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Pop nach Aloe Blaccs Rezept

 

Der Amerikaner Pigeon John singt gescheite Texte zu einer Mischung aus Hip-Hop und Soul. Jetzt ist sein Deutschland-Debüt „Dragon Slayer“ erschienen.

© Universal Music

Amerikanischer Hip-Hop findet seine Kundschaft hierzulande vor allem bei den Insassen schlecht aufgeräumter Kinderzimmer. Wer die dreißig ansteuert oder gar überschritten hat, greift lieber zu einer musikalischen Formel, die zuletzt Aloe Blacc mit I Need A Dollar servierte: ein eher dezentes Hip-Hop-Fundament, kombiniert mit der Leidenschaft des Soul und der Süffigkeit des Pop.

Auch Dragon Slayer, das Deutschland-Debüt des kalifornischen Rappers Pigeon John, funktioniert nach diesem Rezept. „I am the bomb and I’m about to blow up!„, behauptet er zum beschleunigten Klatschen eines uralten Baumwollpflücker-Beats. Die makellose Effizienz des aktuellen Pop trifft auf die Sehnsucht nach einer verloren gegangenen Authentizität.

Ein halbes Dutzend Alben hat Pigeon John in den USA schon veröffentlicht – und gilt doch noch immer als Talent im Schlummerzustand. Man ahnt, warum: Seine Texte sind gescheit und amüsant, die musikalische Vielfalt von Dragon Slayer erscheint wie ein Querschnitt durch die aktuellen Poptrends – perfekt in Szene gesetzt, aber irgendwie auch ein bisschen uncool und erwachsen. Genau wie in dem Werbespot für Volkswagen, in dem die reanimierten Tanzlegenden Gene Kelly und Donald O’Connor auf dem Rücksitz eines VW Jetta sitzen und zum Pigeon-John-Hit The Bomb mit den Füßen zappeln.

„Dragon Slayer“ von Pigeon John ist erschienen bei Quannum/Universal.

Aus der ZEIT Nr. 32/2011