Seit Januar ist das Hormonpflaster „Intrinsa“ in der EU auf dem Markt. Es enthält das männliche Geschlechtshormon Testosteron, das auch bei Frauen vorkommt, freilich in geringerer Dosierung. Je mehr Testosteron, umso wuschiger ist eine Frau, um es einmal sehr grob zu vereinfachen. Und der Job von „Intrinsa“ ist dementsprechend, „Hypoactive Sexual Desire Disorder“ bei Frauen zu bekämpfen, also mangelndes sexuelles Verlangen.
Intrinsa ist derzeit für Frauen zugelassen, die durch eine Entfernung der Eierstöcke in eine vorzeitige Menopause geschickt wurden, weil sie selbst kein Testosteron mehr produzieren können. Die amerikanische Gesundheitsbehörde FDA hat das Medikament immer noch nicht zugelassen (was einem schwer zu denken geben sollte), weil sie Bedenken bezüglich der Nebenwirkungen (tiefere Stimme, verstärkter Haarwuchs) hat.
Trotzdem wird Intrinsa gern auch als „Viagra für Frauen“ bezeichnet, ebenso wie ein Nasenspray namens Bremelanotid, das von der US-Firma Palatin Technologies derzeit getestet wird.
Allerdings: Beides ist kein Viagra für Frauen. Viagra für Frauen gibt es nämlich schon. Es heißt „Gleitcreme“.
Wir rekapitulieren kurz. Viagra ist ein Medikament für Männer, die wollen, aber nicht können. Wenn eine Frau will, aber nicht kann, liegt es in den allermeisten Fällen an einer zu trockenen Vagina (oder an Schmerzen beim Geschlechtsverkehr). Was das Steifwerden beim Mann, ist das Feuchtwerden bei der Frau.
Wenn eine Frau nicht will, hat das die unterschiedlichsten Gründe. Und es fragt sich, ob man die einfach per Medikament überwinden bzw. ausblenden kann bzw. soll.
Ich glaube, es gibt zwei Erscheinungsformen von „keine Lust haben“. Entweder, man ist gerade nicht in Stimmung, lässt das aber gern vom Partner ändern. (Stichwort: Der Hunger kommt mit dem Essen.) Oder man hat einfach wirklich keine Lust auf Sex, selbst wenn der Partner die „Antörnungsarbeit“ übernehmen würde. Dann hilft aber auch keine Tablette.
Wenn eine Frau also zu einem solchen Medikament greift, würde sie das doch eher jemand anderem, also der Beziehung zuliebe tun. Nicht, dass daran etwas falsch wäre. Aber in diesem Licht betrachtet, darf man doch kurz einmal den ketzerischen Gedanken wagen, dass all dieses Geforsche nach einem „Viagra für Frauen“ eigentlich zum Ziel hat, Frauen auf Knopfdruck wuschig machen zu können.
Ob es wirklich die Frauen sind, die davon am meisten profitieren, lassen wir jetzt einfach einmal offen …