Die Zahlen sprechen eine klare Sprache. Schachweltmeister Magnus Carlsen sagen sie: „Du warst schon einmal besser.“ Im Schach sprechen vor allem die Elo-Zahlen – sie verraten, wie gut oder schlecht jemand spielt. Im Mai 2014 hatte Carlsen eine Elo-Zahl von 2882, die höchste, die je ein Mensch erreicht hat. Doch mittlerweile sind es für den Norweger nur noch 2834 Elo-Punkte, so schlecht war er seit November 2011 nicht mehr. Damit bleibt Carlsen zwar die Nummer eins der Welt, aber seine Rivalen sind so dicht an ihm dran wie lange nicht. Im Mai 2014 hatte Carlsen 67 Elo-Punkte mehr als die Nummer zwei der Welt, jetzt sind es nur noch 31 Punkte.
Weltmeister Magnus Carlsen, die Nummer eins der Welt // © Alina L’Ami
Die nächsten Wochen werden zeigen, ob der Norweger wirklich um seine Stellung als Nummer eins der Welt fürchten muss. Am 4. Dezember beginnen die London Chess Classic, eins der stärksten Turniere des Jahres, bei dem fast die gesamte Weltelite am Start ist. Spielt Carlsen gut, kann er verlorenes Elo-Terrain zurückerobern. Spielt er schlecht, kann seine Position als Nummer eins der Welt ernsthaft in Gefahr geraten.
Die Chess Classic enden am 13. Dezember und nur wenige Tage später fliegt Carlsen ins sonnige Katar, um sich über Weihnachten unters Schachvolk zu mischen. Vom 19. bis zum 30. Dezember ist er Stargast beim Qatar Masters Open. Eine kleine Sensation, denn noch nie hat ein amtierender Schachweltmeister an einem offenen Turnier teilgenommen. In offenen Turnieren darf vom blutigen Amateur und absoluten Anfänger bis zum Spitzenspieler im Prinzip jeder spielen. Ganz so demokratisch ist man in Katar allerdings nicht. Eine Elo-Zahl von 2300 muss man schon haben, wenn man eine Chance haben will, beim Masters Open gegen den Weltmeister zu spielen.
Sein letztes offenes Turnier spielte Carlsen 2007, danach war er zu gut. Denn je höher die Elo-Zahl, desto riskanter ist die Teilnahme an offenen Turnieren. Denn dort sind die Gegner nominell oft deutlich schwächer und ein kleiner Ausrutscher kann böse Folgen für die Elo-Zahl und die Weltranglistenplatzierung haben. Spielt man hingegen in Turnieren, in denen die Elite unter sich bleibt, ist diese Gefahr deutlich geringer.
Anfang 2016 absolviert Carlsen dann das dritte starke Turnier in zwei Monaten. Er fährt an die Nordsee nach Holland, zum traditionsreichen Tata Steel Turnier in Wijk aan Zee. Dort treten einige der stärksten Spieler der Welt gegen starke Nachwuchsspieler und die besten Holländer an. In den vergangenen Jahren ging Carlsen dort immer als Nummer eins der Welt an den Start. Ob das so bleibt, werden die nächsten Wochen zeigen.