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Deutscher Dschihadist und Ex-Rapper meldet sich aus Syrien

 

Screenshot aus dem Video von "Abu Talha al-Almani" alias Denis Cuspert
Screenshot aus dem Video von „Abu Talha al-Almani“ alias Denis Cuspert

Ich hab‘ es nicht so mit Apokalypse-Blockbustern, aber wenn mich nicht alles täuscht, dann sind es vor allem Bilder aus dem Hollywood-Film 2012, mit denen der Mann, der sich „Abu Talha al-Almani“ nennt, sein neuestes Kampflied unterlegt hat. Brücken stürzen ein, Züge fliegen durch die Luft, Hochhausschluchten explodieren, und „Abu Talha“ näselt dazu: „Hörst du nicht, was die Engel sagen?“

„Abu Talha“, das muss man dabei natürlich wissen, ist der gebürtige Berliner und Ex-Gangsta-Rapper Denis Cuspert alias Deso Dogg und nun, nach seiner Verwandlung in einen militanten Islamisten, eben alias „Abu Talha al-Almani“. Cuspert ist seit Jahren in einschlägigsten radikalen Kreisen unterwegs, seit einiger Zeit hält er sich, das ist bereits bekannt, in Syrien auf. Mutmaßlich, um dort am Bürgerkrieg an der Seite dschihadistischer Kämpfer mitzuwirken.

Vor Kurzem veröffentlichte er bereits ein kurzes Video aus Syrien, wo er an einem Wasserfall stand und erklärte, wie glücklich er sei. In dem nun veröffentlichten 11-Minuten-Video grüßt er „vom Boden der Ehre“ – das ist Dschihadistensprech für „vom Schlachtfeld“.

Warnung vor der Höllenstrafe für alle Ungläubigen

Cuspert stammt aus dem Umfeld des österreichischen Hasspredigers Mohammed Mahmoud, der in Österreich eine Haftstrafe wegen Terrorismus absaß, zuvor die Kaida-nahe Globale Islamische Medienfront gegründet hatte und danach den mittlerweile in Deutschland verbotenen Verein Millatu Ibrahim. Im April 2012 wurde seine Ausweisung aus Deutschland verfügt, der er mit einer Ausreise nach Ägypten zuvorkam. Etliche Gesinnungsgenossen, darunter Cuspert, schlossen sich ihm an. Von Ägypten aus versuchten einige von ihnen zeitweise offenbar, nach Mali und/oder Libyen zu reisen. Mahmoud selbst wurde vor einigen Monaten an der türkisch-syrischen Grenze verhaftet und sitzt seitdem in der Türkei im Gefängnis, angeblich unter recht kommoden Umständen.

Es wird vermutet, dass Mahmoud nach Syrien einreisen wollte – etwas, das Cuspert augenscheinlich gelang. In dem Video schreibt Cuspert im Untertitel, es grüßten „Eure Geschwister von Millatu Ibrahi“, ein Hinweis darauf, dass er nicht allein dort ist, sondern vermutlich in Gesellschaft anderer Dschihadisten aus Deutschland.

Welcher Gruppe sie sich dort angeschlossen haben, ist einstweilen ungewiss. Auch ob sie tatsächlich kämpfen, ist nicht bekannt. Der Song, den Cuspert veröffentlicht hat, ist in dieser Hinsicht (und musikalisch, würde ich mal sagen) wenig bedeutsam. In dem religiös inspirierten Lied, einem sogenannten Nascheed, warnt er lediglich vor der Höllenstrafe für alle Ungläubigen. Am Ende bekennt er, der Film Nach dem Tod habe ihn inspiriert. Vielleicht kennt jemand diesen Film, ich habe ihn auf die Schnelle nicht eindeutig identifizieren können.

Deutsche Szene radikaler Islamisten als Adressat

Cuspert gehört zu jener Kategorie deutscher Syrien-Kämpfern, die den Sicherheitsbehörden Sorgen bereiten. Das Umfeld von Mahmoud ist extrem radikal, drohte mehrfach auch mit Terror. Dass es ihnen nicht allein um den Sturz des syrischen Regimes geht, liegt auf der Hand. In diesem Zusammenhang sind Propaganda-Videos, wie das nun veröffentlichte, dann auch doch nicht völlig belanglos. Cuspert hat durchaus Anhänger und einen Ruf in der hiesigen Szene radikaler Islamisten.

Der gesamte Vorgang erinnert an die Jahre 2009 und 2010, als plötzlich ähnliche (na ja, professionellere und wortlastigere, aber nicht unähnliche) Videos deutscher Dschihadisten aus Wasiristan im pakistanisch-afghanischen Grenzgebiet auftauchten. Dafür zeichnen sich bis heute vor allem die beiden Brüder Yassin und Munir C. aus Bonn verantwortlich, die sich der Islamischen Bewegung Usbekistans angeschlossen haben und unter anderem zum Mord an Mitgliedern islamfeindlicher Parteien in Deutschland aufriefen.

Deshalb glaube ich auch, dass „Abu Talha“ künftig noch mehr Videos veröffentlichen wird. Außer natürlich, die Situation auf dem Schlachtfeld lässt das nicht zu. Wir werden sehen.

Anmerkung: Ursprünglich hatte ich das Wort Nasheed mit ‚Kampflied‘ übersetzt; nach dem zutreffenden Leserhinweis, dass es sich bei Anasheed (so der Plural) keineswegs nur um Lieder über den Kampf handelt, habe ich die Stelle entsprechend geändert. Wichtig ist: Anasheed werden stets ohne Instrumente (einige halten allerdings Handtrommeln für akzeptabel) gesungen und kreisen um religiöse Themen. In dschihadistischen Anasheed geht es hingegen bervorzugt um den Kampf, den Krieg und das Märtyrertum.