Es sollten die Olympischen Spiele der neuen Medien werden. Nach zwei Wochen lässt sich konstatieren: Der Kurznachrichtendienst Twitter ist einer der großen Gewinner dieser Spiele. Über 150 Millionen Tweets wurden während der olympischen Zeit gesendet. Während der Abschlussfeier waren es über 100.000 Tweets pro Minute.
Dabei begann Olympia für das US-Unternehmen mit einem PR-Desaster. Twitter sperrte den Account eines Journalisten, nachdem dieser zu Protesten gegen die Olympia-Berichterstattung der NBC aufgerufen hatte:
The man responsible for NBC pretending the Olympics haven’t started yet is Gary Zenkel. Tell him what u think! Email: Gary.zenkel@nbcuni.com
— Guy Adams (@guyadams) July 28, 2012
Twitter monierte, dass die Veröffentlichung von privaten Mail-Adressen nicht erlaubt sei. Die veröffentlichte Mail-Adresse war jedoch nicht privat, sondern öffentlich einsehbar. Nach einem Sturm der Entrüstung nahm Twitter die Sperre zurück.
Auch die US-Athleten kamen über Twitter in die Schlagzeilen: Unter dem Hashtag „#wedemandchange“ kritisierten sie das olympische Komitee und ihren nationalen Verband für das Sponsoren-Verbot:
Hmm… I dont have permission to post my sponsors but my bare bottom is posted on an Olympic website? #Notmygoodies #WeDemandChange
— lauren cheney (@laurencheney8) August 1, 2012
Über keinen anderen Athleten wurden so viele Tweets geschrieben wie über Usain Bolt. Zunächst ließ er die Welt rätseln, wer die jungen Damen sind, mit denen er seine Goldmedaille im 100 Meter Sprint feierte:
A gaza we say hmmm mmm http://instagr.am/p/N-FLPDIcc6/
— Usain St. Leo Bolt (@usainbolt) August 6, 2012
Zwei Goldmedaillen später erklärte er vollmundig:
Thanks to all my real fans and people who believe in me. I am now a living legend that’s for sure.
— Usain St. Leo Bolt (@usainbolt) August 10, 2012
Von solch einer effektiven Nutzung der sozialen Medien sind die deutschen Athleten weit entfernt. Zwar twitterten, fotographierten und retweeteten sie, was das Zeug hielt. Sinnvolles kam dabei jedoch selten heraus:
Sleeping – meeting – eating – Hockey – …. #wirfuerd #honamas #london2012
— Oliver Korn (@olli_korn) August 11, 2012
WoW! #WirfuerD
— LM2x Germany (@LM2xGermany) August 12, 2012
Enjoying tv at the medical centre
— Gesa Krause (@GesaFK) August 7, 2012
Kreativer waren andere:
Ich glaube die benennen das Land jetzt um. In Gold Britain. #London2012
— ReesesSportkultur.de (@sportkultur) August 4, 2012
Der Slogan „Inspire a generation“ wirkt bei den Pistolenschützen gerade etwas deplatziert. #london2012
— ankegroener (@ankegroener) August 3, 2012
Ob es Nordkorea etwas Sorgen macht, dass Südkorea 15 seiner 25 Medaillen mit Waffen geholt hat? (Dazu weitere 5 mit Handkampfsportarten.)
— hirngabel (@hirngabel) August 10, 2012
Ringen bei den Männern in der 55kg-Klasse. Oder wie wir sagen: „Wichtel-Werfen“.
— Kai Pahl (@dogfood) August 10, 2012
Deutschland ist im Rudern Achter?
— Mario Sixtus (@sixtus) August 1, 2012
… bewertet den Abend mit 39 ALMSICK (neue Maßeinheit für abschaltwürdiges Floskelgedresche, bis Juli 2012 in KAHN gemessen).
– Der Tödliche Pass (@Toedlicher_Pass) August 13, 2012
fußball bei olympia ist ein bisschen so, wie wenn man lust auf was süßes hat aber nur noch lakritze finden kann.
— Herm (@hermsfarm) August 11, 2012
Das IOC tut alles, dass Deutschland seine Zielvorgaben nich einhalten kann. #london2012 #heidler
— Peter Ahrens (@Peter_Ahrens) August 10, 2012
Aus dem Twitter-Einerlei der deutschen Athleten ragte Hürdenläuferin Carolin Nytra heraus. Ihr Tipp für Nörgler:
Leute, es ist teilweise echt lächerlich, wie die „Coach-Potatoes“ sich das „Maul“ über fehlende Medaillen zerreißen! Selber machen!#WirfuerD
— Caro Nytra (@CaroNytra) July 31, 2012
ZEIT ONLINE-Redakteur Christian Spiller twitterte während der olympischen Spiele aus London. Einige Tweets waren lustig, andere lustiger. Keiner hat so viele Reaktionen provoziert wie dieser:
Das Spiel bis jetzt so ausgeglichen wie ein kiffender Schweizer, 17:17. #beachvolleyball #london2012 (cs)
— zeitonlinesport (@zeitonlinesport) August 9, 2012
Vielen Twitter-Nutzern missfiel die Berichterstattung der öffentlich-rechtlichen TV-Sender. Das ZDF mahnt zur Differenzierung:
Freunde, Kritik immer gerne. Wenn aber eine 1 in eurem Fernsehbild steht, dann sind wir der falsche Ansprechpartner. #london2012
— ZDF (@zdf) August 12, 2012
Während der Abschlussfeier wurde auf Twitter die Musikauswahl diskutiert:
Immer kurz bevor ich einen Witz über einen der Künstler twittern kann, fällt mir ein: Bei uns stünde da Herbert Grönemeyer.
— Max-Jacob Ost (@GNetzer) August 12, 2012
Und noch ein Tipp für alle, die nicht vier Jahre auf Sportarten wie Taekwondo, rhythmische Gymnastik und Bogenschießen verzichten wollen:
Wenn Randsportarten halt nicht im TV stattfinden, dann müsst ihr vielleicht einfach mal das Haus verlassen. Nur so als Tipp.
— Phil v. d. Turnhalle (@TurnhallenPhil) August 11, 2012