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Das fiel Ihnen zum Balotelli-Bild ein

Was Ihnen zur martialischen Pose von Mario Balotelli nach dessen Doppelpack gegen Deutschland einfalle, hatten wir gefragt.

Foto: Leonhard Foeger/Reuters

Am Besten hat es unserer Meinung nach Hembinho getroffen (Glückwunsch, wir benachrichtigen Sie noch persönlich!).

Seine Theorie: „Super Mario“ spannte nach dem 2:0 die Muskeln für die vor ihm liegenden Aufgaben an…

Nach dem Finale reicht es nämlich nicht mehr, nur Traumtore zu schießen.
Dann steht anderes auf der To-Do-Liste: Saurier reiten beispielsweise, Prinzessinnen retten – und dabei immer freundlich in die Kamera winken.

Foto: Robyn Beck/AFP/GettyImages

 

Was fällt Ihnen zu diesem Bild ein?

Halbfinale, Hahnenkamm – 2:0 Italien noch vor der Halbzeit. Und Mario Balotelli ließ seinem unhaltbaren Schuss eine unnachahmliche Pose folgen.

Hatte er noch was dazu zu sagen? Oder Teamkollege Claudio Marchisio? Oder Philipp zu Lahm?

Kurz: Was fällt Ihnen zu diesem Bild ein, liebe Leser?

Foto: Leonhard Foeger/Reuters

Der Verfasser des originellsten Beitrags gewinnt ein Fußball-Buch. Dessen Auswahl erfolgt völlig willkürlich. Den Rechtsweg können Sie sich daher schenken.

Nachtrag, Samstag, 14.45 Uhr: Da ist ja Einiges zusammenkommen. Viele lustige, kreative Kommentare – und leider auch viele rassistische Dummheiten, die wir umgehend gelöscht haben. Enttäuschend, peinlich, traurig, dass sich das mit der Unantastbarkeit der Menschenwürde noch immer nicht herumgesprochen hat. Ich suche jetzt mal einen Gewinner, der in einem neuen Blogbeitrag bekanntgegeben wird.

 

„Was fällt Ihnen zu diesem Bild ein?“ – Gewinner steht fest

Nimm die Kamera runter! Foto: Laurence Griffiths/Getty Images

„Was fällt Ihnen zu diesem Bild ein?“ haben wir am Montag gefragt. Als 333 Antworten eingegangen waren, begann der Praktikant zu lesen. Aus seiner Shortlist hat die (virtuell) versammelte Sportredaktion ihren Favoriten gewählt *tusch*:

Frank, wir melden uns bei Ihnen. Sie bekommen wie versprochen ein Fußballbuch aus dem Verlag Die Werkstatt. Allen Teilnehmern sagen wir: Herzlichen Dank! @Holger Reinecke – Sie bekommen einen Fleißstempel für 29 Beiträge. Dranbleiben!

Das Neueste zur leider ernstgemeinten Aktion „Frei-BILD für alle“ steht übrigens beim Bildblog.

 

Quartiere, Biere, Orakeltiere – und Modesünden

Es europameisterschaftet sehr – so sehr, dass ich Isotonisches trinke statt Wasser. Man weiß ja nie.

Weil unsere schnelllebige Welt das Tempo während der EM offenbar nochmals angezogen hat, sei kurz an unsere EM-Beiträge über Biere, Teamquartiere und Orakeltiere erinnert. Zumal es sich so schön reimt.

Nach dieser schamlosen Eigenwerbung für Tage Ewigkeiten alte eigene Artikel gibt’s aber auch was Neues. Nicht von ZEIT ONLINE, aber das Kuratieren wird ja immer wichtiger für Journalisten, in Zeiten von diesem Internet, von dem jetzt immer alle reden. Also los:

stern.de greift zu verzweifelten Maßnahmen, um der Flut der Orakeltiere Herr zu werden – und stellt ein „Meta-Orakel“ ein:

Die 11 Freunde teilen ihr EM-Angeberwissen.

Das Satire-Ressort von SPIEGEL ONLINE hat schon mal vorsorglich einen Liveticker zum kompletten Spiel Niederlande – Deutschland geschrieben.

Derweil demonstriert US-Sportreporter Craig Sager Mut zum modischen Farbtupfer, Interviews und tumblr-Fotoblogs dokumentieren es. Sager macht sein Ding, obwohl er schon vor drei Jahren aufgefordert wurde, seine Klamotten zu verbrennen: „You take these clothes, and you burn ‚em!

Bei der EM sind die ganz großen Modesünden bislang ausgeblieben – Mehmet Scholl im Seemannspullover (?) hin, Kroatiens Trainer Slaven Bilic im Anzug samt Wollmütze her. Schließlich hat niemand die Absicht, mit einem Stahlhelm aufzulaufen. Oder so.

 

Für eine Handvoll Futter – Krake Paul ist lange tot, Orakeltier allerdings ein Trendberuf

„Ich schwöre, Noah hat gesagt, die Arche legt erst um 17 Uhr ab“, brachte das Einhorn heraus, als es am verlassenen Bootssteg stand. Doch seine bessere Hälfte schnaubte nur. So oder so ähnlich muss es gekommen sein, dass kein Einhorn zum EM-Orakel erkoren wurde.

Es ist nämlich so: Früher war jedes EM-Orakel ein Tier. Heute ist jedes Tier ein EM-Orakel. Bundesweit haben Lokalradios und Dorfbürgermeister Maskottchen mit hellseherischen Fähigkeiten Hunger gekürt. Von der Ausreißer-Kuh bis zum Zwergotter ist jeder Buchstabe des Alphabets gleich mehrfach belegt, Mops und Möwenschwarm sind nur der Anfang.

Das Allerletzte? Zwergotter-Orakel. Foto: Peter Zschage / Morgenpost Sachsen via dpa

Trendsetter war der inzwischen verblichene Krake Paul aus Oberhausen. Vier von sechs Spielergebnissen sagte er bei der EM 2008 korrekt voraus, bei der WM 2010 lag er bei allen acht Versuchen richtig.

In der Folge erlebte die Krakenforschung ihre Blütezeit. Die Sensibilität von Pauls Geschmackssinneszellen wurde ebenso kontrovers diskutiert wie seine Vorliebe für helle Farben und horizontale Flächen. Ungarns führender Verhaltensforscher Vilmos Csányi erhob gar Manipulationsvorwürfe. Kurz: Es entspann sich ein Drama, das erst mit Pauls Tod im Oktober 2010 endete. Im spanischen Carballiño beteuerte man eilig, nichts damit zu tun zu haben. Das Örtchen ist zwar für seine Tintenfischverarbeitung bekannt, die Verleihung der Ehrenbürgerwürde an Paul nach dem spanischen WM-Sieg habe aber mitnichten den Wunsch nach Filetierung beinhaltet, hieß es.

Denkmal für Krake Paul
Meereszoo-Manager Stefan Porwoll vor dem Denkmal zu Ehren von Orakel-Krake Paul. Foto: Bernd Thissen / dpa

Der Konkurrenzkampf unter den tierischen Orakeln tobte zu diesem Zeitpunkt längst. Mani, der Sittich aus Singapur, wilderte in Pauls angestammtem Revier. Lazdeika, Litauens Lieblings-Harlekinkrabbe, konzentrierte sich lieber auf Basketball, Maggie the Monkey auf Eishockey.

Auf dieses Gebiet hat sich allerdings auch Magdalena spezialisiert, die missgebildete Schildkröte mit den zwei Köpfen.

Köpfchen für zwei: Schildkröte Magdalena, Eishockey-Orakel
Köpfchen für zwei: Schildkröte Magdalena, Eishockey-Orakel. Foto: Jaroslav Podhorsky / dpa

Den Ausgang der Partien der Fußball-EM in Polen und der Ukraine tippt der Eber Funtik in Kiew – mit 380 Kilo ein Leichtgewicht gegen Elefantenkuh Citta aus Krakau. Die hatte sich gegen Esel und Papagei aus demselben Zoo durchgesetzt – mit ihrer richtigen Vorhersage des Champions-League-Siegers. Das Gewerbe professionalisiert sich eben, die ersten Affären um eine Stallorder sind wohl nur noch eine Frage der Zeit.

Derweil drängen Amateure en masse auf den Markt. Hier findet sich eine umfassende Liste. Am Ende wird selbst der sensationellste Sensationssieg von irgendeinem der flauschigen Viecher prophezeit worden sein. Da können die einzelnen Vertreter der Branche Orakel-Tier noch so unqualifiziert sein. Andererseits: Punxsutawney Phil, Titelheld des Films „Und täglich grüßt das Murmeltier“ und Urvater aller Orakeltiere, prophezeit im US-Bundesstaat Pennsylvania wie seine Vorgänger seit 1887 an jedem 2. Februar, wie lange der Winter noch dauert. Mit dürftigem Erfolg: Richtig lag er nur in 39 Prozent der Fälle.

Da könnte man lieber eine Münze werfen. Aber darum geht es ja nicht. Außerdem: Kinder und Tiere gehen immer. Alte Journalistenweisheit.