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Kandidatenturnier 2016: Nervöser und vorsichtiger Auftakt

 

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Beim Kandidatenturnier 2016, das vom 10. bis 30. März in Moskau stattfindet, kämpfen acht Spieler um das Recht, im November 2016 gegen Magnus Carlsen um die Schachweltmeisterschaft zu spielen. Vierzehn Runden stehen auf dem Programm, die beiden ersten am Freitag und Samstag waren von Vorsicht und Nervosität geprägt. Sechs der insgesamt acht Partien endeten Remis, in nur zwei Partien gab es eine Entscheidung. In beiden Partien unterliefen den Spielern Fehler, die auf diesem hohen Niveau selten sind.

Am Freitag in Runde eins besiegte der Ex-Weltmeister Vishy Anand aus Indien, der 2013 und 2014 gegen Magnus Carlsen um die Weltmeisterschaft gespielt hatte und das Kandidatenturnier 2014 gewinnen konnte, einen alten Rivalen: den Bulgaren Wesselin Topalow. 2010 hatten die beiden um die Weltmeisterschaft gespielt, damals hatte Anand knapp gewonnen.

Auch in der ersten Runde des Kandidatenturniers musste Anand ein paar bange Momente überstehen:

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V. Anand – W. Topalow, Stellung nach 20.Dc6 (Grafik: ChessBase)

Anand hatte gerade 20.Dc6 gezogen. Damit gab er Topalow die Möglichkeit, mit 20…Lxf2+ 21.Kxf2 Dh4+ 22.g3 (nach anderen Zügen verliert Weiß den Turm auf e1) Sxe4+ 23.Txe4 Dxe4 in Vorteil zu kommen. Weiß hat zwar zwei Figuren für seinen Turm bekommen, aber sein König steht gefährlich exponiert.

Topalow ließ diese Chance ungenutzt verstreichen und verlor die Partie, als sich sein König in einem Mattnetz verfing.

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V. Anand – W. Topalow, Stellung nach 44.h5 (Grafik: ChessBase)

Weiß droht, den schwarzen König mit 45.T7f8 und 46.Th8# Matt zu setzen. Und gegen diese Drohung ist kein Kraut gewachsen. Topalow versuchte es noch mit dem Verzweiflungsopfer 44…Txf2+ 45.Sxf2 Ta2, aber gab die Partie nach 46.Tff8 Txf2+ 47.Kh3 g4+ 48.Kxg4 f5+ 49.Txf5 auf.

Hier die Partie in der Videoanalyse von Jan Gustafsson:

Kandidatenturnier 2016, Runde 1
Sergei Karjakin ½ Pjotr Swidler
Hikaru Nakamura ½ Fabiano Caruana
Anish Giri ½ Lewon Aronian
Viswanathan Anand 1-0 Wesselin Topalow

In Runde zwei am Samstag hatte der US-Amerikaner Hikaru Nakamura seine Nerven nicht im Griff. Er war gegen Sergei Karjakin aus Russland nach der Eröffnung in einer etwas schlechteren Stellung gelandet, aus der er sich mit Gewalt befreien wollte. Deshalb opferte er einen Springer, übersah dabei aber einen Konter, der Karjakin eine Gewinnstellung bescherte.

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S. Karjakin – H. Nakamura, Stellung nach 29.h4 (Grafik ChessBase)

In dieser Stellung spielte Hikaru Nakamura 29…Sxg3? und erlebte nach 30.fxg3 Sxd4 31.Lxd4 Lxd4 32.exd4 De3+ 33.Df2 Dxd3 34.Tc7 eine böse Überraschung:

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S. Karjakin – H. Nakamura, Stellung nach 29.h4 (Grafik ChessBase)

Weiß greift den Läufer auf b7 an und droht mit der Dame auf f7 zu schlagen und danach auf g7 Matt zu setzen. Schwarz steht auf Verlust. Nakamura machte noch ein paar Züge, bis er sich ins Unvermeidliche fügte.

Hier die Partie in der Videoanalyse von Jan Gustafsson:

Kandidatenturnier 2016, Runde 2
Sergei Karjakin 1-0 Hikaru Nakamura
Fabiano Caruana ½ Anish Giri
Lewon Aronian ½ Viswanathan Anand
Pjotr Swidler ½ Wesselin Topalow

Stand nach zwei Runden

S. Karjakin 1,5
V. Anand 1,5
F. Caruana 1,0
P. Swidler 1,0
L. Aronian 1,0
A. Giri 1,0
H. Nakamura 0,5
W. Topalow 0,5