Und es begab sich, dass eine österreichische Kinderwunschklinik eines Tages auf dem Trockenen saß und kurz vor Weihnachten beim benachbarten Militärkommando darum bat, in deren Aufenthaltsräumen einen Aufruf zur Samenspende platzieren zu dürfen. 70 Euro pro, ähm, Portion? Lieferung? Schuss?
Und wie ORF On berichtet, brach eine wahre Flutwelle an Spenden, nein, Spendenwilligen über die Klinik herein. (Haben die dann eigentlich alle ihre Spendierhosen an? Oder eben nicht mehr?)
Nun könnte man sich ja fragen, wozu die alle erst eine Aufforderung brauchten, um spenden zu gehen. Geld gab´s meines Wissens nach schon immer. Vielleicht aber wussten viele nicht, wie leicht und vor allem wo sie sich 70 Euro verdienen konnten. Naheliegend ist natürlich allgemeine Geldklammheit vor Weihnachten. Und alle sich aufdrängenden Assoziationen von wegen Kasernierung wollen wir mal dahingestellt lassen.
Mich erinnert das an eine Selbstbeobachtung, die ich vor einigen Jahren gemacht habe. Der letzte Flug des Tages von Düsseldorf nach Hamburg war überbucht, weshalb am Check-in-Counter gefragt wurde, wer für 300 Euro Entschädigung plus Zugticket auf seinen Platz verzichten würde. Ich hatte genug Zeit, wäre mir aber trotzdem ekelhaft geldgierig vorgekommen, wenn ich gleich aufgezeigt hätte. Erst, als ich mir als Ethikkrücke zusammenbastelte, dass ich damit ja jemand anderem, der vielleicht wirklich dringend nach Hamburg muss, helfen würde, konnte ich mich dazu überwinden, die Kohle abzugreifen.
Oder sehe ich schon wieder Gespenster und der wahre Grund ist schlicht und einfach, dass diese Männer erkannt haben, nie wieder auf so einen Stundenlohn zu kommen?