Kristof Schreuf, ein Pionier der Hamburger Schule, interpretiert die Klassiker der Popgeschichte. „Bourgeois With Guitar“ ist ein Mash-Up-Album der besten Sorte.
An der Vergangenheit führt im Pop kein Weg vorbei, auch nicht bei Kristof Schreuf. Auf seinem ersten Soloalbum Bourgeois With Guitar macht sich der Pionier der Hamburger Schule an Klassikern der Pop- und Rockgeschichte zu schaffen, die er in seinem Sinne interpretiert.
Man kennt das Verfahren unter vielen Namen: Mash-up-Rock, Bastard-Pop, Musik nach dem eBay-Prinzip: drei, zwei, eins – meins. Und doch ist das, was sich hier unter dem zerstreuten Zugriff des einstigen Sängers der Band Kolossale Jugend ereignet, keine anämische Zweit- und Drittverwertung.
Wenn Schreuf seine Zeilen heraushaspelt, fremde Texte unter selbstverfasste Melodien mischt oder gar Simon & Garfunkel mit The Who kreuzt, bleibt er stets bei sich – und agiert zugleich weit draußen im Nirgendwo. Wo Cover-Bands bloß nachspielen, umgarnt dieser letzte Dadaist des deutschen Popliedguts die Originale mit versonnenen Gitarren und einem wunderbar abwesenden Gesang.
So wird aus Hardrock Folkpop, der nebenbei den Beweis antritt, dass sich sogar ein Neil Young entschleunigen lässt. „Ich bin ein Riss / ich will durch Wände“, singt Schreuf im Titelsong.
„Bourgeois With Guitar“ von Kristof Schreuf ist erschienen bei Buback/Indigo.
Dieser Artikel wurde veröffentlicht in der ZEIT Nr. 15/2010.