Sicher alles nur selektive Wahrnehmung, aber dieser Tage habe ich das Gefühl, dass (halb)nackte Brüste wieder einmal aus fast jeder Webseite hervorspringen.
Oder eben nicht.
Fangen wir mit dem eben nicht an. Facebook hat ja bekanntlich ein eigenartiges Verhältnis dazu, was es an Bildern für gut und was für böse erachtet. Bikinifotos junger Mädchen – gut. Partyfotos junger Studentinnen, die im Überschwang von Gefühlen oder ähnlichem den Ausschnitt noch ein bisschen tiefer legen – gut.
Stillende Mütter – böse.
Beispielsweise hier sind massenhaft Fotos von stillenden Müttern zu sehen, die von Facebook gelöscht wurden, wegen angeblicher Obszönität. Über deren ästhetische Qualitäten kann man unterschiedlicher Meinung sein, aber das gilt wohl auch für ca. 87,5 Prozent aller übrigen Fotos auf Facebook.
Lächerlich ist jedenfalls, dass Stillen obszön sein soll. Noch lächerlicher ist allerdings, dass laut der Topfree Equal Rights Association vor kurzem sogar dieses Foto gelöscht worden sein soll:
Auf der Seite der Facebook-Gruppe „Hey Facebook, breastfeeding is not obscene!“ sind zwar immer noch (derzeit) 5974 Fotos stillender Mütter zu sehen, aber die Löschvorgänge scheinen trotzdem nach wie vor anzudauern.
Jetzt bin ich ja bekanntlich keine große Verfechterin grundlosen Blankziehens (beziehungsweise nur in ganz seltenen Fällen). Weder für eine gute Sache, noch gegen den absurden Umgang mit einer sehr natürlichen Sache.
Vor allem wäre es mir wohl keine Sache wert, dafür vor Millionen wildfremder meinen Oberbau zu veröffentlichen – mit Baby dran oder ohne.
Aber stillende Mütter löschen? Come on, Facebook! So ein verkrampfter Umgang mit der Natur führt dazu, dass eine Freundin von mir vor einiger Zeit beim Stillen in einem Hamburger Freibad vom Bademeister vor einem allzu neugierigen Gaffer beschützt werden musste.
Was die anderen Brüste betrifft, die einem tatsächlich überall entgegenspringen, frage ich mich schon, was es für einen Sinn hat, sich die Dinger so vergrößern zu lassen, dass jeder auf den ersten Blick erkennt, dass sie gemacht sind. Oder so schlecht gemacht, dass einem die Narben ins Auge stechen.
Um wieder einmal Else Kling zu zitieren: Wanns schee mocht …