„The Underdog“ klingt wie ein tanzbarer Soundtrack. Was die französischen Super Preachers da zusammenmischen, ist eine tolle Alternative zum glatten R’n’B der Charts.
Ausgerechnet in Zeiten, da alles zwanghaft Pop wird, entleert sich die Welt der Popmusik. So heftig die Hitparaden auch mit Neueinstiegen überschwemmt werden, so wenige Plattenverkäufe mittlerweile zu einem Platz in den Top Ten reichen und so groß das Repertoire veröffentlichter Songs im Vergleich zu früher auch sein mag: Alles wirkt sonderbar gleichförmig, kaum etwas sticht heraus, überall Durchhörbarkeit. Schiere Masse kann so klein klingen.
Da ist es keine schlechte Idee, mit Größenwahn gegenzuhalten. Die Super Preachers zum Beispiel machen nicht nur im Bandnamen ein Fass auf. Das Projektkollektiv des Pariser Soundtüftlers François Carles will die quantitativ überfüllten, qualitativ eher dünn besetzten Bereiche von Funk, Soul, Elektro, Hip-Hop und Dance, die eher schlecht als recht mit R’n’B überschrieben werden, zu einer New Old School zusammenzuführen.
Und in der Tat: Mit wechselnden Künstlern an der Seite zeigt Carles dem ausgenudelten Genre zwischen Rihanna, Xavier Naidoo, Amy Winehouse und Pink, was im Stilmix drinsteckt, wenn man seine Teilbegriffe Stilistik und Mixtur nur ernst nimmt.
Mit dieser großen Ernsthaftigkeit im Spaß an der Kollage nimmt uns sein neues Album The Underdog nun mit auf die große Kreuzfahrt. Vorbei an allem, was beim ersten Hinhören durcheinander wirkt, als Komposition aber zu einer Art analogem Big Beat wird. Gleich nach dem Auftaktsong im Shirley-Bassey-Gedenken, suchen die Super Preachers im weiten Feld moderner Chartstauglichkeit nach Inspiration und treffen fast beiläufig auf die Gorrilaz (Lonely Boy), Fatboy Slim (Soul Lion), Propellerheads (Passionata) oder Arrested Development (Gershwin on Fire).
Sie streifen durch die halbe Soundtrackhistorie von Peter Sellers bis Ocean’s Eleven, gönnen sich ein symphonisches Intro nebst Outro und machen, gefeatured von einem halben Dutzend Artverwandten wie Rude Boy oder Sista Moon, aus all den Versatzstücken mit großer Geste echte Orchestermusik. Selbst wenn sie vom Rechner kommt.
Das ist, pardon: Ganz großes Kino. Denn nicht nur, weil mancher Titel des hierzulande ignorierten Debütalbums von 2003 zu Erkennungsmelodien mehrerer Filme wurde, klingen auch die 16 neuen eher inszeniert als komponiert. „Zelluloid für den Gehörgang“, nennt Carles sein Funkertainment folglich. Es verleiht den Super Preachers ein Gewicht, das weit eindrücklicher aus den Boxen kommt als all das Grundrauschen eitlen R’n’B-Marketings. Zu schade, dass die Hitparaden davon wie immer frei bleiben werden.
„The Underdog“ von den Super Preachers ist erschienen bei Hazelwood/Rough Trade.