Analyse Der Deutsche Meister und Pokalsieger Dortmunder ist mit einem 2:1-Sieg in die neue Saison gestartet. Es war ein knapper Sieg, ein anders knapper Sieg als man ihn von Dortmund gewohnt ist, das dieses Ergebnis schon mal aus 30:2 Chancen erringt.
Heute war das anders, der Gegner stärker. Bremen war mindestens gleichwertig, spielte extrem passsicher, hatte einige Chancen. Aaron Hunt, Marko Arnautovic und Elia waren von der Dortmunder Abwehr schwer in den Griff zu kriegen.
Ein Lob für beide Teams und Trainer, für beide Seiten: Es war ein intensives Spiel, viele Zweikämpfe, drei schöne Tore. Man muss ja auch bedenken, dass es der erste Spieltag war. Die Dortmunder zwischendurch etwas müde, aber mit guten Nehmerqualitäten nach dem Gegentor. Die Bremer wirkten heute alles andere als gerupfte Hühnchen (ein Joke aus dieser Schublade sei gestattet).
Schöne Geschichte natürlich, dass Mario Götze das Siegtor geschossen hat, der sehr schwere Monate hinter sich hat.
Eine Taktikanalyse von Tobias Escher: „Borussia Dortmund ist bekannt für aggressives Pressing und schnelles Umschaltspiel. Heute agierten sie überraschenderweise wenig dynamisch. Gegen Werder Bremens 4-1-4-1 kamen sie relativ selten ins letzte Drittel. Die Werderaner zeigten sich außergewöhnlich und unverhofft passstark, ihnen fehlte aber jene Konsequenz vor dem Tor, die Dortmund auszeichnete. Was mir bei Dortmund noch auffiel: Sie wirkten in der letzten halben Stunde platt. Normalerweise kennt man sie so gar nicht. Ob sie von ihrer Form her noch nicht bei 100% sind?“
Erstaunlicher Satz des Meistertrainers: „Wir sind in einer Phase, in der verschiedene Abläufe nicht sitzen.“ Herr Klopp, was wurde aus der Pöhler-Kappe?
Und ein letztes eieiei!
Endstand 2:1
84′ Tobias Escher warnt: „So langsam wird es haarig mit Schmelzer. Praktisch jeder guter Werder-Angriff über Arnautovic auf rechts.“
82′ Tor für Dortmund 2:1 Götze Kuba tankt sich durch, Lewandowski steil, der eingewechselte Götze schiebt ein. Prödl und Sokratis konnten sich nicht richtig einigen, wer raufgehen soll.
79′ So weit wir wissen, hat Dortmund sein Konditionstraining komplett umgestellt: größere Umfänge, neuer Fitnesstrainer, Oliver Bartlett ist nicht mehr dabei, Andreas Beck hat ihn ersetzt. Never change a winning system? Not with Klopp.
77′ Tobias Escher schreibt: „Es kommt aus meiner Sicht nicht überraschend. Bremen zog in den vergangenen Minuten das Spiel in die Breite, die Außenverteidiger der Dortmunder passten nicht auf. Es war die dritte gute Flanke von Arnautovic innerhalb weniger Minuten.“
75′ Tor für Bremen 1:1 Gebre Selassie Starke Flanke von Arnautovic, und Gebre Selassie köpfelt ins lange Eck. Völlig atypisch für die Dortmunder, dass sie abwinken, weil sie den Ball im Aus vermuten.
Eieiei!
67′Ein Einwurf von Tobias Escher: „Junuzovic ist 9,5km bisher gelaufen … in 66 Minuten … das läuft Mario Gomez in einem ganzen Spiel … oder ich in einem Monat.
Bremen übrigens im 4-4-2, zwei Stürmer, Fritz neuer Linksverteidiger.“
62′ Tobias verlagert die Debatte: „Bremen spielt im letzten Drittel zu ungenau. Dortmund entblößt zwar öfters die Gassen zwischen Innen- und Außenverteidigern, aber bislang konnte Bremen daraus noch kein Kapital schlagen.“
Arnautovic jagt ein paar Pfeile von rechts in den Dortmunder Strafraum.
56′ Bremen macht die ersten zehn Minuten der zweiten Halbzeit den Eindruck, abzubauen. Tobi und ich teilen diesen Eindruck.
52′Starker Angriff vom BVB, Großkreutz ein bisschen zu früh nach hinten gelöst, aber auch gut von Bremen verteidigt. Was für eine großartige Finte von Kuba! Angetäuschte Flanke – sieht man nicht alle Tage.
46′ Weiter gehts! Unsere Entwicklungsredaktion liest und denkt mit und meldet: Großkreuz hatte in Halbzeit 1 weniger Ballkontakte als Weidenfeller. (Quelle: Ticker)
Halbzeit 1:0 Ein schnelles, attraktives Spiel. Vor allem Werder überrascht mit guten Kombinationen und schnellem offensiven Spiel. Und Problemen in der Abwehr. Also doch alles wie (fast) immer. Die Dortmunder haben Platz zu kontern, spielen aber oft zu ungenau, vor allem Gündogan mit einigen Fehlpässen.
Tobias Escher ergänzt: „Bisher denken beide Mannschaften ans Publikum: Offensiv sind sie besser als defensiv. Dortmund liegt vorne, weil sie ihre Chancen nutzten. Ich werfe einfach mal 5€ ins Phrasenschwein und sage: Noch ist das letzte Tor nicht gefallen.
Gerade wo ich die Zeitlupe nochmal sehe: Das ist ein typisches Dortmund-Tor. Fünf Spieler beim Konter im Vollsprint, so schnell und auch aggressiv schalten nur wenige Teams um.“
Von Werder wusste man ja nicht, was nach dem Neuanfang zu erwarten war, den die FAZ hier beschreibt. Dazu die Pokalniederlage und das PR-Desaster mit dem neuen Sponsor. Aber Thomas Schaaf hat offenbar wieder mal was fabriziert. Andererseits: ist ja erst eine Halbzeit gespielt in der neuen Saison.
Nebenbei: Jupp Heynckes wird nach dieser Saison wohl aufhören, wird morgen in der SZ stehen.
40′ Werder ist stets gefährlich, Dortmund muss sehr konzentriert und engagiert verteidigen. 90% Passgenauigkeit bei Werder. Die Kombinationen flutschen gut.
36′ Kurze Mitschrift aus dem heimischen Wohnzimmer: eieiei!
34′ Tobi, es fällt auf, dass Dortmund in beiden Strafräumen meist in Überzahl ist.
Tobias: „Das sind sie meistens, sie stoßen bei Kontern mit vielen vor, das ist eins ihrer Charakteristika. Was bei Borussia Dortmund noch nicht so funktioniert: die Anbindung zwischen Defensive und Offensive. Oft fehlen im Mittelfeld die Anspielstationen. Vorige Saison ließ sich in solchen Situationen Kagawa fallen. Reus agiert bisher aber wesentlich weiter vorne als sein japanischer Vorgänger.“
27′ Eintrag von Tobias: „Pro Kirch, dem neuen rechten Außenverteidiger des BVB: arbeitet viel nach vorne. Contra: Er steht zu hoch. Bereits zweimal konnte sich Elia in seinem Rücken davon schleichen.“
Dunkelgelb Ignjovski (richtig geschrieben?)
24′ Mein Vater schimpft bei jeder Aktion auf den Schiedsrichter: „Eieiei!“ Ich finde, fast bei jeder zweiten Aktion hat er Recht.
Arnautovic Pfosten! Statistischer Fakt: Zwei Drittel aller Eckentore fallen nach Flanken auf den kurzen Pfosten. Die Bremer Ecke beinahe auch.
22′ Tobias schreibt: „Bis jetzt sind die Dortmunder Außenverteidiger das Zünglein an der Waage. Sie stoßen immer wieder mit schnellen Sprints nach vorne. Die Bremer Flügelstürmer verteidigen gegen sie recht mannorientiert, folgen ihnen bis weit in die eigene Hälfte. Dadurch werden sie weit nach hinten gezogen, Dortmund kann den Spielaufbau mit Gündogan und Kehl ungestört von den Außenpositionen aus einleiten.“
18′ Erste Großchance Werder über die rechte Dortmunder Abwehrseite, Pass von Hunt auf Elia, der scheitert an Weidenfeller.
11′ Tor für Dortmund 1:0 Reus Was für ein Einstand für Reus! Erstes Spiel, erstes Tor. Ein Tor auf leisen Sohlen. Ein unscheinbarer Pass von Kuba, ein sanfter Schuss von Reus, der Ball hoppelt rein.
Ein Kommentar auf Facebook: „‚Profaner Fußball‘ – War ein Germanistik-Student am Werk?“
5′ Erste Notiz von Tobias: „Gündogan und Kehl fallen tief, sie gehen neben die Innenverteidiger. Dadurch kann Schmelzer weiter nach vorne aufrücken und seine Dynamik ins Offensivspiel einbringen. Ansonsten bisher wenig Überraschungen: Dortmund presst früh, Hummels verteilt aus der Abwehr die Bälle. Auf der anderen Seite setzt Schaaf auf ein 4-1-4-1. Defensiv lässt sich diese Formation sehr gut erkennen: zwei breite Viererketten, dazwischen schließt Clemens Fritz die Räume.“
1′ Das Setting ist folgendes: Tobias Escher (Spielverlagerung) sitzt östlich von Hamburg, ich schaue mit meinen Eltern in Laufdorf, Hessen. Wir sind über Skype verbunden, schauen beide ARD. Es geht los! Vielleicht protokolliere ich die Tiraden meines Vaters.
Aufstellungen
Borussia Dortmund Weidenfeller; Kirch, Subotic, Hummels, Schmelzer; Gündogan, Kehl; Blaszczykowski, Reus, Großkreutz; Lewandowski
Werder Bremen Mielitz; Gebre Selassie, Prödl, Sokratis, Ignjovski; Fritz; de Bruyne, Junuzovic, Hunt, Elia; Arnautovic
20:35 Die Eröffnungszeremonie der DFL wirkt, als hätten sie einem Medienstudenten gesagt, er solle die Olympia-Eröffnungszeremonie kopieren. So recht passen Willy Brandt, John F. Kennedy und Martin Luther King aber nicht zu Karl-Heinz Förster, Uli Hoeneß und Christoph Daum.
Weil die Frage in den Kommentaren aufkam: Liebe Leser, unsere Seite lädt nicht von selbst neu. Sie müssen neu laden (F5 oder Reload).
20:30 Beide Daumen rauf für den Einwurf von Rob Alef, der sich auf Volk ohne Raumdeckung mit einem Thema befasst, das uns die nächsten Jahre mehr als uns lieb ist beschäftigen könnte:
Ich glaube nicht, dass es ein Menschenrecht auf Pyros gibt. Die sind als Zubehör ein jüngeres Phänomen. Ich bezweifle, dass die Fans in den Siebzigern weniger leidenschaftlich bei der Sache waren, als es noch keine Pyros gab. Was mich im Stadion viel mehr stört, als das Verbot, Fackeln in Brand zu setzen, ist der Musikmüll aus der Konserve, der den Fans die Möglichkeit nimmt, sich warm zu singen. Dagegen sollte man mal protestieren, gegen diese schrecklichen, sterilen Pre-Game-Shows. Das Stadion ist keine Dauerwerbesendung und auch keine Kampfzone.
Vorbemerkung
Wie würdevoll war doch Olympia! Sportsmänner und -frauen, die des Sports wegen Sport trieben, Athleten, Asketen, Helden, die sich der Ehre wegen hingaben an den Weihestätten der Leibesübung. Ach, was hat uns Olympia mit Freude und Geist erfüllt!
Und jetzt wieder dieser profane Fußball, Geisel des schnöden Mammmons, dieses ordinäre Getrete überbezahlter Lümmel – und nach dem Spiel Reporterfloskeln und Trainerausreden am Rande des Wahnsinns.
Was haben wir ihn vermisst, den Fußball!
Endlich gehts wieder los! Und direkt den Meister setzt man uns als Vorspeise vor. Dieses Gourmet-Häppchens hätte es gar nicht bedurft. Wir wären auch mit (sorry) VfL gegen 1. FC glücklich gewesen, selbst Hertha hätte uns heute zu Begeisterungsstürmen hingerissen, unsretwegen auch Malta gegen Jalta.
Wenn es Ihnen genausogeht, dann seien Sie dabei! Ab 20.15 bloggen wir, Tobias Escher und Oliver Fritsch, Borussia Dortmund gegen Werder Bremen live. Wir freuen uns auf Ihre Beiträge.
Drei Lektürehinwise vorab
Michael Horeni (FAZ): 50 Jahre Bundesliga – ohne Verfallsdatum
Philipp Selldorf (SZ): Wird die Bundesliga wie die Primera Division zum Zweikampf?
Steffen Dobbert (Zeit Online): Bundesliga Unser