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Was schützt gegen sexuellen Missbrauch?

 

Man liest dieser Tage viel über sexuellen Missbrauch von Lehrern an Schülern, der sich vor Jahren an katholischen Schulen und einer Vorzeigeschule der Reformpädagogik zugetragen hat.

Viele Eltern fragen sich: Wie können wir unsere Kinder  schützen? Denn die Gefahr des Missbrauchs besteht auch heute: in der Schule, im Sportverein, in der Familie.

Besonders wichtig erscheint mir dazu, was Sabine Rückert, Ulrich Schnabel, Henning Sußebach und Heinrich Wefing in der ZEIT vom 11. Februar 2010 geschrieben haben:

Wir alle leben Tür an Tür mit Sexualstraftätern, allein in Berlin wohnen etwa 10.000 Personen, denen Sexualdelikte aller Art vorgeworfen wurden. Sie machen 0,3 Prozent der Berliner Bevölkerung aus, was bedeutet, dass statistisch ein Angezeigter Sexualstraftäter auf 340 Bürger kommt. Wollten diese Bürger die Nähe zu belasteten Personen meiden – Berlin müsste geräumt werden. Der beste Schutz auch für Kinder ist deshalb: Offenheit. Eltern sollten ihre Kinder über das Vorgehen der Täter informieren, sie zur Aufmerksamkeit anhalten und sich nicht scheuen, sie sexuell aufzuklären, sagt die Jugendpsychiaterin Stellermann: »Wichtig ist, dass die Kinder lernen, welche Art von Anfassen okay ist und welche nicht. Dass Geschlechtsorgane private Regionen sind, die niemand berühren darf.«

Noch wichtiger aber, sagt Stellermann, sei es, den eigenen Kindern »Selbstwirksamkeit« zu vermitteln: »Ein Kind, das mit vier Jahren gelernt hat, zu sagen, ich will den blauen Pullover anziehen und nicht den roten, und das erlebt, dass diese Aussage ernst genommen wird, wird sich auch gegen unerwünschte Zudringlichkeiten wehren.« Denn immer wieder stellen die Psychiaterin Stellermann und die Gerichtsmedizinerin Seifert während ihrer Untersuchungen fest: Pädophile haben einen Blick für Kinder, die Hilf- und Wehrlosigkeit ausstrahlen. Sie wenden keine Gewalt an, sondern treten als nette Menschen in ihr Leben. Ob als Fußballtrainer oder Chorleiter. Sie warten in Freizeitheimen und Schwimmbädern. Sie lassen sich Zeit, das Vertrauen eines Kindes zu erschleichen, sich die Defizite emotional unterversorgter Wesen zunutze zu machen. Durch Geschenke und geheuchelte Anteilnahme gewinnen sie die Arglosen für sich. Kinder, die von ihren Eltern behütet werden, ein gutes Verhältnis zu ihnen haben und über merkwürdige Vorkommnisse zu Hause offen reden können, sind deshalb deutlich weniger gefährdet.