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Brad und Angelina und was uns das alles kümmert

 

Stefanie Keenan/Getty Images!
Stefanie Keenan/Getty Images

Meine Fingernägel sind abgenagt, meine Nachtruhe ist dahin. Seit Tagen habe ich das Haus nicht mehr verlassen, um die entscheidende Nachricht bloß nicht zu verpassen. Das endgültige, glaubwürdige Ja oder Nein. Ein schlichtes „Es stimmt“ oder ein höchstpersönlich in die Kamera gehauchtes „Alles Bullshit, Brad und ich bekommen gerade Baby Nummer … Moment … sieben.“

Na kommen Sie, Sie wollen’s doch auch wissen. Hätten Sie sonst auf diese Headline geklickt? Keine Angst, Sie sind in guter Gesellschaft. Selbst Gordon Brown fragte unlängst nach dem Beziehungsstand im Hause Brangelina.

Seit eine britische Zeitung vergangene Woche meldete, die beiden hätten bei einem Anwalt Papiere aufgesetzt, die regeln, wer bei der Trennung wie viele Millionen und wie viele Kinder bekommt, laufen die hobbyfreudschen Analysen rund um die Uhr. Früher hätten Brad und Angelina 20-stündige Sexorgien veranstaltet, seit einem Jahr hätten sie überhaupt keinen Sex mehr. Angie würde immer herumschreien, Brad daraufhin zu seinen Freunden flüchten, um dort ein gepflegtes Gerät zu rauchen.

Erst gestern wusste im Fernsehen wieder einer, der offensichtlich so ist mit den beiden, dass Angelina schon gar nicht mehr ans Telefon ginge, wenn Brad anriefe.

Ich bezweifle stark, dass er die beiden überhaupt jemals persönlich zu Gesicht bekommen hat, aber bitte.

Experten würden sagen, dass uns Brangelina so fasziniert, weil die beiden der Inbegriff dessen sind, was wir alle suchen: Symmetrie. Ok, das war jetzt vielleicht ein etwas zu großer Schritt. Fangen wir kleiner an: Wir empfinden Menschen als schön, die nahezu perfekt symmetrisch sind.

Forscher an der University of Nebraska haben eine Formel entwickelt, mit der sie Gesichter vermessen. Jenes von Brad Pitt erzielte mit 9,3 von 10 Punkten den bisherigen Highscore. Angelina Jolie liegt mit 7,67 Punkten immer noch über dem Durchschnitt, der zwischen 4 und 6 erreicht. Hätte sie nicht gar so volle Lippen, wäre ihr Ergebnis noch höher. (Obwohl ich persönlich ja finde, dass ihr rechter Kieferknochen mittlerweile viel deutlicher zu sehen ist als ihr linker. Aber aus mir spricht wohl nur der Neid.)

Diese Symmetrie – so die aktuelle Theorie – spiegelt sozusagen das genetische Material wider. Je symmetrischer, umso besser/robuster. Es könnte also sein, dass wir uns schon allein deshalb lieber schöne Gesichter ansehen als zum Beispiel jenes von … na gut, keine Namen.

In uns allen steckt tief drin im Reptilienhirn eben auch ein Partnersuchender. Der kommt immer nur kurz an die Oberfläche, wenn sich George Clooney mal wieder von seinem aktuellen Model getrennt hat und wir für eine Zehntelsekunde lang überlegen, ob zwischen ihm und uns ganz theoretisch, also jetzt wirklich nur ganz theoretisch …

Dann kommen wir drauf, dass wir ja dummerweise kein Model sind und auf der Symmetrieskala eher eine 4. Und dann lesen wir, dass Verhaltensforscher von der Cornell University in einem Test an 1000 Personen in Beziehungen festgestellt haben, dass sich die Hübschen doch auch immer wieder ähnlich Hübsche suchen. Und Reiche suchen sich lieber andere Reiche.

Was war das dann allerdings unlängst im Restaurant neben uns, als der mindestens Achtzigjährige seine Gattin ausführte, die (zumindest teilweise) in den Fünfzigern und früher sicher ein heißer Feger war?

Es gibt da noch die These von Andy Warhol, die mir irgendwann irgendjemand erzählt hat. (Wenn’s jemand genauer weiß, bitte in den Kommentaren erläutern. Ich konnte trotz aufwendiger Suche nichts finden.) Warhol sagt – und es ist eine gefühlt logische Theorie –, dass jeder Mensch eine Art Punktekonto für die Kategorien Macht/Ruhm, Geld und Schönheit hat. Und Paare würden sich nach ähnlichen Punkteständen zusammenfinden: Ein nicht so attraktiver Mann, der dafür Kohle hat, kriegt deshalb die hübsche Frau, und Nicolas Sarkozy bekommt Carla Bruni. (Aber vielleicht wollte er sie ja auch nur ihres Geldes wegen.)

Abgeklärt könnte man sagen: Marktwert. Tauschhandel. Schönheit gegen Macht/Geld. Oder haben Sie das zwischen Anna Nicole Smith und ihrem 90-jährigen Multitrillionär tatsächlich für wahre Liebe gehalten?

Was das mit Brangelina zu tun hat? Nun, da finden sich also zwei zusammen, die in jeder Hinsicht gleichwertig sind: beide schön, beide reich. Und die dann noch dazu brav Kinder produzieren, also ihr perfektes Erbmaterial in perfekter Kombination weitergeben. Wie im Märchen.

Und bei Märchen wollten wir als Kinder doch auch immer wissen, wie es endet. Und dass es gut ausgeht.