kontoauszügen, die ich einsehen konnte, finden sich Eingänge in der Größenordnung zwischen 2.000 und fast 40.000 Euro. Die Verwendungszwecke sind verwirrend. Entweder fehlen sie ganz oder sie sind sehr allgemein beziehungsweise nichtssagend. Hier einige Beispiele:
„Personal“
„Assistance to family friend for personal obligations“
„Family expenses“
„German charity“
„Darul Quran e.V. Subsidizing“**
„Personal transfer“
„Medical expenses“
Die Spender sitzen in Dubai, Kuwait oder Saudi-Arabien. Ich habe versucht, sie zu erreichen, aber entweder waren die Angaben nicht präzise genug und die Nummern und E-Mail-Adressen ließen sich nicht finden, oder es gab keine Antworten.
In den spanischen Akten werden weitere Personen im Zusammenhang mit Spendenakquise aufgeführt. Nicht immer ist klar, ob die mit der Stiftung zu tun haben oder nicht.
Ein Gespräch führte Abu Adam demnach mit einem „A.M.“, der sich beklagt, dass er nicht mehr geben könne, weil Abu Adam nicht ausreichend gerechtfertigt habe, wofür das Geld geflossen sei.
Im Gespräch sagte A.M. mir, er habe Abu Adam immer mal wieder in Deutschland getroffen, aber „nie Geld überwiesen“. Dann beendete er das Telefonat.
Ein weiteres Gespräch mit einem „A.“ in Saudi-Arabien scheint, den spanischen Akten zufolge, Überweisungsmodalitäten zum Gegenstand gehabt zu haben. Auch diesen Mann konnte ich erreichen. Auch A. sagte, er habe Abu Adam in München besucht, in dessen damaliger Moschee einen Vortrag über Terrorismusbekämpfung gehört, aber: „Ich habe ihm nie Geld gegeben.“ Er habe nichts mit Terrorismus zu tun, fügte A. noch hinzu.
Und ein drittes, ganz ähnliches Gespräch habe ich geführt, diesmal mit „A.N.“ aus Katar: Er habe Abu Adam ein Mal in Deutschland oder Österreich getroffen, aber auch er „habe kein Geld gegeben“.
Es wäre natürlich hilfreich gewesen, einen Spender zu finden, der erklärt, warum und wofür er gegeben hat. Vielleicht ergibt sich das ja noch. Ich versuche es weiter.
88.000 Euro für eine Moschee
Wenden wir uns nun der Frage zu, was Abu Adam mit dem Geld gemacht hat. Laut den spanischen Ermittlern haben die Geldmittel standardmäßig folgenden Weg genommen: Sie gelangten auf das Konto seiner Firma Palme de Madeira, um anschließend an „Berrached Mohamed für Dialog und Kommunikation“ zu fließen. Auf diese Weise verschleiere Abu Adam Ursprung und Zweck der Gelder.
Ich glaube, es ist etwas komplizierter.
Fangen wir mit dem an, was sich belegen lässt: Hat Abu Adam in Spanien Moscheen gekauft beziehungsweise sich dort eingekauft? Ja, hat er.
In seiner Vernehmung sagt er selbst, dass er zum Beispiel für 88.000 Euro eine Moschee in Torrente gekauft habe. Ich kenne zudem Überweisungsbelege, aus denen hervorgeht, dass er mindestens 40.000 Euro an eine weitere Moscheegemeinde überwiesen hat.
Dahinter scheint ein Konzept zu stehen. Ich habe es oben schon angedeutet. Die spanischen Ermittler glauben, dass Abu Adam sich die Moscheen, die er finanziell bedacht hat, zur Ausweitung seines angeblichen radikalen Netzwerkes gesichert hat. Abu Adam und seine Familie beteuern, es sei darum gegangen, den radikalen Kräften dort etwas entgegenzusetzen.
„Ich kontrolliere zahlreiche Moscheen in Spanien und außerhalb Spaniens, halte Vorträge mit dem Thema Terrorismus und Integration“, behauptete Abu Adam in seiner Vernehmung. In den Auszügen aus den abgehörten Telefonaten brüstet er sich sogar damit, Hunderte Moscheen in Spanien, Deutschland, Norwegen und Frankreich zu kontrollieren. Ein Mal etwa sagt Abu Adam, er habe nun schon „fast zehn Moscheen“ für den Generalsekretär der Maktoum Foundation „gekauft“. Sagen wir so: Es ist nachvollziehbar, dass sie spanischen Ermittler sich für diese Aktivitäten interessieren. (Es ist allerdings auch nicht unwahrscheinlich, dass Abu Adam ein großer Übertreiber und Angeber ist.)
Die Theorie der spanischen Ermittler, dass Abu Adam die Moscheen unter seine Kontrolle bringt, um sie Teil seines radikalen Netzwerkes werden zu lassen, wird in den Akten allerdings nicht belegt. Es gibt zum Beispiel kein Beispiel, das belegt, dass Abu Adam, wie es ja zu erwarten gewesen wäre, anstelle eines moderaten Imams einen radikalen Prediger gesetzt hätte. Vermutlich lässt sich nur vor Ort aufklären, wie sich die betroffenen Moscheegemeinden unter dem Einfluss Abu Adams gewandelt haben. Sollte sich diese Frage als entscheidend in der Ermittlung gegen ihn herausstellen, werde ich nach Spanien reisen, um die Moscheen zu besuchen. Festhalten sollte man an diesem Punkt allerdings auch, dass Abu Adam in einem Gespräch sehr deutlich sagt: „Ich gehöre zu keiner Gruppe“; er sei auch kein Salafist, nur ein gläubiger Muslim.
Und was hat es mit Abu Adams Firma Palme de Mareira auf sich?
Offiziell ist der Geschäftszweck anscheinend die Vermietung von Fincas und Import/Export (wohl: Datteln). Es gehe dabei um ein Nebeneinkommen, sagt die Familie Abu Adams.
Tatsächlich ergeben sich aus den spanischen Akten Hinweise darauf, dass Abu Adam hier seine Aktivitäten miteinander vermischt hat. In einem abgehörten Telefonat mit einem Mitarbeiter der Maktoum-Stiftung geht es um die Anweisung von Geld. Und während Abu Adam sagt, das Geld sei für das „Zentrum Berrached Mohamed“, bittet er zugleich darum, dass es auf sein Firmenkonto überwiesen wird.
Dieses „Zentrum Berrached Mohamed“ ist zu einem gewissen Grad noch ein Rätsel. Die spanischen Ermittler vermuten, es handle sich um eine weitere Einrichtung Abu Adams. Es scheint, als hielten sie diese für ein Glied in einer Vertuschungskette. In seiner Vernehmung sagt Abu Adam zudem, als er danach befragt wird, er wisse nicht, wovon die Rede sei. Möglich, dass hier ein Missverständnis vorliegt. Jedenfalls benutzt Abu Adam den Namen „Zentrum Berrached Mohamed für Kommunikation und Dialog“ durchaus selbst in einigen der abgehörten Telefonate.
Mein Eindruck ist, dass es sich bei diesem Zentrum um ein geplantes Projekt in Leipzig handelt, eine Art Kulturzentrum mit Moschee womöglich, offenbar millionenschwer und noch fern der Realisierung. So findet sich in den Akten ein Gespräch mit einem Mann, der möglicherweise Mitarbeiter der Maktoum-Stiftung ist. Den Akten zufolge gibt er Abu Adam die Anweisung, eine Moschee in Leipzig zu kaufen, aber für weniger Geld, als im Raum stehe. Abu Adam habe schon Erwartungen enttäuscht und Spender verprellt. Ich habe auch diesen Mann kontaktiert, aber das war wenig ergiebig: Er kenne Abu Adam nur als Imam und habe selbst keine finanzielle Beziehung zu ihm. Weitere Nachfragen hat der Mann bisher nicht beantwortet.
Mein Eindruck ist, dass es zwischen der Stiftung und Abu Adam überlappende Interessen gab: Abu Adam brauchte Geld, und zwar nicht wenig – Moscheen kaufen, quer durch Europa reisen, seine Schützlinge betreuen, seine Familie unterhalten, etc. Dieses Geld hat ihn unabhängig in dem Sinne gemacht, dass er zum Beispiel, wie in Teil 2 beschrieben, mal eben von Spanien nach Leipzig reisen konnte, um im „Fall Peter“ da zu sein, ohne Reisekosten abzurechnen. Die Stiftung auf der anderen Seite wird das Gefühl gehabt haben, dass mit Abu Adam ein Aktivist zur Hand ist, der im weitesten Sinne in ihrem Sinne vorgeht, indem er nämlich die Art von Islam in Europa etablieren hilft, die ihr nahesteht. (Ich plane noch einen eigenen Blog-Post zu der Frage, wie man Abu Adams Ideologie beziehungsweise Glauben am besten beschreiben kann – also zu der Frage, wie radikal er eigentlich ist.)
Wie lautet das Fazit dieser Folge des Ermittlungsblogs?
1. Abu Adams Hauptgeldgeber ist die Maktoum Foundation aus Dubai, deren Ausrichtung man, gemessen an ihrem Engagement für das ECFR, vermutlich am ehesten als islamistisch-wahhabitisch beschreiben kann.
2. Die Stiftung hat Abu Adam großzügig ausgestattet und ihre Unterstützung auch auf seinen persönlichen Lebensunterhalt ausgedehnt. Ebenso scheint es, als habe die Stiftung Abu Adam weitgehend freie Hand gelassen, wie er mit den Geldern verfährt.
3. Abu Adam hat eine Reihe von individuellen Sponsoren aus den Golfstaaten finden können. Aus den Überweisungen wird aber nicht immer ganz klar, ob sie ihn persönlich, seinen Moscheeverein oder seine Arbeit unterstützt haben.
4. Abu Adam hat einen Teil des Geldes darauf verwendet, Einfluss in Moscheen in Spanien (und womöglich darüber hinaus) zu kaufen. Aus der Ferne lässt sich nicht entscheiden, welcher Natur dieser Einfluss war: radikalisierend oder deradikalisierend?
5. Soweit ich erkennen kann, gibt es keine Stelle in den abgehörten Telefonaten mit Bezug auf seine Finanzen, in der Abu Adam sich radikal oder extremistisch äußert oder andeutet, er suche Geld für radikale oder extremistische Zwecke. Es geht in der Regel um Geld für Moscheen und generelle Unterstützung seiner Aktivitäten.
6. Es ist nicht klar, warum Abu Adams privates Unternehmen genutzt wird, um Spendengelder zu transferieren.
Die nächste Folge dieses Blogs wird nach Weihnachten erscheinen, vermutlich am 29. Dezember.
* Um die Maktoum-Stiftung zu charakterisieren, erwähnen die spanischen Ermittler einen Zeitungsartikel vom 2008, in dem es heißt, die Stiftung habe Geld für die Familien palästinensischer „Märtyrer“ gesammelt. Allerdings scheint hier eine Verwechslung zweier Stiftungen aus Dubai vorzuliegen. Die Maktoum-Foundation, die Abu Adam finanziert, heißt auf Arabisch „Hay’at Al Maktoum“; daneben gibt es die ungleich größere Muhammad-Bin-Rachid-Al-Maktoum-Stiftung. Beide sind womöglich personell verflochten, aber nicht identisch.
** Darul Quran e. V. ist der Moscheeverein von Abu Adams einst in München gegründeter Moschee. Seine Ehefrau ist heute die Vereinsvorsitzende. Abu Adam ist dort angestellt als Extremismusbeauftragter und erhält ein Gehalt.
Haben Sie Hinweise oder Informationen, die für diese Recherche hilfreich sein könnten? Schreiben Sie an yassin.musharbash@zeit.de
Bisher erschienene Teile dieses Ermittlungsblogs:
„Was bedeutet: ‚um sie zu beruhigen‘?“
„Ich bitte Sie, meine Worte zu veröffentlichen!“