Der Medaillenspiegel ist ein Politikum, das die Diskutanten in zwei Lager trennt. Es soll Leute geben, die ihr Sportverständnis und ihr Gefallen an Olympia vor allem an dieser etwas altbackenen Nationenwertung ausrichten. Im Gegenzug hat man das Gefühl, dass man in den Augen mancher Medaillenspiegelkritiker mit einem Fuß in der rechten Ecke steht, wenn man einen Blick auf ihn wirft.
Dabei kann man mit diesem Ranking so schön spielen. Der Guardian hat die offizielle Medaillenzahl (Gold, Silber und Bronze, in verschiedener Punktzahl bewertet) mit dem jeweiligen Bruttoinlandsprodukt (BIP), der jeweiligen Einwohnerzahl und der Teamgröße verrechnet. Welches Land mehr Mittel hat, ob Geld oder Menschen, dem fällt auch das Gewinnen leichter. Das dürfte einleuchten.
Dadurch ergeben sich leichte Relativierungen in den Hierarchien. Die USA fallen von 1 (Stand jetzt, mit China geteilt) auf 57 (BIP), die Chinesen von 1 auf 60 (Einwohner). Neuer Sieger in diesen beiden Wertungen ist Grenada, das den 400-Meter-Sieger bei den Männern stellt: Kirani James. Noch mehr Grund für die 90.000 Bewohner der karibischen Insel, auf der Straße olympische Erfolge zu feiern, wie in dieser Woche.
Deutschland fällt übrigens von 5 auf 28 (Einwohner) und 44 (BIP). Noch ist uns kein Trick Quotient eingefallen, mit dem wir Deutschland wieder in die Top 3 hieven könnten. Haben Sie eine Idee, liebe Leser? Vielleicht Medaillen geteilt durch die Sonnenminuten pro Jahr?
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Eine weitere spannende Variable, mit der man die Medaillenzählerei aufwerten könnte, wäre der finanzielle Einsatz, der der Ausbeute zugrunde liegt. Etwa wie viele Steuern in die Sportförderung geflossen sind und was der Staat im Gegenzug dafür fordert. Dazu bräuchte man einen Einblick in die Zahlen.
Doch obwohl sich der Innenminister Hans-Peter Friedrich vor etwa zwei Wochen von einem Gericht belehren lassen musste, dass er die Zielvereinbarungen, die sein Ministerium mit dem DOSB für London getroffen hat, offenlegen muss, hat er den zwei klagenden Journalisten bislang keinen Einblick gewährt. Der oberste Dienst- und Datenherr des Sports hält es für ein Geschäftsgeheimnis, wie die Regierung mit dem Geld der Leute den Sport finanziert.
Der Minister hat nun sogar den Einsatz erhöht und Beschwerde gegen das Urteil eingelegt, ihm gehen die Argumente so schnell nicht aus (was man in Berlin so Argumente nennt). Sportlich, sportlich. Doch verweigert das Ministerium bis Freitag, 15 Uhr, die Herausgabe der Informationen, drohen dem Ministerium 10.000 Euro Zwangsgeld, wie das Gericht am Donnerstag mitteilte. Und die Beschwerde habe bezüglich des Zwangsgelds keine aufschiebende Wirkung. Allgemein, ergänzen die Richter, sei es sehr selten, dass eine Behörde sich nicht an Gerichtsbeschlüsse halte.
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Rhetorisch einfallsreich sind auch die Fotoagenturen Getty und AP. Muss man auch sein, wenn man weiterhin an seiner Bildsprache festhalten will, mit der man die Beachvolleyballerinnen begleitet.
Die amerikanische Website Buzzfeed hat einige Beispiele gesammelt, womit die Agenturen ihre „butts and bodies“-Bilder beschriften. So heißt es etwa vor zwei Fingerzeichen, die eine Spielerin hinter dem Rücken ablichtet (siehe oben): „Zara Dampney gibt ihrer Partnerin während des Spiels Signale.“ An anderer Stelle vor ähnlichem Ausschnitt: „Anastasia Vasina und Anna Vozakova feiern einen Punkt.“ Oder: „Shauna Mullin bereitet einen Aufschlag vor.“
Doch, bevor ich den – männlichen – Kollegen Scheinheiligkeit vorwerfe, sollte ich wohl selbst mal kurz überlegen, warum ich zu diesem Thema in den Bildarchiven stöbere.
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Um unserem Gleichstellungsauftrag gerecht zu werden, wollen wir an dieser Stelle nicht versäumen, Sie darauf aufmerksam zu machen, warum bei Siegerzeremonien an männliche Ruderer Blumen verteilt werden.