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#HelpTheHelpers

 

Ich habe an diesem Wochenende eine Übergangsunterkunft für eine Gruppe von sogenannten UMFs besucht – das sind „unbegleitete minderjährige Flüchtlinge“. Ich war nicht als Reporter dort, sondern weil diese Einrichtung in der Nähe meines Wohnortes liegt, weil ich Arabisch spreche und unter den UMFs einige Syrer sind, und weil ich sehen wollte, ob ich beim Übersetzen helfen kann.

Was mich am meisten beeindruckt hat, das waren die ehrenamtlichen Helfer vor Ort. In der Mehrzahl Studenten, derzeit noch in den Semesterferien befindlich, die seit Tagen das übernehmen, was theoretisch der Staat, die Stadt, der Bezirk leisten müsste, aber nicht leisten kann: Diese UMFs zu betreuen. Es geht mir hier überhaupt nicht um Schuldzuweisungen oder ähnliches, ich verstehe absolut, dass alle, auch die Behörden, mit dem Ansturm von Flüchtlingen überfordert sind. Aber wenn es diese Ehrenamtlichen nicht gäbe, dann hätten diese Jungs seit Tagen keine Ansprechpartner; keine Betreuer; niemanden der ihnen das Gefühl gibt, in Sicherheit zu sein; niemanden, der ihnen zeigt, wo sie schlafen können; wie sie ihre Handykarte aufladen, oder wo sie eine Cola bekommen können. Diese Ehrenamtlichen haben ad hoc ein Schichtsystem auf die Beine gestellt, drei Schichten á 8 Stunden, um sicherzustellen, dass die UMFs nicht alleine sind. Diese Ehrenamtlichen schenken den Flüchtlingen ihre Zeit – und zwar eine ganze Menge davon. Sie sind übernächtigt, emotional extrem gefordert, bräuchten eigentlich selbst eine Art von Betreuung – aber machen einfach weiter, weil sie es wichtig finden. Ich finde das toll.

Und als ich mit ihnen gesprochen habe, kam das Thema auf etwas, das zugleich ganz banal und ganz wichtig ist – nämlich der Umstand, dass viele der derzeit so unfassbar aktiven ehrenamtlichen Flüchtlingshelfer Studierende sind. Deren Semesterferien enden aber demnächst. Und was wird dann passieren? Ich fürchte, dass es eine große Lücke reißen wird, wenn sie alle wieder in ihre Vorlesungen hechten und die über den Sommer wegen ihres Engagements liegengebliebenen Hausarbeiten nachholen müssen.

Wäre es nicht toll, wenn man es dieser speziellen Gruppe von Helferinnen und Helfern einfacher machen würde, auch weiterhin zu helfen – da ja der Flüchtlingsstrom nicht abreißen wird? Ich glaube, dass es – ganz pragmatisch – möglich wäre, zu verhindern, dass diese Lücke allzu groß wird. Das würde den Universitäten, eventuell auch den Professorinnen und Professorinnen, etwas Flexibilität abverlangen. Aber warum sollte das nicht gehen?

Ganz konkret zum Beispiel: Wäre es nicht denkbar, dass alle Studierenden es als Praktikum anerkannt bekommen, wenn sie ein Semester lang das Studium ruhen lassen, um Flüchtlinge zu unterstützen? Mindestens in allen sozialen Studiengängen ließe sich das durch den Lernerfolg doch wohl allemal rechtfertigen!

Und wäre es nicht denkbar, dass man bei einem solchen Engagement der Regelstudienzeit ein Semester zuschlägt, es also akzeptiert, dass diese Studierenden eventuell ein halbes Jahr länger brauchen könnten, um ihr Studium abzuschließen, weil sie ihre Fertigkeiten und Fähigkeiten einige Monate lang zum Nutzen von Flüchtlingen eingesetzt haben? Letztlich ja im Interesse aller – weil der Staat überfordert ist.

Und könnten nicht Stiftungen, die einigen dieser Studierenden Stipendien gewähren, ganz unbürokratisch die Laufzeit verlängern, wenn Studierende ein Semester lang Flüchtlingen zur Seite stehen? Wäre das nicht in ihrem Sinne? Steht nicht in all ihren Wunschprofilen, dass sie gesellschaftliches Engagement gut finden?

Auch andere Helferinnen und Helfer können Unterstützung gebrauchen, das ist mir klar. Aber bei den Studierenden wäre es womöglich so simpel wie sonst nirgendwo, das umzusetzen.

Auch Helfer brauchen Hilfe. Bei den Studierenden ließe sich das einfach umsetzen.

Also los!

#HelpTheHelpers!