Die öffentlichen Verkehrsbetriebe in Mexico City haben eine heftige, aber offensichtliche notwendige Maßnahme gegen männliches Grapschen in überfüllten Bussen ergriffen: Seit kurzem sind auf vier Strecken Busse unterwegs, in die nur Frauen einsteigen dürfen, steht heute in der New York Times.
Das Problem übergriffiger Männer gibt es dort seit Jahren, ebenso wie mehrere Versuche, diesem Problem zu begegnen. In U-Bahnen wird durchschnittlich ein Mal pro Tag ein Zwischenfall gemeldet, dort werden bereits seit einiger Zeit Waggons eingesetzt, die nur von Frauen benutzt werden dürfen.
Wie gesagt: Dass diese Maßnahmen ergriffen werden müssen, ist traurig und unfair allen Männern gegenüber, die sich zu benehmen wissen. Aber es öffnet vielleicht auch jenen Herren die Augen, die das Grapschen immer noch als Kavaliersdelikt sehen, quasi „is ja nix dabei“.
Wer sich jetzt denkt, wir Weiber sollen uns nicht so anstellen, dem darf ich versuchen, meine Gefühle zu schildern, als ich vor einigen Jahren in einem randvollen Bus in Wien zum ersten (und – 3x auf Holz klopfen – bislang einzigen Mal) selbst in den Genuss einer solchen „Zuwendung“ kam: Ein Mann neben mir schubberte sein Mittelteil gegen meinen Schenkel. Und weil ich nicht in einen Bus einsteige und automatisch damit rechne, dass sich jemand an mir einen runterholen will, registrierte ich das erst nach einigen Minuten.
Man kennt ja unbewusst alle Körperstellen, die in überfüllten Bussen üblicherweise mit mit jenen der Nachbarn in Kontakt kommen. Entsprechend hat es bei ein wenig gedauert, bis ich für ein dumpfes Gefühl („Irgendwas ist heute anders“) den Grund (den Typ hinter mir) erkennen konnte.
Ich muss den wohl, als bei mir endlich der Groschen gefallen war, völlig fassungslos angestarrt haben.
An der nächsten Haltestelle war er logischerweise weg und ich immer noch fassungslos, was sich aber sehr schnell in immer größere Wut verwandelte. Und diese Wut ist heute, Jahre danach, immer noch vorhanden.
In diesem Sinne: Gratulation an die Frauen von Mexico City zu ihren neuen Bussen. Wie schade, dass so etwas im 21. Jahrhundert immer noch notwendig ist.