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Im Einsatz für die Lieblichkeit

 

Konstantin Gropper alias Get Well Soon galt als große deutsche Pophoffnung. Leider klingt sein zweites Album „Vexations“ allzu überfrachtet.

Konstantin Gropper ist Get Well Soon (© Jens Oellermann)
Konstantin Gropper ist Get Well Soon (© Jens Oellermann)

Es war eines jener Debüts, wie es sie so früh vollendet aus Deutschland nur sehr selten zu hören gibt: Mit seiner Band Get Well Soon und Rest Now, Weary Head! You Will Get Well Soon war dem jungen Schwaben Konstantin Gropper ein Pop-Entwurf gelungen, der ihm internationale Beachtung brachte – und jeden weiteren Karriereschritt mit einer hohen Hypothek belastete.

Schnell und scheinbar gelassen machte sich Gropper nun an die schwierige zweite Platte. In nur zwei Wochen wurden die Songs für Vexations geschrieben, das ein Konzeptalbum über den Stoizismus sein will, tatsächlich aber eine mächtige bildungsbürgerliche Bugwelle vor sich herschiebt. Es treten auf: Seneca, Georg Büchner, Homer, Sartre, Satie, Heraklit, Moby Dick und sogar der weiße Wal der deutschen Philosophie, Peter Sloterdijk.

So hoch hier inhaltlich gestapelt wird, so sehr geht’s klanglich in die Breite. Streichquartett und Bläser ersetzen die übliche Band, nur manchmal rumpelt linkisch das Schlagzeug dazwischen, als hätte es sich in der Musik geirrt. Dafür sind Xylo, Marimba- und Vibrafone im Einsatz für die Lieblichkeit. Wenn Gropper dann mit großer Geste und dunkler Stimme durch Tiefsinnigkeiten wie Aureate!, We Are The Roman Empire oder Seneca’s Silence steigt, gehen die überfrachteten Songs endgültig in die Knie.

„Vexations“ von Get Well Soon ist erschienen bei City Slang.

Dieser Artikel wurde in der ZEIT Nr.3/2010 veröffentlicht.