Kurzfazit
Am Ende bleibt eine Frage: Wann war der FC Barcelona, der Verein, der die vergangenen Jahre den internationalen Fußball beliebig dominiert hat, je so chancenlos gegen ein deutsches Team? Selbst sogenannte Bayern-Hasser müssen nach diesem Abend die Leistung des Münchner Teams anerkennen. Was der FC Bayern gegen Hannover, Wolfsburg oder den HSV kann, das kann er auch gegen einen Favoriten auf den Champions-League-Titel. Leider geil!
Herausragender Spieler der Partie war Thomas Müller, der mit Instinkt und Einsatz die Überlegenheit der Münchner verkörpert hat. Insgesamt spielten die Bayern von Beginn an konzentriert, taktisch diszipliniert und deshalb vor allem in der Defensive herausragend. Den Spaniern dürften sie zweidrittel des Ballbesitzes überlassen haben. Aber vor allem wenn es wichtig war, waren sie am Ball. Joachim Löw wird das interessiert verfolgt haben. Auch stark: Das Flügelspiel mit Lahm und Robben. In Barcelona werden sie sich nach diesem Halbfinale ärgern, dass sie Lahm vor Jahren nicht den Bayern weggekauft haben.
Was das Urteil nicht schmälert, aber erwähnt werden muss: Vor dem ersten Tor hat sich ein Bayernspieler beim Kopfball aufgestützt. Das zweite Tor fiel aus Abseitsposition. Und dem dritten Treffer ging ein Foul voraus.
Ansonsten: Ja, dieses Spiel konnte man nicht ohne Hoeneß-Hintergedanken verfolgen. Auch die Spieler nicht. Robben äußerte sich nach Schlusspfiff ehrlich und erschreckend: „Dieser Sieg ist auch für ihn“, sagte der Spieler und meinte seinen auf Kaution freigelassenen Präsidenten. Karl-Heinz Rummenigge ließ in einem kurzen Interview erkennen, wie sehr der Verein in den nächsten Wochen zu Hoeneß stehen werde. Er sagte, er könne sich den FC Bayern nicht ohne seinen Freund Uli Hoeneß vorstellen. Mia san Mia.
Reportage aus München kommt Morgen vom Kollegen Fritsch. Zur Nacht noch eine positive Nachricht, die die ganz ernsten Kollegen recherchiert haben:
Zum Glück läuft das Rückspiel im ZDF. Im Knast gibt’s ja kein sky.
— extra3 (@extra3) 23. April 2013
93′ Schluss, 4:0, ja 4:0 gewinnt der FCB gegen den FCB. Die Rede ist von einem historischen Spiel. In der Redaktion fliegen Pizzastücke durch den Newsroom. Ein kleines Fazit kommt, wenn die Gefühle gebändigt sind.
87′ Ribéry geht, Shaqiri, der andere wandelnde Schrank im Spiel. Was Sie auch wissen sollten: Jordi Alba, Typ linker Verteidiger ist sauer, schmeißt vor dem Einwurf den Ball an die Nase von Robben. #Empörung #Gelbe Karte
84′
Breaking: ein reguläres Tor. #fcbfcb
— Marcus Schwarze (@MarcusSchwarze) 23. April 2013
81′ Toooooooooooooooooooor! Müller! Müller! Müüüüüüüüülllllllller! Flanke von Alaba, dann der Schlitzohrige mit dem Fuß. Ja, sie haben mich, die Bayern begeistern jetzt. 4:0!
79′ Müller, dieser Teufelskerl, ich werde emotional. Die Fans im Stadion auch:
Sprechchor: „Ein‘ Uli Hoeneß, es gibt nur einen Uli Hoeneß!“ (of)
— zeitonlinesport (@zeitonlinesport) 23. April 2013
75′ Bartra schießt aus zwei Metern in die Wolken. Merke: Der Drops ist noch nicht gelutscht. Der Keks nicht gegessen. Noch nicht Schicht im Schacht, nix Schluss im Bus, kein Ende im Gelände, die Maus noch nicht aus. Es bleibt spannend, bleiben Sie dran.
72′ 3:0! Ich nehme alles zurück: Krasser Konter der Bayern: Ribéry auf Schweinsteiger, der überlegt auf Robben, der mit dem Ball tanzt.
70′ Falls Sie es noch nicht getan haben: Drücken Sie hier. Das Spiel lässt ja Zeit für solche Drückerein. Muss auch nur einmal sein. Gomez geht jetzt vom Platz, Gustavo kommt.
63′ Wundern Sie sich an dieser Stelle bitte nicht, weshalb hier nichts Neues erscheint. Ich könnte bloggen: „Wenn Messi hustet, hat Barcelona Grippe“ (Reif) Will ich aber nicht. Kein Klassespiel, aber: Die Bayern spielen tatsächlich besser als Barcelona, das muss ich anerkennen, Opa Jochen täte sich ärgern.
49′ 2:0 für die Bayern: Ecke, Müller wieder mit dem Schlitzohr und Gomez aus einem Meter mit dem linken Latschen ins Tor!
Vor der zweiten Halbzeit: schrieb unsere Leserin Tatjana, sie sei für Bayern. Weil es doch „ein internationaler Wettbewerb ist und jeder Erfolg einer deutschen Mannschaft jedem dt. Team zugutekommt (5-Jahres-Wertung, Uefa). Aber Tatjana! Nach Ihrem Kommentar musste ich mir während der Arbeit ein Bier nehmen, eine Pizza bestellen, schnaufen und zu einem gar nicht so schlechten Fußball-Buch greifen: „Der zwölfte Mann ist eine Frau“ von Wiebke Porombka:
„Jetzt komm mir bloß noch einer mit UEFA-Wertung! Ich glaube, es geht los. UEFA-Wertung, wenn ich das schon höre. Nix mit UEFA-Wertung! s gibt wenige Dinge, die mich dermaßen aus er Fassung bringen, wie das Gerede von der UEFA-Wertung oder den „Europa-Punkten“. Und wenn es dafür goldene Euroa-Punkte gäbe, ein Europa-Punkte-Abo, Europa-Punkte auf Lebenszeit: Ich werde niemals zu Bayern München halten. Nicht gegen Barcelona, nicht gegen Kiew, nicht gegen Manchester, gegen keinen Verein der Welt. Und ich kann jeden, der das tut, nur mit einem vernichtenden Blick strafen. Was bliebt mir auch sonst übrig.
Deshalb versuche ich, besonders vernichtend zu gucken, wenn wieder ein Freund oder Kollege mir erklären will, es sei in internationalen Wettbewerben, rein rechnerisch, einfach sinnvoll, deutsche Mannschaften zu unterstützen, wegen der – sag es bitte nicht!
Natürlich verstehe ich die Begründung: Ich kann auch rechnen. Aber: Vielleicht will ich es in diesem Fall gar nicht. Vielleicht muss in den entscheidenden Fragen des Lebens Prinzipientreue über Verstand gehen? Wo kämen wir sonst hin?“
Halbzeit: Das Spiel ist konzentriert angespannt. Eine Halbzeit ohne ganz große Chancen, aber mit schönen Spielzügen. Robben und Lahm stark auf ihrer Seite. Falls Sie es verpasst haben: Messi spielt auch mit. Hoeneß freut sich. In der Redaktion werden wegen all dem selbst Norddeutsche Redakteure zu Bayern-Akzeptanten, –Tollerierer oder gar zu Fans. Und auch unser Kollege im Stadion hat Spaß:
Direkt vor mir läuft Roy Keane entlang. Und ich hab die Schienbeinschoner nicht an. Würd mir andrerseits eh nichts helfen. (of)
— zeitonlinesport (@zeitonlinesport) 23. April 2013
36′ Siebte Ecke für die Bayern. Selbst mein Opa hätte nach diesem Spielverlauf zugegeben: Der FC Bayern ist heute gut. Aber, ja Herr Aldi, diese Haltung oder Antihaltung kann ich nicht verbergen.
32′ Zweites (oder drittes) Mal Handspiel im Strafraum der Münchner, Spanier, es war zum zweiten oder dritten Mal nicht der Torwart. Dieses Mal der Kleine mit den dunklen Haaren. Auch dieser Fußballkenner hat es erkannt:
Wieder Handspiel von Barca!!!
— Boris Becker (@TheBorisBecker) 23. April 2013
25′ Ecke, Lockenkopf von Dante und dann Müller mit seinem Schlitzohr: Doppelkopfball, 1:0 für den FC Bayern. Wow, schöne heile Welt.
15′ Lahm, der wuseligste von allen Bayern schießt, Piqué hält seinen Ellenbogen zwischen Tor und Ball, und der Schiedsrichter pfeift nicht. „Es gibt Schiedsrichter, die …“ sagt Marcel Reif, der Sky-Kommentator. Eine schwere Entscheidung. Wahrscheinlich ist es das letzte Tabu in diesem Land, Marcel Reif gut zu finden.
10′ 70 Prozent Ballbesitz für Barcelona, Bayern jedoch leicht überlegen. Ansonsten: Der Platzregen hat im Mittelkreis eine Pfütze hinterlassen. Bayernfans halten ein Riesenplakat hinter dem Bayerntor in die Luft: „Schöne heile Welt“, steht da. Könnte Seehofer bezahlt haben.
2′ Robben eröffnet den Frühlingsabend mit einer Großchance aus sechs Metern, zu flach geschossen fürs Tor.
20:44 Diese 22 Männer stehen auf dem Rasen:
Aufstellung Barca: Valdés – Alves, Piqué, Bartra, Alba – Busquets, Xavi, Iniesta – Alexis Sánchez, Messi, Pedro (of)
— zeitonlinesport (@zeitonlinesport) 23. April 2013
Bayern: Neuer – Lell ääh Lahm, Boateng, Dante, Alaba – Schweinsteiger, Martinez – Robben, Müller, Ribéry – Gomez (of)
— zeitonlinesport (@zeitonlinesport) 23. April 2013
20:40 Erstes Gebot vor dem Anpfiff: Man darf ein Fußballspiel nicht nur auf Messi reduzieren. Zweites Gebot vor dem Anpfiff: Alle Bayern-Spieler sind total fokussiert, das Thema Hoeneß spielt überhaupt keine Rolle. Drittes Gebot vor dem Anpfiff:
Vorbemerkung
Mario Götze hat früher in Bayern-Bettwäsche geschlafen. Genau wie seine Brüder Fabian und Felix. Ich habe geschluckt, als ich diese unglaubliche Nachricht heute las. Der Großvater hat es einem Reporter der AZ verraten. Man. Man.
Als mein Opa Jochen noch lebte, schmückte immer ein schelmisches Lächeln sein Gesicht, mindestens wenn er über Fußball sprach. Er verstand viel von diesem Sport, lange Jahre hatte er als Bauer gearbeitet und nach der Ernte als Libero verteidigt, damals in den Fünfzigerjahren für Traktor Dalberg.
„Eigentlich“, sagte er oft zu mir, nachdem er von seinen schönsten Toren und Gegentoren geschwärmt hatte, sei das mit dem Fußball alles nicht so schlimm: „Hauptsache die Bayern gewinnen nicht!“
Irgendwann habe ich rausgefunden, dass es andere Menschen als meinen Opa gibt, Menschen, wie Mario Götze, Uli Hoeneß, Menschen, die für den FC Bayern sind. Ich habe dafür inzwischen Verständnis. Es geht ja „eigentlich“ nur um Fußball. An Tagen wie diesen, nachdem Hoeneß verhaftet und Götze verkauft wurde, muss das in der Vorbemerkung eines Live-Blogs erwähnt werden. Also: FC Bayern gegen den FC Barcelona. Ab 20:30 Uhr stehen wir mit Oliver Fritsch, unserem twitternden Reporter im Stadion, im steten Austausch, verfolgen das Fernsehsignal und bloggen aus der Redaktion live – lesen und kommentieren Sie mit, erst Recht, wenn Sie trotz allem für den FC Bayern sind.