Wundervoll fauler Synthiepop. Der Produzent Dan Black setzt Easy Listening unter Strom. Auf seinem Solodebüt „((un))“ entwickelt er den Zauber des Schematischen.
Was, bitteschön, soll das denn sein: Soul? R’n’B? Disco? Nu Funk? Nu Electro? Nu Allesundnichts, womöglich – öhhrks! – Pop? Etwa gar Pop aus Überzeugung, weil so munter drauflos gesampelt, gemixt, gemasht wird, dass genauere Definitionen schwierig sind? Pop, der sein Wesen widerspiegelt statt seine Haltlosigkeit?
Das Solodebüt von Dan Black ist nicht leicht einzuordnen, obwohl doch alles so stimmig klingt und jeder Ton zum nächsten passt. Sein Album ((un)) wirkt derart geschmeidig, dass im Vergleich hierzu selbst Seifenblasen kantig erscheinen.
Nonnenchoral oder Parfümwerbejingle – da weht etwas Seichtes durchs Auftaktstück Symphonies, das als Single-Auskopplung noch HYPNTZ hieß und Rihanna huldigen wollte.
Das spätjackoeske Rap-Falsett des früheren Indierockers Black (The Servant) sehnt sich offenbar diesen Symphonies entgegen, bis dorthin, wo „Angels playin’ / and the Loneliness got blown away„.
Kann Musik durchschaubarer sein, glatter? Wohl kaum. Und doch ist hier eine ganz andere Frage von Belang: Wieso in Dreiteufelsnamen ist dieser faule Synthiepop trotz alledem so wundervoll?
((un)) hat Spannung, Druck, nervöse Gereiztheit. Der „Multiinstrumentalist und Produzent“ Dan Black, wie ihn sein Label feiert, setzt Easy Listening unter Strom. Er will uns herausfordern, knallt uns eine Stromlinie nach der anderen vors musikalische Anspruchsdenken, lacht kurz schelmisch und macht sich an die Arbeit, dieser Linie Leben einzuhauchen.
So wird Dan Black fast zum Advocatus Diaboli des Pop. Ein Doppelagent, der vorgibt, zwei Seiten zu dienen, am Ende aber nur der eigenen nützt, zum Glück der guten. Und er macht das mit so viel Eifer, dass sein kindlicher Countertenor bisweilen fast bricht. Er trickst, täuscht und blendet so leidenschaftlich, dass am Ende ein teflonartiges Artefakt wie Alone herauskommt, voller „I was dreaming when I saw you“ und „desires“ . So erratisch, als ersuche der Mainstream mit Dans Hilfe Asyl im Independent.
Songs wie Pump my Pumps setzen das fort. Er klemmt ein hittaugliches Gitarrenriff unters tanzbare Madonnadiscofoxrumpftata, durchsetzt es mit Vocoder-Spielereien, gönnt dem Ganzen gelegentliche Atempausen und macht damit vergessen, wie bausteinartig solche Stücke konstruiert sind. Eins nach dem anderen entfaltet diesen Zauber des Schematischen, des Betrugs. Wonder etwa, grässlich, einnehmend. U + Me, biegsam, viril. All dies macht ((un)) womöglich zur besten schlechten Platte aller Zeiten, zur ersten vielleicht, die zugleich wütend und glücklich macht.
„((un))“ von Dan Black ist jetzt in Deutschland bei Embassy of Music erschienen. Das Album wurde bereits 2009 in England und den USA veröffentlicht.