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Der Beatle in uns

 

Andrew Collberg aus Arizona hat’s vollbracht: „On The Wreath“ ist ein wahres Sommerhitalbum. Eines, das man sogar gern haben kann.

© Groove Attack

Es gab ja mal dieses große Ding mit dem Sommerhit (oder gibt’s das noch immer?). Eine besondere Launigkeit bestimmter Lieder, Stile, Künstler fasste angeblich das Gefühl der Jahreszeit in passende Rhythmen. So bescherte uns diese Spezies Liebgewonnenes wie Mungo Jerrys In The Summertime genauso wie Zeitgemäßes à la Lambada bis hin zu Abstrusitäten vom Schlage des rumänischen Gejaules Dragostea din Tei, das es vor einigen Jahren schaffte, zeitgleich in bis zu vier Versionen die Hitparade zu durchdröhnen.

Das sind natürlich alles Marketingkonstrukte, die seit Eddie Cochrans Urvariante Summertime Blues mit künstlichen Begehrlichkeiten das saisonale Verkaufsloch füllen sollten. Und doch denkt man gleich an einen Sommerhit, hört man eine Platte, die so gefällig ist wie ein warmer Sonnenstrahl und leichter daher kommt als eine frische Brise am Strand. Diese Platte heißt On The Wreath und ist das Debütalbum des amerikanischen Exil-Schweden Andrew Collberg. Im Ganzen wunderbar wie ein – pardon für diese Plattitüde – Sommertag am Meer.

On The Wreath verströmt einen Gitarrenfolk, dem man anzuhören glaubt, Collberg habe ihn in freier, gücklicher Natur erdacht. Beim gemächlichen Wait inside wähnt man sich auf einem dümpelnden Segelboot im Abendrot, die milden Bläsersätze in Plastic Bows entführen auf eine schattige Wiese, die noch ein wenig nass ist vom warmen Juliregen, der im Eröffnungsstück Clouds of all your rain gefallen ist.

Ein wetterfühliges Album ist es, auf dem sich Andrew Collberg am liebsten durch die Elemente singt, hier am Ufer, dort davor, doch immer erdverbunden. Wie das Cover mit dem Elch vorm zauseligen Sänger inmitten psychedelisch kolorierten Gestrüpps. Es klingt ungemein beruhigend, wenn er mit der wunderbaren Clementine durch den Wald spaziert.

Kaum volljährig hatte der Songwriter aus Arizona ein mittlerweile verschollenes Erstlingswerk in Eigenregie produziert. Nun ist Collberg 21, und in seinen Songs klingen hier wie da Lennon und McCartney durch. Nicht als Reminiszenz, auch nicht als Vorbilder, sondern als Quintessenz organischer Rhythmen, die sich in Harmonie verlieren. Der Beatle in uns sozusagen, der Beatle im Pop, der Beatle im ewigen Erdbeerfeld – er steckt tief in Andrew Collberg. Und man möchte ihm als ernsthaftem Musiker eigentlich großväterliche Attribute wie dieses ersparen, aber er klingt, tja: unbekümmert. Nie berechnend nämlich, bisweilen etwas getragen, aber stets abseits aller Referenzen, die ihm angehaftet werden, von Bob Dylan über die Cardigans bis zu den Kings of Convenience.

Ein einzelner Sommerhit ist sicher nicht dabei, On The Wreath lässt sich nicht teilen, aber alle zehn handgeschriebenen Stücke (plus eines von seinem Gitarristen Connor Gallagher) ergreifen ein Gefühl, auf das wir noch warten. Es ist ein sonniges.

„On The Wreath“ von Andrew Collberg ist erschienen auf LP und CD bei Le Pop Musik/Groove Attack.