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Wie Pornografie bis ins kleinste afrikanische Dorf hinein wirkt

 

Im Guardian steht heute ein Gastkommentar des Journalisten Tim Samuels, der für die BBC eine Dokumentation über Pornografie gedreht hat. Seine Recherchen, schreibt Samuels, hätten ihn auch in ein kleines Dorf in Ghana geführt, wo kalifornischer Fließbandporno in einer kleinen, zum Pornokino umfunktionierten Hütte gezeigt wurde.

Samuels‘ Beobachtungen sind einigermaßen erschütternd:

„(…) and turning some young men into rapists, with villagers relating chilling stories of assaults taking place straight after the film’s end. In the nearest city, other young men are buying bootlegs copies of the almost always condom-free LA-made porn – copying directly what they see and contracting HIV. The head of the country’s Aids commission says porn risks destroying all the achievements they’ve made. It’s a timebomb, he says.“

Man muss, der Vollständigkeit halber, hinzufügen, dass Samuels nichts über die Vergewaltigungsquote in der Prä-Porno-Ära schreibt. Oder ob die jungen Dorfbewohner vielleicht auch nach simplen Dorffesten zu sexuellen Übergriffen neigen, die also in keinem (direkten?) Zusammenhang mit konsumierter Pornografie stehen.

Trotzdem sind das zwei Auswirkungen, die vielleicht langsam wirklich dazu führen sollten, die Pornomassen kritischer zu betrachten. Das soll jetzt ja nicht ein Einschwenken auf die Emma-Linie*) sein, wahrlich nicht!

Aber was wäre, zum Beispiel, so schlimm daran, tatsächlich nur mehr Pornos zu drehen, in denen mit Kondom gevögelt wird? Würde das irgendjemanden abtörnen? Kann ich mir kaum vorstellen. Pornodarsteller müssen (zumindest in den USA) frische HIV-Atteste vorweisen können, um drehen zu dürfen. Kann man den Produktionen dann nicht auch vorschreiben, dass sie nur mit Präservativen zugange sein dürfen? Wenn es alle machen müssen, hat sich bald jeder (Konsument) daran gewöhnt.

Dass allerdings immer mehr Gewaltpornos gedreht und verkauft werden, oder sagen wir „Gewalt“pornos, die noch weit von Vergewaltigungsszenen entfernt sind, aber doch ein paar, hm, eindeutige Stilelemente aufnehmen, ist eine größere, gesellschaftliche Frage.

*) Nachdem es hier Stammgäste gibt, die jede Gelegenheit ergreifen, über Alice Schwarzer in unzumutbarem Stil herzuziehen, darf ich gleich ankündigen, dass solche Postings kommentarlos gelöscht werden. Obwohl ich ihr auch mehr als kritisch gegenüberstehe.