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Wohltemperierte Disharmonie

 

Pirx aus Köln widmen sich musikalischen Extremsituationen. In der Arbeit am Computer entstehen Klanggebilde des gesunden Menschenverstands

Cover

 
Pirx – Once Upon A Time
 
Von dem Album: Deleted Scenes Satelita/A-Musik (2009)

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Im Weltraum gibt es einen Pirx, der ist Pilot. Und Antiheld der weitläufigen Gedanken des polnischen Schriftstellers Stanislaw Lem. In dessen Romanen ist Pirx eine wiederkehrende Figur. Er meistert Extremsituationen mit gesundem Menschenverstand und etwas Glück. Sein Gegenspieler ist häufig ein Roboter oder eine andere Maschine.

In Köln gibt es auch Pirx. Der, die oder das ist eine Band, ein Ensemble, ein Duo – wie nennt man das bloß? Schließlich klingt die Musik eher, als entspringe sie nur einem Klangkörper. Und der ist etwas seltsam. Maciej Sledziecki spielt Gitarre – ihm gegenüber steht ein Computer, vor diesem sitzt Frau W. Sie sind keine Figuren von Stanislaw Lem. Sie spielen nicht den Kampf zwischen Mensch und Maschine: Der Mensch klappert, raschelt, schabt auf der Gitarre. Der Computer steuert synthetische Klänge bei, warme Harmonien schweben aus der Festplatte in den Raum. Später ist es wieder umgekehrt, da britzelt und fiept der Rechner rastlos, die Gitarre stiftet Orientierung.


Frau W. und Maciej Sledziecki sind Pirx

Dieses Duo meistert die Extremsituationen nicht nur – es sucht sie. Die Musiker schichten Unwägbarkeiten aufeinander und meiden das Berechenbare. Vielleicht ist es ein Zeichen gesunden Menschenverstands, nicht zu wiedererkennbaren Melodien und Rhythmen zu greifen? So zerlegen Pirx die Musik in ihre Einzelteile. Manchmal auch nur einen einzigen Ton. Um ihn neu zusammenzusetzen — das nennt man Granularsynthese.

Die Musik von Pirx ist wohltemperierte Disharmonie, sie weicht nur soweit von der reinen Verstimmung ab, wie es das Ohr toleriert. So homogen das Zusammenspiel – das Ergebnis ist immer ein Bruch mit Dagewesenem. Und wirkt dabei niemals streng.

Die elf Stücke, Skizzen – oder nennen wir sie Szenen? – sind klanglich klar voneinander abgegrenzt. Will meinen: keins klingt wie das Andere. Dieses Album ist nicht im Fluss, sondern es befindet sich im dauerhaften Zustand des Abbruchs.

„Deleted Scenes“ von Pirx ist bei Satelita/A-Musik erschienen.

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