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Auf der Suche nach dem goldenen G-Punkt

 

Bei manchen Meldungen weiß ich einfach nicht, ob ich mich wundern oder freuen soll. Wie bei dieser hier, die aus dem Guardian stammt. Mediziner an der Universität im italienischen L`Aquila behaupten, mittels Ultraschall die Existenz des (beinahe schon sagenumwobenen) G-Punkts nachweisen zu können. Aber – und das ist der kleine Wermutstropfen – nicht alle Frauen scheinen einen zu haben.

Jedenfalls konnten sie anatomische Unterschiede zwischen Frauen, die einen vaginalen Orgasmus bekommen können und jenen, die nicht, feststellen. Sagen sie. Die Ultraschalle hätten bei den Glücklichen eine Region dickeren Gewebes im Bereich des G-Punkts (zwischen vorderer Wand der Vagina und der Harnröhre) festgestellt, die bei den anderen Frauen nicht zu erkennen war.

Und mit dieser Methode könne nun jede Frau für sich herausfinden, ob sie ihren G-Punkt einfach nur noch nicht gefunden hat oder gar nicht erst weiter suchen muss.

Allerdings haben sie nur 9 Frauen mit und 11 Frauen ohne gescannt. Was verdammt wenig ist.

Verschiedene Fragen stellen sich nun:

1. So what? Was ist die weitere Konsequenz dieser Erkenntnis? (Dr Petra hat im Kleingedruckten eine Unterstützung der Studie durch Pfizer entdeckt – kann man hier die Nachtigall trapsen hören?)

2. Da man weiß, dass der G-Punkt (bzw. das Gewebe zwischen Vagina und Harnröhre) erst durch Stimulation anschwillt, sprich: „aktiviert“ wird: Kann sich ein eventuell unterschiedlicher Erregungszustand auf die Ergebnisse ausgewirkt haben? (Was auch Beverly Whipple, die amerikanische G-Punkt-Expertin nicht ausschließt.)
Nicht, dass ein Untersuchungszimmer so wahnsinnig antörnend wirkt, aber man weiß schließlich auch, dass Frauen unterschiedlich leicht erregbar sind.

3. Leonore Tiefer, eine weitere Expertin, ist auch skeptisch, was zuerst da war: der G-Punkt oder das festere Gewebe. Kann nicht vielleicht erst eine regelmäßige Stimulation des G-Punkts zu diesem anatomischen Unterschied führen?

4. Und vielleicht bringt es einfach mehr, den Frauen (und ihren Partnern, aber in erster Linie sollen das die Frauen einmal für sich entdecken) mehr bzw. genauere Anweisungen an die Hand zu geben, wie sie ihren G-Punkt finden und stimulieren können? Vermutlich suchen immer noch zu viele an einer falschen Stelle und geben nach drei Minuten auf, wenn sich nichts tut. Er wurde ja auch schon zu oft als „Knopf zum Kommen“ missinterpretiert.

Außerdem muss es ja nicht immer G-Punkt sein. Gibt schließlich auch noch viele andere Möglichkeiten, sich eine nette Zeit im Bett zu machen. (Es muss ja auch nicht immer H-Punkt sein.)

5. Und kann es tatsächlich sein, dass es im Jahr 2008 immer noch weiße Flecken auf der Karte der weiblichen Anatomie gibt? Das ist eigentlich, worüber ich mich am meisten wundere.