Gerade gefunden: einen Service, über den man – anonym oder nicht – E-Cards wie diese hier
verschicken kann. Auf deutsch: „Es gibt etwas, das ich dir sagen muss: Ich habe herausgefunden, dass ich eine sexuell übertragbare Krankheit habe. Du solltest dich testen lassen, falls du es nicht vor kurzem erst getan hast.“
Meine erste Reaktion war, die Messer zu wetzen ob dieser feigen Art, jemandem etwas per Schlag in die Magengrube mitzuteilen, das man ihm (und ihr) besser persönlich sagen hätte sollen.
Zweite Reaktion, nachdem die weggebliebene Luft wieder da war: Feig ist es nach wie vor. Aber besser als gar nichts. Besser, als den anderen mitsamt seiner Vielleicht-Ansteckung weitere Kreise ziehen zu lassen. Dieser Service richtet sich, schon durch die Gestaltung, an (promisk lebende) Schwule (in Los Angeles), ist aber genauso für Heteros anwendbar. So eine Chlamydia ist ja ruckzuck übertragen.
Dritte Reaktion, nach dem Vormittagskaffee: Nein, ich finde das doch Scheiße. Nicht nur ist es ein Hammer, etwas von dieser Tragweite unvorbereitet in seiner Mailbox zu finden und dann nicht zu wissen, von wem es kommt. Es öffnet auch Missbrauch Tür und Tor. Gestern hat mich einer schief angeschaut? Na, kriegt er sofort so eine E-Card, ha!
Vierte Reaktion, nach dem Wäsche-Aufhängen: Was solls? Dann gibt es vielleicht hin und wieder jemanden, der ein paar Tage die Hölle auf Erden hat. Aber dann lässt er sich testen und ist wahrscheinlich negativ und hat den schönsten Tag seines Lebens. Und auch so manche Aids-Kampagne versucht schließlich, die Leute per Abschreckung dazu zu bringen, einen HIV-Test machen zu lassen.
Fünfte Reaktion: Ok, das wird heute nichts mehr. Ich weiß nur, dass ich stockwütend wäre, wenn mir jemand anonym so eine Karte schickte. Und dass ich ihn allein für diese Feigheit am liebsten erwürgen würde. Wenn ich denn wüsste, wer’s war.
Was meint ihr?